Die Schweizer Zollverwaltung befindet sich im grössten Modernisierungsschub ihrer Geschichte. Mit der Umwandlung der EZV zum BAZG, tiefgreifender Digitalisierung und der Einführung von DaziT und Passar werden Prozesse neu gedacht und die Wirtschaftswelt der Schweiz fit für die Zukunft gemacht. Einblicke, Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation.
Wie das BAZG mit DaziT und Passar die Zollprozesse grundlegend revolutioniert
Digitale Zukunft des Schweizer Zolls – Von der Transformation zur Innovation
Historischer Wandel und neue Strukturen im BAZG
Die Schweizer Zollverwaltung hat sich in den letzten Jahren von einer traditionellen Verwaltungsbehörde zum technisch und organisatorisch hochmodernen Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) gewandelt. Die Umbenennung am 1. Januar 2022 war mehr als ein reiner Formalakt: Sie markiert einen Paradigmenwechsel, der das Aufgabenportfolio des Amtes neu definiert und dessen Rolle als Sicherheitsbehörde mit administrativer Schnittstelle zur Wirtschaft unterstreicht. Der Zuständigkeitsbereich des BAZG umfasst die gesamte Schweiz, Liechtenstein sowie die Exklave Büsingen und ist in sechs moderne regionale Zonen gegliedert, um den komplexen logistischen und wirtschaftlichen Anforderungen der Grenzkontrolle effizient zu begegnen. Die Führungsebene wurde im Zuge der Reform personell neu ausgerichtet, um die gewachsene Interdisziplinarität und die zukünftigen Herausforderungen optimal zu steuern. Bemerkenswert: Die personelle und strukturierte Neuausrichtung wurde von der Politik als Schlüssel gesehen, damit Digitalisierung und Innovation erfolgreich implementiert werden können – eine Vorgehensweise, die für europäische Behördenmodellcharakter besitzt."Die personelle und strukturierte Neuausrichtung wurde von der Politik als Schlüssel gesehen, damit Digitalisierung und Innovation erfolgreich implementiert werden können – eine Vorgehensweise, die für europäische Behördenmodellcharakter besitzt."
Das Transformationsprogramm DaziT und der Aufstieg von Passar
Im Zentrum der digitalen Neuausrichtung steht das Transformationsprogramm DaziT. Unter diesem Dach werden sämtliche Zoll- und Sicherheitsprozesse vereinheitlicht, beschleunigt und digitalisiert. Ein Kernelement ist die vollständige Ablösung bisheriger IT-Systeme durch das neue, modulare Plattformkonzept Passar. Die schrittweise Migration (Januar 2025: Passar 2.0 für Import, Juli 2025: vollständige Umstellung auf Passar) stellt einen der grössten Systemwechsel in der Schweizer Verwaltungsgeschichte dar. Die Integration von DaziT und Passar ermöglicht unternehmensfreundliche 24/7-Zollprozesse, eine papierlose Abwicklung sowie eine durchgängige Datenvernetzung zwischen BAZG, Unternehmen und internationalen Partnerbehörden. Die Wirtschaft profitiert nachweislich: Laut amtlichen Erhebungen verkürzen sich Durchlaufzeiten um bis zu 40 %, der administrative Aufwand sinkt um etwa ein Drittel, und KMU erhalten schnellen Zugang zu internationalem Handel.  Die Transformation erfordert flexible Parallelbetriebe alter und neuer Systeme, wobei eine enge Abstimmung mit Speditionsunternehmen, IT-Dienstleistern und der EU zentral ist. YouTube Video zu Dazit vom BAZG YouTube Video zu Passar des BAZGDetails zur Migration
Die Timeline verändert sich regelmässig, aktuell wird e-dec Export per Ende 2025 eingestellt, der Importprozess wird später umgestellt.Neue Aufgabenbereiche und gestärkte Kompetenzen des BAZG
