Die Vereinigten Staaten planen eine drastische Massnahme im globalen Handel:
Chinesisch gebaute Schiffe sollen bei Ankunft in US-Häfen mit einer Sondergebühr von bis zu 1,5 Millionen US-Dollar belegt werden. Dies ist Teil einer grösseren politischen Strategie, mit der die US-Regierung Chinas Dominanz im maritimen Sektor eindämmen und gleichzeitig den eigenen Schiffbau stärken will.
Der Vorschlag wurde am 21. Februar 2025 vom US-Handelsbeauftragten (USTR) offiziell zur Diskussion gestellt und basiert auf den Erkenntnissen einer umfassenden Untersuchung nach Section 301 des Trade Act von 1974. Diese Untersuchung kommt zum Schluss, dass China durch massive Subventionen im Bereich Schiffbau, Hafenlogistik und Reedereien seine Stellung auf dem Weltmarkt gezielt ausbaut – zulasten des fairen Wettbewerbs.
đź”— Bericht vom 16. Januar 2025: https://ustr.gov/about-us/policy-offices/press-office/press-releases/2025/january/ustr-finds-chinas-targeting-maritime-logistics-and-shipbuilding-sectors-dominance-actionable-under
đź”— Ăśbersicht der vorgeschlagenen Massnahmen (PDF): https://ustr.gov/sites/default/files/files/Press/Releases/2025/Ships%20Proposed%20Action%20FRN.pdf
Was bedeutet das konkret für chinesische Reedereien – und für die Weltwirtschaft?
1. Deutliche Mehrkosten für chinesische Schiffe: Die Gebühr von bis zu 1,5 Mio. USD pro Schiffsanlauf stellt eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Betroffen sind Schiffe, die in chinesischen Werften gebaut wurden – unabhängig davon, welche Reederei sie betreibt. Auch Leasing-Modelle über Drittstaaten können unter die Regelung fallen.
2. Umgehungsstrategien der Reedereien: Bereits jetzt wird deutlich, dass chinesische Reedereien nach Ausweichmöglichkeiten suchen. Dazu zählen:
Umladung der Container in Häfen in Kanada oder Mexiko und anschliessender Weitertransport in die USA per Lkw oder Bahn
Langfristig: Umstellung auf alternative Routen und Stärkung der Asien- und Afrika-Geschäfte.
3. Gefahr von Hafenstaus: Ein unbeabsichtigter Nebeneffekt der geplanten Regelung: Die Umladung in Drittstaaten oder der Versuch, Gebühren zu umgehen, könnte zu massiven logistischen Engpässen führen. Häfen in Kanada, Mexiko und anderen Alternativstandorten könnten überlastet werden – mit Rückstaus in den Lieferketten als Folge. Auch US-Häfen selbst könnten betroffen sein, wenn sich die Zollabwicklung verkompliziert oder spontane Routenänderungen zu Überlastungen führen.
Auswirkungen
Nicht nur China ist betroffen. Zahlreiche US-Importeure warnen davor, dass die Massnahme ihre Transportkosten erhöht, Lieferzeiten verlängert und die Verfügbarkeit von Rohstoffen gefährdet. Entsprechend sind viele der rund 400 öffentlichen Eingaben zu diesem Vorhaben – laut USTR – kritisch bis ablehnend.
Fazit: Wirtschaftspolitik mit weitreichenden Nebenwirkungen
Was auf den ersten Blick wie eine gezielte industriepolitische Massnahme aussieht, könnte weitreichende Nebenwirkungen auf globale Handelsströme und die Stabilität der Lieferketten haben. Ob sich die Strategie der USA langfristig durchsetzen kann – oder ob sie neue Hürden für den internationalen Warenverkehr schafft –, bleibt offen. Klar ist jedoch: Der globale Schifffahrtsmarkt steht vor einer neuen Phase geopolitischer Auseinandersetzungen.