Strategische Reaktionen auf US-Strafzölle am Beispiel Hyundai
Die von der Trump-Regierung verhĂ€ngten US-Strafzölle auf zahlreiche ImportgĂŒter stellen Unternehmen vor grosse Herausforderungen. Strategische EinkĂ€ufer mĂŒssen entscheiden, wie sie darauf reagieren, um Mehrkosten zu vermeiden und die RentabilitĂ€t zu sichern. Im Folgenden werden strategische Optionen â Offshoring, Nearshoring und Onshoring â erlĂ€utert und analysiert, warum insbesondere Investitionen in den USA (Onshoring) unter den neuen Rahmenbedingungen attraktiver sind. Als Beispiel dient der Automobilhersteller Hyundai, der durch den Bau neuer Werke in den USA Strafzöllen entgeht und kommerziell profitiert. Ausserdem wird betrachtet, inwiefern sich Strafzölle in den Preisen niederschlagen (Pass-Through-Raten) und was dies fĂŒr die Planung bedeutet. Im zweiten Teil folgen konkrete Handlungsempfehlungen fĂŒr strategische EinkĂ€ufer, etwa zu Lieferantenwahl, Materialalternativen, Lagerhaltung, Vertragsgestaltung und Preisweitergabe.
Offshoring, Nearshoring und Onshoring im Zollkontext
Unternehmen können ihre Produktion oder Beschaffung geografisch verlagern, um Kosten oder Zölle zu minimieren: Offshoring bezeichnet die Verlagerung in ein weit entferntes Ausland (hĂ€ufig NiedriglohnlĂ€nder), Nearshoring die Verlagerung in nahegelegene LĂ€nder (z.B. Nachbarstaaten oder innerhalb desselben Handelsraums) und Onshoring die Verlagerung ins eigene Land bzw. in das Zielland des Absatzmarktes. In der Vergangenheit boten Offshoring und Nearshoring oft Vorteile â etwa Kostenersparnisse oder Zollfreiheit durch Freihandelsabkommen.
Unter der neuen Trump-Politik, die alle HerkunftslĂ€nder ins Visier nimmt, haben sich die Spielregeln geĂ€ndert: FlĂ€chendeckende US-Strafzölle treffen Importe aus der ganzen Welt, sodass klassische Ausweichstrategien an Wirkung verlieren. Beispielsweise wurden seit 2025 Zölle von 25âŻ% auf Stahlimporte und 10âŻ% auf Aluminiumimporte erhoben â ohne Ausnahme fĂŒr verbĂŒndete LĂ€nder. Selbst Lieferungen aus Nachbarstaaten wie Kanada oder Mexiko unterliegen diesen AufschlĂ€gen. In diesem Umfeld ist nur noch die Verwendung von US-Material eine Garantie, Zölle zu vermeiden (Update – USA verhĂ€ngen Zölle auf Stahlimporte | Zollbericht | USA | Zolltarif, Einfuhrzoll). Mit anderen Worten: Verlagert ein Unternehmen die Beschaffung ins ânaheâ Ausland (Nearshoring) oder in ein Drittland (Offshoring), spart es keine Zölle mehr, da alle auslĂ€ndischen Bezugsquellen gleichermassen tarifiert werden. Dieses Umfeld erhöht die AttraktivitĂ€t von Onshoring-Lösungen, also Produktion innerhalb der USA, erheblich.
(Handelsstreit: Wie wirken sich Trumps Zölle auf Europa aus? | tagesschau.de) Stahlrollen im Werk: Importierter Stahl wird in den USA mit 25âŻ% Zoll belegt â nur in den USA hergestellter Stahl bleibt verschont.
