Der massive Einsatz von Zöllen durch die US-Regierung hat den Anteil Chinas am US-Aussenhandel auf ein historisches Tief gedrückt. Während sich das Handelsvolumen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten rapide verringert, florieren Handelsbeziehungen zu Ländern wie Mexiko und Südkorea. In diesem Beitrag werden die Ursachen, Folgen und die tatsächliche Reichweite dieser Verschiebung analysiert.
Wie aggressive Zölle den US-Handel mit China auf ein Rekordtief drückten und welche realen Effekte die vermeintliche Diversifizierung in Richtung Mexiko, Kanada, Südkorea und Taiwan bringt
Vom Handelskrieg zur Diversifizierung? Die drastische Verschiebung im US-Aussenhandel mit China und seinen Nachbarn
 

Von Rekordtiefen und neuen Fronten: Der aktuelle Stand im US-China-Handel

Der Anteil Chinas am gesamten US-Handelsvolumen ist im Mai 2025 auf nur noch 5,89% gefallen. Noch 2018 lag dieser Wert bei rund 18%. Dieser historische Rückgang ist vor allem auf die deutlich verschärfte US-Zollpolitik und entsprechende Gegenmassnahmen Pekings zurückzuführen. Allein zwischen Januar und April 2025 sanken die US-Exporte nach China um 12% und die US-Importe um 7%. Laut aktuellen Daten schrumpfte das Handelsdefizit von 95 auf 88 Milliarden US-Dollar. Die Belastungen durch Zölle steigen stetig: Im April 2025 führte allein diese Massnahmen zu einem Anstieg der Verbraucherpreise (CPI) um 1,3 Prozentpunkte; insgesamt steigt die jährliche Belastung für US-Haushalte auf bis zu 3.800 Dollar, insbesondere Geringverdiener sind betroffen.

Die politischen Hintergründe: Eskalation durch Zollregimes und Strategie der Abschottung

Zollarme bis zu 145% und politische MotiveDie Handelspolitik der USA ist zunehmend geprägt von Abschottungstendenzen. Mit Zöllen von bis zu 145% auf ausgewählte chinesische Produkte und bis zu 125% auf US-Exporte nach China versucht die US-Regierung, chinesischen Waren den Zugang zum US-Markt massiv zu erschweren. Der politische Fokus liegt auf dem Schutz strategischer Industrien wie Halbleiter, Fahrzeuge und Stahl und der erhofften Stärkung nationaler Produktionskapazitäten. Die Massnahmen führten bisher jedoch nur zu erheblichen Kosten für US-Verbraucher und Unternehmen.

Die wirtschaftlichen Folgen: Handelsrückgang, Arbeitsmarkt, Preissteigerungen

Kurzfristig führt der Rückgang des China-Geschäfts in den USA zu steigenden Verbraucherpreisen von bis zu 5,5%. Viele US-Produzenten, die früher exportierten, bieten nun ihre Waren verstärkt im Inland an, was die Exportzahlen um rund 17% einbrechen liess. Besonders betroffen sind landwirtschaftliche und dienstleistungsorientierte Bundesstaaten. Das US-BIP schrumpfte dadurch um etwa 1,6%. In China sind die Folgen geringer: Die Exporte sanken lediglich um knapp 5%, die Preise im Inland fielen sogar leicht.

Umlenkung der Handelsströme: Gewinnerländer, Zahlen, Dynamiken

Handelsverschiebung und KapazitätsfragenDer Rückzug aus China wurde durch Wachstum des Handels mit Nachbarländern kompensiert. Mexikos Anteil am US-Handel wuchs um rund 121%, Kanada um 240% und Südkorea sogar um 268%. Taiwans Bedeutung im Bereich Halbleiter steigt kontinuierlich. Doch erhebliche Kapazitätsengpässe drohen, wenn diese Volkswirtschaften das Volumen Chinas ersetzen sollen.

Transshipment und Umgehungsstrategien: Risiken der Umlenkung

Ein erheblicher Teil des neuen Handelsvolumens, besonders über Mexiko, wird als sogenanntes Transshipment klassifiziert. Chinesische Vorprodukte oder Komponenten gelangen über Drittländer – teilweise nur minimal bearbeitet – in die USA. Mittelfristig drohen daher regulatorische Verschärfungen und nachträgliche Strafzölle wegen Umgehungstatbeständen.

Exportkapazitäten und Abhängigkeitsstrukturen: Limits der neuen Partner

Diversifizierung und neue AbhängigkeitenTrotz beeindruckender Wachstumsraten lassen die Exportkapazitäten von Mexiko, Kanada und Südkorea eine vollständige Substitution chinesischer Lieferungen nicht zu. Gleichzeitig steigt die Technologiedichte und damit die Abhängigkeit von wenigen Anbietern sogar eher an – besonders in der High-Tech-Produktion.

Globale Rückwirkungen und Reaktionen

Regionale Effekte und neue MärkteDer Strukturwandel im US-Handel ruft weltweit Reaktionen hervor. Die Europäische Union sieht Chancen wie auch Risiken für ihre Anbieter. China konzentriert sich auf alternative Märkte in Südostasien, Afrika und Lateinamerika. Die Tendenz zur Regionalisierung und zum Aufbau alternativer Liefernetzwerke verstärkt sich international.

Prognose: Nachhaltige Diversifikation oder zyklische Anpassung?

Viele Analysten argumentieren, dass Kapazitätslimitierungen, steigende Kosten, anhaltende Unsicherheiten sowie politische Wechselfälle dem Ziel einer echten Selbstgenügsamkeit im Wege stehen werden. Dauerhafte Substitution chinesischer Produkte erscheint ausgeschlossen, solange keine massiven Investitionen in den Alternativländern erfolgen.
 
Zusammenfassung und Ausblick
Die USA führen gezielt eine Verlagerung ihrer Handelsströme herbei, doch die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung bleibt fraglich. Die schwankende Exportkapazität der Alternativpartner, steigende Kosten und strukturelle Unsicherheiten deuten darauf hin, dass echte Diversifizierung kurzfristig kaum erreicht wird. Vielmehr entstehen neue Abhängigkeiten – und die gewünschte wirtschaftliche Unabhängigkeit bleibt vorerst Illusion.

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