Die Digitalisierung des Schweizer Zolls geht Hand in Hand mit einer deutlichen Erweiterung des Kompetenzrahmens der Behörde. Neben der klassischen Waren- und Abgabenkontrolle stehen heute Themen wie Produktsicherheit, Embargomanagement, Bekämpfung von Schmuggel, Gesundheitsschutz, Umweltschutz und insbesondere die grenzüberschreitende Kriminalitätsbekämpfung im Fokus. Die technische Modernisierung erlaubt zusätzliche Aufgaben wie das Echtzeit-Risikomanagement und die Umsetzung internationaler Abkommen. Mit dem neuen Zollabgabengesetz (ZoG) und dem BAZG-Vollzugsaufgabengesetz werden die Rahmenbedingungen für diese erweiterten Aufgaben auf klare Beine gestellt. Ein Spezialmerkmal: Die Integration von Sonderzonen wie Liechtenstein und Büs90000;ngen erfordert massgeschneiderte Verfahrensweisen und Datenintegrationen, die in Europa einzigartig sind. Parallel arbeitet das BAZG eng mit dem Staatssekretariat für Migration, dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und internationalen Organisationen wie der WCO zusammen. In Zahlen: Pro Jahr werden über 40 Mio. Zollanmeldungen, 7,5 Mio. Personen- und Fahrzeugkontrollen sowie die Ein- und Ausfuhr von Waren im Umfang von fast 300 Mrd. CHF abgewickelt – eine logistische und digitale Meisterleistung.Berufsbild und Ausbildung neu gedacht: Vom Spezialisten zum Multitalent
Ein zentrales Element der BAZG-Reform ist das neue Berufsbild "Fachspezialist/in Zoll und Grenzsicherheit", das die bisherigen Rollen der klassischen Zollfachleute und Grenzwächter verschmilzt. Diese einheitliche Ausbildung vereint administrativ-juristisches Fachwissen mit operativ-taktischen Kompetenzen und digitalen Skills. Die Ausbildung erfolgt modular: Basisqualifikation, digitale Expertise, rechtliche Grundlagen, Risikoanalyse und gezielte Spezialisierungen wie IT-unterstützte Kontrolltechniken. Für erfahrene Mitarbeitende gibt es Übergangsprogramme und kontinuierliche Weiterbildung, um den Wissenstransfer und die Akzeptanz des neuen Modells sicherzustellen. Kritische Stimmen insbesondere aus Gewerkschaftskreisen befürchten Kompetenzverluste und eine zu starke Militarisierung – die Reform setzt jedoch auf Teamarbeit, Interdisziplinarität und Prävention. In einer europaweiten Vergleichsstudie von 2023 wurde das Schweizer Modell als eines der am konsequentesten umgesetzten Innovationsprogramme im Zollbereich bewertet. Künftige Entwicklungen: Der international vernetzte, digital ausgebildete Zollfachmann wird zum Vorbild für flexibles Grenzmanagement und moderne Sicherheitspolitik.Modularer Ausbildungsaufbau
- Basisqualifikation
- Digitale Expertise
- Rechtliche Grundlagen
- Risikoanalyse
- Spezialisierungen (IT, Kontrolltechniken)
Digitalisierung und Prozessoptimierung: Das Schweizer Erfolgsmodell in Zahlen
Die Digitalisierung ist das Herzstück der aktuellen Zollreform. Mit DaziT und Passar verfolgt das BAZG das Ziel, sämtliche Prozesse volldigital abzubilden: von der Anmeldung über das Risik0management bis zur Abwicklung und Auswertung. Bereits heute wird die papierlose Z0llanmeldung von über 70 % der Unternehmen genutzt. Automatisierte Schnittstellen ermöglichen Echtzeit-Feedback, transparente Statusmeldungen und wohnortunabhängige Nutzung. Weitere technische Innovationen sind der Einsatz von KI in der Risikobewertung, Blockchain-basierte Ursprungsnachweise und IoT-Sensorik für physische Sendungsüberwachung. Die wirtschaftlichen Effekte sind messbar: Unternehmen melden um bis zu 35 % reduzierte Fehlerquoten bei Zollanmeldungen, die Abfertigungszeit pro Vorgang sinkt von 24 auf 14 Minuten im Schnitt. Aber: Datenschutz, Systemintegration alter Verfahren und Interoperabilität zu europäischen Partnern bleiben Herausforderungen, die einen ständigen Entwicklungsprozess erfordern. Die Schweizer Zollverwaltung etabliert sich damit als Schrittmacher für digitale Regierungsprozesse und internationale Kollaboration im Grenzmanagement.Fazit: Der Zoll als digitaler Innovationstreiber
Die digitale Neuausrichtung des Schweizer Zolls vereint Effizienz, Sicherheit und Modernität. Mit DaziT und Passar werden nicht nur Prozesse optimiert, sondern auch neue Massstäbe für die internationale Zusammenarbeit und die Digitalisierung administrativer Abläufe gesetzt. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die Herausforderungen ganzheitlich zu meistern und das Schweizer Zollwesen als Benchmark in Europa zu etablieren.