Hyundai reagierte exemplarisch auf diese Situation: Der sĂŒdkoreanische Konzern kĂŒndigte Investitionen von 21âŻMilliarden US-Dollar in den USA an, um seine ProduktionskapazitĂ€ten vor Ort stark auszubauen. Geplant ist unter anderem ein neues Stahlwerk in Louisiana fĂŒr 5,8âŻMrd. $, das jĂ€hrlich 2,7 Mio. Tonnen Stahl herstellen soll, sowie eine Erweiterung der Automobilfertigung in Georgia (Autohersteller Hyundai plant riesige US-Investitionen – FOCUS online). Durch diese Onshoring-Strategie kann Hyundai kĂŒnftig benötigten Stahl und Fahrzeuge lokal in den USA produzieren und muss auf deren Import keine Strafzölle mehr zahlen. US-PrĂ€sident Trump begrĂŒsste die PlĂ€ne ausdrĂŒcklich als Erfolg seiner Zollpolitik: Hyundai werde âseinen Stahl in Amerika produzieren und seine Autos in Amerika herstellen und so keine Zölle zahlen mĂŒssenâ, sagte Trump bei der AnkĂŒndigung (Autohersteller Hyundai plant riesige US-Investitionen – FOCUS online). FĂŒr Hyundai bedeutet das nicht nur das Umgehen der Zölle, sondern auch handfeste wirtschaftliche Vorteile. Die hohen Investitionen schaffen lokale Wertschöpfung und ArbeitsplĂ€tze, aber eben auch Kostenvorteile im US-GeschĂ€ft: Da die in den USA hergestellten Produkte nicht mit 25âŻ% Importzoll belastet werden, kann Hyundai sie entweder preislich wettbewerbsfĂ€higer anbieten oder zu bisherigen Preisen verkaufen und die eingesparten Zollkosten als höheren Gewinn verbuchen. Beide Effekte verbessern die RentabilitĂ€t des US-GeschĂ€fts.
Hyundai ist kein Einzelfall â viele auslĂ€ndische Unternehmen besitzen bereits Werke in den USA und können diese nun gezielt nutzen, um Strafzöllen zu entgehen. Beispielsweise produzieren zahlreiche europĂ€ische und asiatische Automobilhersteller (deutsche Premiummarken, japanische und koreanische Hersteller) seit Jahren in US-Werken. Wenn neue Importzölle verhĂ€ngt werden (etwa drohende Autozölle von 25âŻ%), bleiben lokal gefertigte Modelle verschont, wĂ€hrend importierte Modelle teurer wĂŒrden. Firmen mit lokaler Produktion haben somit einen zusĂ€tzlichen Freiheitsgrad, um ihre Margen auf dem US-Markt zu sichern oder zu steigern: Sie können die Versorgung verstĂ€rkt aus den US-Werken bestreiten und dadurch Zollkosten vermeiden, die ihre Wettbewerber ohne US-Produktion treffen wĂŒrden. Die Gewinne, die die US-Tochterunternehmen dadurch erwirtschaften, können vermehrt an die Muttergesellschaft abgefĂŒhrt werden. Somit trĂ€gt die Onshoring-Strategie dazu bei, die ProfitabilitĂ€t des Gesamtkonzerns unter verschĂ€rften Zollbedingungen zu erhalten. Gerade in Zeiten, in denen Offshoring/Nearshoring keine Zollvorteile mehr bringt, bietet eine etablierte lokale PrĂ€senz einen kritischen Wettbewerbsvorteil.
Zusammenfassend zeigt das Hyundai-Beispiel: Investitionen in den USA (neue Werke, lokale Partnerschaften) sind ein effektiver Weg, um Strafzölle zu umgehen. Off- oder Nearshoring allein reicht unter einer Politik globaler Strafzölle nicht mehr aus, da es kein âsicheres Drittlandâ mehr gibt, von dem aus zollfrei in die USA geliefert werden kann. Onshoring verschafft Unternehmen dagegen Planungssicherheit und oft politische Goodwill-Punkte, da sie als Investor und Arbeitgeber in den USA auftreten. Allerdings erfordert dies hohen Kapitaleinsatz und langfristiges Engagement â eine AbwĂ€gung, die jedes Unternehmen treffen muss.
