Die Türkei erhebt weiterhin Schutzzölle auf eine Vielzahl von Waren, um die heimische Wirtschaft zu schützen. Am 31. Dezember 2024 wurde im türkischen Amtsblatt eine detaillierte Liste der betroffenen Produkte veröffentlicht. Diese umfasst eine breite Palette von Waren, darunter Marmor, Chemikalien, Schminkmittel, Textilien, Lederwaren, Metallprodukte, Maschinenbau-Erzeugnisse, Fahrzeuge, Möbel und viele andere Konsum- und Industriegüter.

Die Zollsätze variieren je nach Herkunftsland der Waren und sind in einer Tabelle mit sieben Spalten aufgeführt. Spalte 1 gilt für Länder wie die EU, EFTA-Staaten und einige weitere Partnerstaaten, während Spalten 2 bis 6 unterschiedliche Zollsätze für Länder wie zum Beispiel Malaysia  anzeigen. Spalte 7 umfasst alle anderen Länder,  wo auch China dazugehört.

Für EU-Waren, die aus Ländern mit Freihandelsabkommen stammen, gelten keine Schutzzölle, mit Ausnahme bestimmter Waren aus Malaysia. In der Praxis verlangen die türkischen Zolldienstleister jedoch häufig zusätzlich ein Ursprungszeugnis, obwohl eine Ursprungserklärung auf der Rechnung ebenfalls ausreicht, um die Zollbefreiung zu bestätigen. Diese Massnahmen sollen den heimischen Markt vor ausländischer Konkurrenz schützen und die Wettbewerbsfähigkeit lokaler Produzenten stärken.

Fallbeispiele

  1. Textilindustrie: Ein europäischer Textilhersteller exportiert Baumwollstoffe in die Türkei. Da die EU zu den Ländern gehört, für die gemäss Spalte 1 der Zolltabelle keine Schutzzölle erhoben werden, kann der Exporteur seine Waren zollfrei in die Türkei liefern. Allerdings fordert der türkische Zolldienstleister ein Ursprungszeugnis, obwohl eine Ursprungserklärung auf der Rechnung ausreichend wäre. Der Exporteur stellt das geforderte Dokument bereit, um Verzögerungen bei der Zollabfertigung zu vermeiden.
  2. Maschinenbau: Ein Schweizer Maschinenbauunternehmen plant, spezialisierte Maschinen in die Türkei zu exportieren. Da die Schweiz ein EFTA-Staat ist, fallen die Exporte unter Spalte 1 der Zolltabelle, was bedeutet, dass keine Schutzzölle erhoben werden. Das Unternehmen stellt sicher, dass alle erforderlichen Ursprungsnachweise vorliegen, um von der Zollbefreiung zu profitieren.
  3. Chemikalien: Ein chinesischer Chemikalienhersteller exportiert seine Produkte in die Türkei. Da China unter Spalte 7 der Zolltabelle fällt, werden auf diese Importe die höchsten Schutzzölle erhoben. Der Hersteller muss die zusätzlichen Kosten einkalkulieren und möglicherweise seine Preisstrategie anpassen, um auf dem türkischen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Türkei hat bekannt gegeben, dass auch im Jahr 2025 Schutzzölle auf eine Vielzahl von Importwaren erhoben werden. Diese Massnahmen sollen die heimische Industrie vor einer Überflutung durch günstigere Importgüter schützen und den wirtschaftlichen Wettbewerb für inländische Produzenten sichern.

Betroffene Waren

Laut der Anordnung sind insbesondere folgende Waren von den Schutzzöllen betroffen:

  • Textilien und Bekleidung: Hierzu gehören unter anderem synthetische Stoffe, Baumwollgewebe und fertige Kleidungsstücke.
  • Elektronik und Haushaltsgeräte: Importierte Elektrogeräte wie Fernseher, Kühlschränke und Waschmaschinen werden zusätzlichen Abgaben unterliegen.
  • Stahl und Metallwaren: Viele Stahlprodukte, insbesondere flach gewalzter Stahl und Aluminium, sind betroffen.
  • Landwirtschaftliche Produkte: Dazu gehören Nahrungsmittel wie Getreide, Ölsaaten und bestimmte verarbeitete Produkte.

Die Höhe der Schutzzölle variiert je nach Warengruppe und Ursprungsland. Unternehmen sollten sich über die spezifischen Tarife für ihre Produkte informieren.

Hintergrund der Massnahmen

Die Türkei nutzt Schutzzölle als Instrument, um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer heimischen Industrie zu stärken. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer weiterhin angespannten wirtschaftlichen Lage, die durch hohe Inflationsraten und einen schwachen Wechselkurs der Lira geprägt ist. Durch die Erhebung der Zölle soll die Nachfrage nach inländischen Produkten gesteigert und die Abhängigkeit von Importen reduziert werden.

Auswirkungen auf Schweizer Exporteure

Für Schweizer Exporteure kann dies ggf. eine Erhöhung der Kosten und mehr Formalitäten bedeuten. Insbesondere Exporteure von Textilien und Elektronik sollten ihre Lieferketten und Preisgestaltung überprüfen, um den veränderten Bedingungen gerecht zu werden.

Relevante Links und Quellen