Optimale Verrechnung von Werkzeugentwicklungskosten auf den Abwerk-Preis im Kontext der Freihandelsabkommen der Schweiz und der Zollwertermittlung
1. Hintergrund und Bedeutung
Werkzeugentwicklungskosten fallen häufig in der Industrie an, insbesondere in der Automobil-, Maschinenbau- und Elektronikbranche, wo massgeschneiderte Werkzeuge für die Produktion benötigt werden. Diese Kosten sind oft nicht direkt im Verkaufspreis enthalten und können daher auf den sogenannten Abwerk-Preis (Definition gemäss Freihandelsabkommen, nicht gemäss Incoterms®) umgelegt werden, insbesondere wenn dieser als Basis für Freihandelsabkommen (FHA) dient.
Der Abwerk-Preis ist der Nettopreis einer Ware, der ausschliesslich die Herstellungskosten ohne Transport oder zusätzliche Leistungen enthält, in «Einzelverkaufsaufmachung». Im Kontext eines FHA ist dieser Preis relevant für die Ursprungsbestimmungen, um sicherzustellen, dass eine Ware als präferenzberechtigt gilt. Heute durchleuchten wir den Einfluss von Werkzeugkosten auf den Abwerkpreis (AWP).
2. Methoden zur Hochrechnung der Werkzeugkosten auf den AW-Preis
Die Umlegung der Werkzeugkosten (Beispiel 500.000 CHF) erfolgt durch verschiedene Berechnungsmethoden:
a) Lineare Umlage auf die Produktionsmenge
Diese Methode verteilt die Werkzeugkosten gleichmässig auf die erwartete Produktionsmenge:
Beispiel:
- Werkzeugentwicklungskosten: 500.000 CHF
- Erwartete Produktionsmenge: 100.000 Stück
- Ursprünglicher AW-Preis pro Stück (ohne Werkzeugkosten): 8 CHF
- Neuer AW-Preis pro Stück: 13 CHF
b) Abschreibung über mehrere Jahre
Falls die Produktion über mehrere Jahre erfolgt, könnten die Werkzeugkosten nach einer Abschreibungsregel (z. B. 5 Jahre) anteilig pro Jahr verrechnet werden. Dies kann den Stückpreis anfangs stärker belasten, aber langfristig reduzieren.
c) Progressives Modell bei unsicherer Produktionsmenge
Falls unklar ist, ob 100.000 Stück produziert werden, könnte man konservativer rechnen, z. B. mit 50.000 Stück. Das führt zu einem höheren Umlagebetrag:
- Neuer AW-Preis pro Stück: 18 CHF
d) Direkte Umlage auf Erstcharge
In einigen Geschäftsmodellen werden die Werkzeugkosten direkt auf die erste Charge umgelegt. Dies bedeutet, dass die ersten Kunden einen deutlich höheren Preis zahlen, bis die Entwicklungskosten gedeckt sind.
3. Auswirkungen auf das Freihandelsabkommen (FHA)
Der AW-Preis ist oft die Basis für die Berechnung des Ursprungswertes einer Ware im Rahmen eines Freihandelsabkommens.
Relevante Faktoren:
- Der lokale Wertschöpfungsanteil muss ggf. eine bestimmte Schwelle (z. B. 50 %) überschreiten.
- Falls die Werkzeugkosten in der Ursprungsregion entstanden sind (z. B. in der Schweiz), können sie als präferenzberechtigte Kosten angerechnet werden.
- Falls die Werkzeuge im Ausland gefertigt wurden, könnte dies den Ursprungsstatus der Ware beeinflussen.
Rechenbeispiel für eine Ursprungsbestimmung nach FHA:
- Neuer AW-Preis: 13 CHF
- Material- und Fertigungskosten aus der Schweiz: 6 CHF
- Material aus dem Ausland (ohne Präferenz): 7 CHF
- Ursprungsanteil Schweiz: 46,2 % (nicht präferenzberechtigt, wenn 50 % gefordert sind)
Falls das Freihandelsabkommen für das spezifische Produkt (Zolltarifnummer massgebend) eine 50 %-Schwelle für den Ursprung fordert, würde die Ware nicht als präferenzberechtigt gelten.
4. Zollrechtliche Aspekte
Beim Import in Drittländer (z. B. EU, USA) könnten Werkzeugkosten den Zollwert beeinflussen:
- Falls der Importeur die Werkzeugkosten gesondert trägt, können diese zum Zollwert addiert werden, was die Zollabgaben erhöht.
- Falls die Werkzeugkosten in den Verkaufspreis einkalkuliert sind, sind sie bereits im statistischen Warenwert enthalten und erhöhen nicht zusätzlich die Zollbelastung.