Preisweitergabe und Pass-Through-Effekte von Zöllen
Neben der Frage des Standorts beeinflusst auch die Marktsituation die optimale Strategie. Ein zentrales Thema ist die Durchleitungsquote (Pass-Through-Rate) von Zöllen â also in welchem Ausmass Unternehmen die Zollkosten in Form von höheren Preisen an ihre Kunden weitergeben können. Diese Quote hĂ€ngt stark von der Breite der Massnahme und der Wettbewerbssituation ab.
Werden flĂ€chendeckend Zölle auf eine Produktkategorie erhoben, erhöhen sich die Kosten fĂŒr alle Marktakteure gleichermassen. In so einem Fall können Produzenten die zusĂ€tzlichen Kosten meist relativ leicht auf die Verkaufspreise aufschlagen, da Kunden keine billigere Alternative haben. Ein Beispiel sind die US-Strafzölle auf Stahl: Importierter Stahl verteuerte sich durch den Zoll, was auch die Inlandspreise nach oben trieb. Laut einer Studie des Kieler IfW nahmen US-Stahlhersteller diese Chance wahr und gaben den Kostenanstieg an ihre Abnehmer weiter, d.h. inlĂ€ndische Kunden zahlten letztlich höhere Stahlpreise (Donald Trumps EU-Zölle bewirken voraussichtlich grossen Schaden â fĂŒr die USA – DER SPIEGEL). Allgemein gilt: Wenn es fĂŒr ein Produkt kaum Substitute oder alternative Bezugsquellen gibt (unelastische Nachfrage), trĂ€gt am Ende meist der Verbraucher die Zolllast, da der Hersteller die Preiserhöhung ohne grossen Absatzverlust durchsetzen kann (Zölle sind eigentlich ganz einfach). Die Inflation im Importland steigt dann entsprechend an, und die Nachfragemenge sinkt nur geringfĂŒgig.
Anders sieht es aus bei selektiven, unternehmens- oder landesspezifischen Zöllen. Ist z.B. nur ein bestimmter auslĂ€ndischer Hersteller von einem Strafzoll betroffen (etwa durch Anti-Dumping-Zölle oder individuelle Sanktionen), wĂ€hrend konkurrierende Anbieter verschont bleiben, haben die Kunden eine Ausweichmöglichkeit. Die Nachfrage reagiert dann sehr preiselastisch: Versucht der betroffene Lieferant, den vollen Zollaufschlag auf den Preis zu schlagen, wechseln viele Kunden einfach zum gĂŒnstigeren Wettbewerbsprodukt. In der Konsequenz kann der belastete Anbieter den Zoll nicht vollstĂ€ndig weitergeben, sondern muss einen Teil selbst tragen (etwa durch Marge-Verzicht oder Kostenreduktion), um wettbewerbsfĂ€hig zu bleiben (Zölle sind eigentlich ganz einfach). Die Pass-Through-Rate bei solchen einseitigen Zöllen ist also deutlich niedriger â oft sinkt sie gegen Null, wenn der Konkurrenzdruck hoch ist.
FĂŒr die strategische Planung bedeutet dies: Die Art der Zölle bestimmt, wie man kalkulieren sollte. Breite Zölle (z.B. ein pauschaler Importzoll auf alle Stahlimporte) können hĂ€ufig in den Marktpreisen untergebracht werden, ohne relative Wettbewerbsnachteile â hier mĂŒssen Unternehmen vor allem das gesamtwirtschaftliche Umfeld (Inflation, AbsatzrĂŒckgang durch höhere Endpreise) im Blick haben. Gezielte Zölle hingegen (z.B. Strafzoll nur auf Vorprodukte aus einem bestimmten Land oder Hersteller) erfordern aktive Gegenmassnahmen, da man die Mehrkosten nicht einfach an den Markt weiterreichen kann. In solchen FĂ€llen rĂŒcken wieder Ausweichstrategien in den Vordergrund â z.B. andere Lieferanten suchen oder Produktion umstellen â, um den spezifischen Zoll zu umgehen. Strategische EinkĂ€ufer sollten also bewerten, ob ein Zoll alle Wettbewerber trifft (dann Fokus auf Preismanagement und ggf. Weitergabe) oder nur das eigene Unternehmen/Segment (dann Fokus auf Umstellung und Kostenmanagement). Dieses VerstĂ€ndnis hilft, die ProfitabilitĂ€t trotz Zöllen zu wahren und geeignete Massnahmen abzuleiten.
