Die Wirtschaftspolitik von William McKinley markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der USA: Seine rigorose Zollstrategie sollte einst Wachstum garantieren und Arbeitsplätze sichern. Doch rasch zeigten sich gravierende Nebenwirkungen – Preisanstieg, politische Krisen und gesellschaftliche Spaltung. Der folgende Beitrag analysiert, wie McKinleys Beispiel zeigt, dass politische Einsicht oft wichtiger ist als Starrsinn.
Wie McKinleys Zollkurs die USA prägte und warum sein Umdenken Vorbildcharakter besitzt
William McKinley und die Lehren der Zollpolitik: Ein historischer Spiegel für die Gegenwart

William McKinley und die Lehren der Zollpolitik

 

Die Entstehung der amerikanischen Zollideologie

Ende des 19. Jahrhunderts standen die USA am Scheideweg. Nach Jahren wachsender Industrialisierung stritten Verfechter von Freihandel und Protektionismus erbittert. William McKinley, geprägt durch seine Erfahrungen im industriellen Ohio, avancierte rasch zum politischen Sprachrohr der amerikanischen Schutzpolitik. Seine Überzeugung: Nur ein starker Binnenmarkt und gezielte Tarifmassnahmen könnten amerikanische Arbeitsplätze sichern und der Konkurrenz Europas standhalten. Schon als Abgeordneter im Kongress prägte er entscheidend die Debatte um den McKinley Tariff Act von 1890.

Der McKinley Tariff Act 1890: Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft

Importzölle und wirtschaftliche TurbulenzenDie von McKinley initiierte Zollreform hob Importzölle auf durchschnittlich 50 Prozent an – so stark wie nie zuvor. Ursprünglich als Schutzschild für amerikanische Industrieprodukte konzipiert, hatte die Reform weitreichende Folgen: Importierte Güter wie Textilien, Bau- und Konsumwaren verteuerten sich rapide, die Lebenshaltungskosten stiegen spürbar. Besonders die Baubranche litt unter drastisch erhöhten Preisen für Stahl, Zinn und Holz. Binnen eines Jahres erlebten viele Konsumenten und Handwerker massive finanzielle Engpässe. Bereits zu den Midterm-Wahlen 1890 reagierte die Bevölkerung: Republikaner erlitten empfindliche Verluste, das Land driftete wirtschaftlich und politisch auseinander.

Politische Folgen und öffentlicher Druck

Die Einführung der Hochzölle löste nicht nur wirtschaftliche Turbulenzen, sondern auch aussenpolitische Spannungen aus. Wichtige Handelspartner – allen voran Kanada und europäische Länder – antworteten mit eigenen Zollerhöhungen. Dies verstärkte die Isolation amerikanischer Märkte und minderte den Exportabsatz. Zugleich entstand im eigenen Land eine Protestwelle: Arbeiter und die Mittelschicht wandten sich ab, Kleinunternehmen gerieten in Existenznot. Der als Wachstumsimpuls gedachte Zollkurs führte schliesslich zur schwerwiegenden Wirtschaftskrise der 1890er Jahre und beförderte soziale Unruhen.

Der Dingley-Tarif und das späte Umdenken McKinleys

Protektionismus vs. Freihandel – Eine NeubewertungTrotz der Rückschläge beharrte McKinley bei Amtsantritt als Präsident 1897 auf seinen protektionistischen Grundsätzen. Die erneute Anhebung der Zölle durch den Dingley-Tarif trieb die Preise weiter in die Höhe, was erneut zu Unmut führte – wenn auch von Teilen der Industrie unterstützt. Doch mit wachsenden internationalen Handelsbeziehungen und zunehmender Kritik begann McKinley in den letzten Jahren seiner Präsidentschaft verstärkt, Freihandel und ausgewogene Kompromisse zu erwägen. In mehreren Ansprachen – etwa zur Buffalo Exposition – sprach er offen über die Grenzen protektionistischer Strategien und plädierte für Kooperation statt Konfrontation im Welthandel.

Lehren für heutige Wirtschaftspolitik und populistische Strömungen

McKinleys Erfahrung ist ein warnendes Beispiel, das auch 100 Jahre später nichts an Aktualität eingebüsst hat. Steuern und Zölle statt Ausgleich und Handel in den Mittelpunkt zu rücken, verschärft gesellschaftliche und geopolitische Spaltungen. Gerade populistische Bewegungen berufen sich oft einseitig auf protektionistische Erfolge der Vergangenheit, ohne deren negative Folgen zu berücksichtigen. McKinleys Fähigkeit, Irrtümer einzugestehen und seinen Kurs zu korrigieren, ist daher aktueller denn je – Politik benötigt Mut zur Selbstkritik und Bereitschaft zur Korrektur.

Statistische Einordnung und Visualisierung

Wirkung der McKinley-Zölle 1890–1894 (unverbindliche Einschätzung)

Video

Geschichte der US-Zollpolitik: McKinley im Fokus
 
Historische Einsicht als Leitstern moderner Politik
Die Entwicklung unter William McKinley verdeutlicht, dass Protektionismus kurzfristig nationale Vorteile, langfristig jedoch wirtschaftliche Schieflagen verursachen kann. Sein späteres Eingeständnis des Irrtums ist ein seltenes Zeichen von Grösse – ein Vorbild für heutige Entscheidungsträger, politische Fehler zu erkennen und offen zu revidieren.

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