Der Artikel «Where are the pain points of a transatlantic trade war?» von Giovanna Coi, veröffentlicht am 5. Februar 2025 auf politico.eu, analysiert die potenziellen Auswirkungen eines Handelskriegs zwischen der Europäischen Union (EU) und den Vereinigten Staaten (USA).
US-Präsident Donald Trump hat kürzlich Zölle von 10 Prozent auf China verhängt und die EU als «Atrocity» im Handel bezeichnet, mit der Ankundigung, definitiv Zölle auf Importe aus der EU zu erheben. Diese Drohungen haben die Europäer dazu veranlasst, über mögliche Reaktionen nachzudenken. Während die Europäische Kommission «entschiedene» Vergeltungsmassnahmen ankündigte, haben einige europäische Führer versucht, einen versöhnlichen Ton anzuschlagen, wobei der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz eine «ausgestreckte Hand» anbot, um offene Streitigkeiten zu lösen.
Die bevorstehende Handelsspannung stellt für die EU eine erhebliche Herausforderung dar, da der Block ein bedeutender Exporteur in die USA ist und Zölle europäische Unternehmen und Verbraucher erheblich belasten würden. Obwohl es eine Binsenweisheit ist, dass bei Handelskonflikten alle Beteiligten etwas verlieren, sind einige Sektoren und Länder stärker gefährdet als andere.
Wie viel handeln die EU und die USA?
Die USA sind der grösste Handelspartner der EU. Im Jahr 2023 exportierte die EU Waren im Wert von 576,3 Milliarden US-Dollar in die USA, was fast 20 Prozent ihrer Gesamtexporte entspricht. Die USA exportierten Waren im Wert von 287,2 Milliarden US-Dollar in die EU. Diese Zahlen verdeutlichen das erhebliche Handelsvolumen zwischen den beiden Wirtschaftsräumen.
Was verkauft die EU – und was kauft sie?
Sollte Trump pauschale Zölle auf alle Importe aus der EU erheben, wären insbesondere die Automobil- und Maschinenbauindustrie sowie Pharmaunternehmen betroffen. Die EU exportierte 2023 Fahrzeuge im Wert von über 90 Milliarden Euro in die USA – ein wunden Punkt für Trump, der beklagte, dass EU-Länder «uns Millionen von Autos schicken», aber «unsere ausländischen Produkte nicht nehmen und sie nehmen unsere Autos nicht». Diese Behauptung ist nicht ganz korrekt. Die EU kaufte 2023 fast 14 Milliarden Euro an US-Fahrzeugen – was zugegebenermassen weniger ist als sie verkaufte.
Wenn die Kommission ihre Drohung wahrmacht, auf US-Zölle zu reagieren, stünde sie vor einem Dilemma. Als Teil ihres Plans, russische Energieimporte auslaufen zu lassen, hat sich die EU zunehmend auf die USA verlassen, die jetzt der zweitgrösste Gaspartner des Blocks und der grösste Lieferant von Flüssigerdgas sind. Die Kommission müsste zwischen einem harten Schlag gegen die USA und der Sicherung der Energieversorgung des Blocks wählen.
Wer exportiert am meisten in die USA?
Einige Länder würden die Auswirkungen eines Handelskriegs stärker spüren als andere. Deutschland, Italien und Irland allein machten 2023 mehr als 50 Prozent der Exporte in die USA aus. Zölle auf Autos – die während Trumps erster Amtszeit knapp vermieden wurden – würden einen potenziell tödlichen Schlag für europäische (und insbesondere deutsche) Autohersteller bedeuten, die bereits mit niedrigeren Verkaufszahlen und Bedenken hinsichtlich einer möglichen Flut chinesischer Autos in die EU zu kämpfen haben.
Was ist mit Dienstleistungen?
Trumps Fokus auf das Handelsdefizit der USA mit der EU ignoriert weitgehend den Dienstleistungssektor, in dem die USA einen erheblichen Überschuss haben. Im Jahr 2023 betrug das Handelsdefizit der USA mit der EU bei Waren 155,8 Milliarden Euro. Bei Dienstleistungen hingegen hatten die USA einen Überschuss von 104 Milliarden Euro, was das gesamte Handelsbilanzdefizit auf 51,8 Milliarden Euro reduziert.
Was ist das Fazit?
Ein Handelskrieg zwischen der EU und den USA würde erhebliche Auswirkungen auf beide Seiten des Atlantiks haben. Während einige Sektoren und Länder stärker betroffen wären als andere, würden die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den beiden Wirtschaftsräumen sicherstellen, dass die Auswirkungen weitreichend wären. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird und welche Massnahmen beide Seiten ergreifen werden, um ihre jeweiligen Interessen zu schützen.
Quelle: «Where are the pain points of a transatlantic trade war?» von Giovanna Coi, veröffentlicht am 5. Februar 2025 auf politico.eu.
Link zur Quelle: https://www.politico.eu/article/eu-us-trade-war-donald-trump-tariffs-imports-exports-numbers