1. Einleitung

Die internationale Beschaffung aus der Schweiz ist ein entscheidender Faktor für die strategische Wettbewerbsfähigkeit zahlreicher Unternehmen. Angesichts der zunehmenden Globalisierung und technologischen Disruptionen müssen Beschaffungsstrategien nicht nur Kostenvorteile realisieren, sondern auch Risiken minimieren und nachhaltige Innovationen fördern. Dieser Beitrag analysiert die Kernelemente der globalen Beschaffung, beleuchtet relevante Herausforderungen und diskutiert praxisorientierte Fallbeispiele.

2. Strategische Ziele der internationalen Beschaffung

  • Optimierung der Kostenstrukturen: Globale Einkaufsstrategien bieten Zugang zu preisgünstigen Produktionsstandorten, die durch Skaleneffekte und niedrige Lohnkosten Wettbewerbsvorteile generieren.
  • Diversifikation der Lieferketten: Internationale Liefernetzwerke verringern die Abhängigkeit von einzelnen Quellen und erhöhen die Resilienz gegen externe Störungen.
  • Zugang zu Spitzeninnovationen: Internationale Lieferanten können spezialisierte Technologien und fortschrittliche Fertigungslösungen bereitstellen, die Wettbewerbsvorteile auf globalen Märkten sichern.
  • Unterstützung der Nachhaltigkeitsziele: Grünes Beschaffungsmanagement eröffnet Chancen zur Reduktion von Umweltbelastungen und zur Einhaltung von ESG-Kriterien.

3. Schlüsselfaktoren der internationalen Beschaffung

  1. Zollrechtliche Rahmenbedingungen
    Unternehmen müssen sicherstellen, dass Zolltarife und Ursprungsangaben den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Die Kenntnis aktueller Einfuhrbestimmungen, wie auf www.bazg.admin.ch dargestellt, ist essenziell.
  2. Internationale Handelsabkommen
    Freihandelsabkommen (z. B. EFTA oder bilaterale Abkommen) schaffen nicht nur Zollvorteile, sondern setzen auch spezifische Ursprungsregeln voraus, die exakt eingehalten werden müssen.
  3. Incoterms und vertragliche Verantwortung
    Eine präzise Auswahl der Incoterms 2020 definiert Verteilungs- und Kostenverantwortlichkeiten. Fehlinterpretationen können erhebliche finanzielle Nachteile verursachen.
  4. Logistische Herausforderungen
    Komplexe Transportketten erfordern flexible und skalierbare Logistikstrategien. Steigende Energiepreise und geopolitische Risiken beeinflussen dabei die Planungsprozesse.
  5. Währungs- und Marktvolatilität
    Der Einfluss von Wechselkursschwankungen kann durch finanzielle Instrumente wie Hedging abgesichert werden, um Kalkulationssicherheit zu erhöhen.
  6. Compliance und ethische Standards
    Die Einhaltung internationaler Richtlinien sowie sozialer und umweltbezogener Standards (z. B. ISO 14001) ist ein zentraler Bestandteil nachhaltiger Beschaffungsstrategien.
  7. Normen und Produktezulassungen
    Für viele Branchen sind spezifische Produktnormen und Zertifizierungen unabdingbar. Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle importierten Produkte internationalen und lokalen Standards entsprechen, um Verzögerungen oder Marktzugangsbeschränkungen zu vermeiden.
  8. Geopolitische Entwicklungen
    Politische Unsicherheiten, Handelskriege und die Einführung von Strafzöllen erfordern höhere Agilität in der Beschaffung. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Offshoring- und Produktionsverlagerungsstrategien flexibel anzupassen, um Wettbewerbsvorteile zu sichern.

4. Zeitgemässe Herausforderungen

  • Sanktionspolitik und geopolitische Risiken: Handelskonflikte und Sanktionen schaffen Unsicherheiten, die alternative Lieferketten und strategische Resilienz erfordern.
  • Brexit und regulatorische Divergenzen: Nach dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs haben sich die Handelsmodalitäten verändert, was komplexe Zoll- und Logistikprozesse mit sich bringt.
  • Pandemiebedingte Umstrukturierungen: COVID-19 hat die Bedeutung robuster Lieferketten unterstrichen und den Trend zur Regionalisierung verstärkt.
  • Nachhaltigkeitsanforderungen: Steigende regulatorische Anforderungen und Marktbedürfnisse erzwingen die Integration von ESG-Kriterien in globale Lieferkettenstrategien.

5. Fallstudien

5.1 Komponentenbeschaffung aus Asien

Ein Schweizer Hersteller elektronischer Geräte nutzt ein Freihandelsabkommen mit China, um Zollkosten zu reduzieren. Strenge Ursprungsprüfungen und optimierte Lagerhaltung minderten gleichzeitig Verzögerungen und erhöhten die Versorgungssicherheit.

5.2 Lebensmittelimporte aus der EU

Ein Importeur von Olivenöl profitiert von zollfreien Lieferungen unter dem Abkommen Schweiz–EU. Allerdings mussten umfassende veterinärrechtliche und lebensmitteltechnische Auflagen erfüllt werden, um die Vermarktung zu ermöglichen.

5.3 Maschinenkauf in Nordamerika

Ein Maschinenbauunternehmen reduzierte durch die Umstellung von DDP auf FCA die Transport- und Logistikkosten. Eine klare Verteilung der Verantwortlichkeiten in der Lieferkette ermöglichte zusätzliche Einsparungen.

Fazit

Die internationale Beschaffung erfordert ein hohes Mass an Expertise, um regulatorische und wirtschaftliche Risiken zu minimieren. Durch gezielte Strategien, angepasst an aktuelle globale Entwicklungen, können Unternehmen langfristige Wettbewerbsvorteile sichern. Insbesondere eine nachhaltige und resiliente Beschaffungsstrategie wird zunehmend zum Schüsselfaktor für den Erfolg auf internationalen Märkten.

Relevante Links und Quellen