Operative Massnahmen fĂŒr strategische EinkĂ€ufer bei Strafzöllen
Wenn auf bestimmte Produktgruppen, Komponenten oder Materialien Strafzölle eingefĂŒhrt werden, sind strategische EinkĂ€ufer gefordert, rasch operative Gegenmassnahmen zu ergreifen. Im Folgenden werden einige bewĂ€hrte Hebel aufgezĂ€hlt und erlĂ€utert:
- Lieferantenverlagerung: Die naheliegendste Massnahme ist, alternative Beschaffungsquellen zu erschliessen, die nicht vom Zoll betroffen sind. Das kann bedeuten, Lieferanten in anderen LĂ€ndern zu wĂ€hlen, fĂŒr die (noch) keine Strafzölle gelten, oder nach Möglichkeit auf inlĂ€ndische Lieferanten auszuweichen. Beispielsweise konnten viele US-Unternehmen wĂ€hrend der China-Zollrunde auf Anbieter in Vietnam oder Mexiko umsteigen, um die Strafabgaben zu umgehen. Ist der Zoll allerdings â wie unter Trump 2025 â fĂŒr alle AuslandsmĂ€rkte gleich hoch, besteht die Alternative vor allem darin, auf lokale US-Zulieferer umzustellen. Strategische EinkĂ€ufer sollten ihr Lieferantennetzwerk dahingehend diversifizieren, dass sie nicht von einem einzigen Herkunftsland abhĂ€ngig sind. Dual Sourcing oder Multi Sourcing schafft FlexibilitĂ€t: Wenn ein Land mit Zöllen belegt wird, kann das Volumen zu einem anderen Lieferanten umgelenkt werden. NatĂŒrlich mĂŒssen QualitĂ€t, KapazitĂ€t und Kosten der neuen Bezugsquelle sorgfĂ€ltig geprĂŒft werden â doch in vielen FĂ€llen lassen sich durch globales Sourcing Optionen finden, um Zollkosten zu vermeiden.
- Alternative Materialien: Falls ein Strafzoll nur bestimmte Materialien oder Teile trifft, kann die Substitution durch Ersatzmaterialien eine Lösung sein. Strategische EinkĂ€ufer sollten gemeinsam mit Entwicklung und Produktion prĂŒfen, ob sich der betroffene Rohstoff durch einen anderen Stoff ersetzen lĂ€sst, der nicht zollbelastet ist. Beispiel: Wird ein spezieller Stahl hoch verzollt, könnte geprĂŒft werden, ob eine andere Stahllegierung oder ein Aluminiumwerkstoff verwendbar ist, fĂŒr den kein Zoll anfĂ€llt. Ebenso könnte ein elektronisches Bauteil aus einem anderen Herkunftsland bezogen oder durch ein funktional gleichwertiges Teil eines anderen Herstellers ersetzt werden. Auch Design-Anpassungen am Endprodukt können helfen, um kritische (verzollte) Komponenten zu reduzieren oder auszuschliessen. Wichtig ist hierbei die enge Abstimmung mit Technik und QualitĂ€tssicherung â MaterialĂ€nderungen dĂŒrfen die Produktleistung nicht beeintrĂ€chtigen. Dennoch: In einigen FĂ€llen können kreative Materialalternativen die Zollproblematik umgehen und sogar Innovationen anstossen.