Besonderheit bei der Einfuhr in die EU:
Gemäss der EU-Zollvorschriften müssen Werkzeugkosten zwingend in die Zollwertermittlung einbezogen werden, selbst wenn diese auf der Exportrechnung nicht gesondert erfasst sind. Dies bedeutet, dass die EU-Importzollbehörden verlangen, dass alle in der Produktion verwendeten und nicht direkt im Rechnungsbetrag enthaltenen Werkzeuge im Zollwert berücksichtigt werden. Dies kann zu einer Erhöhung der Zollabgaben führen, insbesondere wenn die Werkzeugkosten signifikant sind.
Ein Blick auf die Weltzollorganisation (WCO) und den WTO-Zollkodex (GATT 1994, Art. VII) zeigt, dass Werkzeugkosten nur dann in den Zollwert aufgenommen werden, wenn sie nicht im Verkaufspreis enthalten sind. Unternehmen sollten daher eine klare Dokumentation der Werkzeugkosten führen.
Beim Import in Drittländer (z. B. EU, USA) könnten Werkzeugkosten den Zollwert beeinflussen:
- Falls der Importeur die Werkzeugkosten gesondert trägt, können diese zum Zollwert addiert werden, was die Zollabgaben erhöht.
- Falls die Werkzeugkosten in den Verkaufspreis einkalkuliert sind, sind sie bereits im statistischen Warenwert enthalten und erhöhen nicht zusätzlich die Zollbelastung.
Ein Blick auf die Weltzollorganisation (WCO) und den WTO-Zollkodex (GATT 1994, Art. VII) zeigt, dass Werkzeugkosten nur dann in den Zollwert aufgenommen werden, wenn sie nicht im Verkaufspreis enthalten sind. Unternehmen sollten daher eine klare Dokumentation der Werkzeugkosten führen.
5. Fazit und Best Practices
- EXW-Preis-Berechnung: Werkzeugkosten müssen realistisch auf die erwartete Produktionsmenge umgelegt werden und vom ABW-Preis unterschieden werden,
- FHA-Optimierung: Lokale Werkzeugkosten können helfen, die Ursprungsregeln einzuhalten.
- Zollstrategien: Eine klare Trennung oder Integration der Werkzeugkosten in den Verkaufspreis kann Zollvorteile bringen.
- Risikomanagement: Falls die Produktionsmenge unklar ist, sollten flexible Kalkulationsmethoden genutzt werden.
Es gibt somit drei wesentliche Werte, die Unternehmen beachten müssen:
- Effektiv verrechneter Preis gemäss Rechnung: Der tatsächlich ausgewiesene Verkaufspreis.
- Wert für das Freihandelsabkommen: Der massgebliche Preis für die Ursprungsbestimmung und Präferenzgewährung.
- Wert für die Zollwertermittlung bei der Einfuhr im Bestimmungsland: Der von den Zollbehörden angesetzte Wert, der auch nicht auf der Rechnung ausgewiesene, aber relevante Kosten umfasst.
Empfohlene Vorgehensweise für Ihr Unternehmen:
- Festlegen der erwarteten Produktionsmenge → Optimale Umlage der 500.000 CHF.
- Berechnung des neuen AW-Preises unter Berücksichtigung von FHA- und Zollvorschriften.
- Dokumentation der Werkzeugkosten für Handels- und Zollprüfungen.
- Regelmässige Überprüfung der tatsächlichen Produktionsmenge zur Anpassung der Kalkulation.
Falls spezifische Zoll- oder Freihandelsabkommen (z. B. CH-EU, CH-UK) relevant sind, sollten individuelle Berechnungen mit einem Experten erfolgen.
- EXW-Preis-Berechnung: Werkzeugkosten müssen realistisch auf die erwartete Produktionsmenge umgelegt werden.
- FHA-Optimierung: Lokale Werkzeugkosten können helfen, die Ursprungsregeln einzuhalten.
- Zollstrategien: Eine klare Trennung oder Integration der Werkzeugkosten in den Verkaufspreis kann Zollvorteile bringen.
- Risikomanagement: Falls die Produktionsmenge unklar ist, sollten flexible Kalkulationsmethoden genutzt werden.
Empfohlene Vorgehensweise für Ihr Unternehmen:
- Festlegen der erwarteten Produktionsmenge → Optimale Umlage der 500.000 CHF.
- Berechnung des neuen EXW-Preises unter Berücksichtigung von FHA- und Zollvorschriften.
- Dokumentation der Werkzeugkosten für Handels- und Zollprüfungen.
- Regelmässige Überprüfung der tatsächlichen Produktionsmenge zur Anpassung der Kalkulation.
Falls spezifische Zoll- oder Freihandelsabkommen (z. B. CH-EU, CH-UK) relevant sind, sollten individuelle Berechnungen mit einem Experten erfolgen.