- Lagerhaltung und Timing: Zeitliche Puffer können genutzt werden, um Strafzölle abzufedern. Eine Möglichkeit ist, VorrĂ€te anzulegen, bevor der Zoll in Kraft tritt. Wenn eine Zollmassnahme angekĂŒndigt ist, können EinkĂ€ufer kurzfristig grössere Mengen des betroffenen Produkts importieren und einlagern (âStockpilingâ), um noch zum alten, zollfreien Preis einzukaufen. Diese SicherheitsbestĂ€nde erlauben dem Unternehmen, die ersten Wochen oder Monate der Zollperiode zu ĂŒberbrĂŒcken und gewinnen Zeit, um strukturelle Anpassungen vorzunehmen (z.B. neue Lieferanten). Allerdings bindet zusĂ€tzliche Lagerhaltung Kapital und ist nur eine Ăbergangslösung. Eine weitere taktische Option ist, Lieferzeitpunkte zu steuern: Bei temporĂ€ren oder saisonalen Zöllen kann man Importe auf ZeitrĂ€ume verschieben, in denen niedrigere ZollsĂ€tze gelten. Auch die Nutzung von Zolllagern oder Freihandelszonen (in denen Waren zollfrei zwischengelagert oder bearbeitet werden) kann in komplexeren FĂ€llen sinnvoll sein. Generell sollten strategische EinkĂ€ufer ihre Bestandsstrategie ĂŒberdenken, sobald Zölle eingefĂŒhrt werden â eventuell ist ein höherer Sicherheitsbestand gerechtfertigt, um LieferfĂ€higkeit zu gewĂ€hrleisten und Preisrisiken zu reduzieren.
- Vertragsgestaltung: Klug gestaltete VertrĂ€ge mit Lieferanten und Kunden können helfen, Zollrisiken zu managen. EinkĂ€ufer sollten bestehende LiefervertrĂ€ge dahingehend prĂŒfen, wer die Zollkosten trĂ€gt und ob es Preisanpassungsklauseln gibt. Ideal ist es, Zollklauseln zu verankern, die fĂŒr den Fall von neuen Importzöllen eine Verhandlung ĂŒber die Preise vorsehen. So kann verhindert werden, dass der Lieferant einseitig die Preise erhöht oder der EinkĂ€ufer die gesamten Kosten tragen muss. Bei neuen Ausschreibungen kann man von vornherein festlegen, wie mit eventuellen Strafzöllen umgegangen wird (z.B. hĂ€lftige Aufteilung der Zusatzkosten zwischen Lieferant und Kunde). Auf der Kundenseite â also den Abnehmern des eigenen Unternehmens â sollten Verkaufskontrakte möglichst flexibel gehalten werden, um PreisĂ€nderungen bei verĂ€nderten Rahmenbedingungen zu erlauben. Beispielsweise kann eine Gleitklausel vereinbart werden, die bei staatlich verhĂ€ngten Zöllen oder Steuern einen gewissen Prozentsatz der Mehrkosten an den Verkaufspreis weitergibt. Alternativ kann man auch kĂŒrzere Laufzeiten fĂŒr Preisvereinbarungen ansetzen, sodass man bei drastischen KostenĂ€nderungen schneller neu verhandeln kann. Nicht zuletzt lohnt es sich, ĂŒber âForce Majeureâ-Klauseln zu verhandeln, die Zölle als höhere Gewalt behandeln â dies kann unter UmstĂ€nden von Lieferverpflichtungen entbinden oder Nachverhandlungen ermöglichen. Insgesamt verschafft proaktive Vertragsgestaltung dem Einkauf mehr Sicherheit und Verhandlungsmasse, sobald Zölle wirksam werden.
- Preisweitergabe an Kunden: Bleibt trotz aller Massnahmen eine Restkostenbelastung durch Strafzölle, muss ĂŒberlegt werden, inwiefern diese an die Endkunden weitergegeben werden kann. Hier arbeiten Einkauf, Vertrieb und Produktmanagement eng zusammen. Preisweitergabe kann in Form einer Preiserhöhung des Produktes erfolgen oder als separater Zuschlag ausgewiesen werden (etwa ein âZollzuschlagâ auf der Rechnung, um Transparenz zu schaffen). Wichtig ist die Analyse der Marktsituation: Wenn die Strafzölle alle Wettbewerber gleichermassen treffen, fĂ€llt es leichter, einen Preisaufschlag am Markt durchzusetzen, da Kunden keine gĂŒnstigere Alternative finden werden â die Branche bewegt sich geschlossen auf ein höheres Preisniveau. In diesem Fall muss der Vertrieb klar kommunizieren, dass externe KostengrĂŒnde (die Zölle) verantwortlich sind. Wenn jedoch nur das eigene Unternehmen oder Produkt betroffen ist, sollte eine Preisweitergabe sehr vorsichtig abgewogen werden. Zu hohe AufschlĂ€ge könnten Kunden vertreiben. Hier kann eventuell ein Teil der Kosten intern kompensiert werden, wĂ€hrend ein anderer Teil an die Kunden weitergegeben wird (Teildurchleitung). Gegebenenfalls kann man mit Grosskunden individuelle Lösungen finden, etwa temporĂ€re Rabatte oder Boni, um die Belastung auszugleichen. Die Preisstrategie sollte zudem die zeitliche Perspektive berĂŒcksichtigen: Sind die Zölle dauerhaft, muss frĂŒher oder spĂ€ter eine neue Preisbasis gefunden werden; bei befristeten Zöllen kann man versuchen, die Zeit auszusitzen und kurzfristig niedrigere Margen in Kauf nehmen. Letztlich gehört die Weitergabe von Zollkosten zu den schwierigsten Entscheidungen â sie hĂ€ngt von KundenloyalitĂ€t, Wettbewerb und PreissensibilitĂ€t ab. Strategische EinkĂ€ufer liefern hier die notwendigen Kostendaten und Szenarien als Grundlage, damit das Management eine informierte Entscheidung treffen kann.
Zum Abschluss lĂ€sst sich festhalten: Strafzölle erfordern ein proaktives und vielschichtiges Management. Auf strategischer Ebene (Makroebene) sind Standortwahl und globale Lieferkettenstruktur entscheidend â Unternehmen wie Hyundai zeigen, dass lokale Produktion eine wirksame Absicherung sein kann. Gleichzeitig mĂŒssen operative EinkĂ€ufer (Mikroebene) flexibel auf konkrete Zolleffekte reagieren, indem sie Lieferanten, Materialien und VertrĂ€ge anpassen und Preisstrategien ĂŒberdenken. Eine enge bereichsĂŒbergreifende Zusammenarbeit â vom Einkauf ĂŒber Logistik bis Vertrieb â ist dabei unerlĂ€sslich. Mit den genannten Massnahmen steht EinkĂ€ufern ein ganzes Instrumentarium zur VerfĂŒgung, um die Mehrkosten durch Zölle zu minimieren und die eigene WettbewerbsfĂ€higkeit zu erhalten. So können Unternehmen selbst in einem verschĂ€rften protektionistischen Umfeld ihre Ziele auf dem US-Markt erreichen.
Quellen:
- Focus Online â âSĂŒdkoreas Autohersteller Hyundai plant riesige US-Investitionenâ, 25.03.2025 (Autohersteller Hyundai plant riesige US-Investitionen – FOCUS online) (Autohersteller Hyundai plant riesige US-Investitionen – FOCUS online)
- Germany Trade & Invest â âUpdate – USA verhĂ€ngen Zölle auf Stahlimporteâ, 20.03.2025 (Update – USA verhĂ€ngen Zölle auf Stahlimporte | Zollbericht | USA | Zolltarif, Einfuhrzoll)
- DER SPIEGEL â âTrumps EU-Zölle bewirken voraussichtlich grossen Schaden â fĂŒr die USAâ (IfW-Studie), 11.03.2025 (Donald Trumps EU-Zölle bewirken voraussichtlich grossen Schaden â fĂŒr die USA – DER SPIEGEL)
- MFS Investment (Marktperspektiven) â âZölle sind eigentlich ganz einfachâ (Robert M. Almeida), 2018