Mit steigenden Zöllen nimmt auch der Anreiz zur Umgehung von Einfuhrabgaben zu. Der aktuelle Fall um Rayson Global, das für die Falschdeklaration chinesischer Waren als thailändische Produkte nun vom US-Gericht mit höchstmöglicher Strafe belegt wurde, steht exemplarisch für ein systemisches Problem. Dieser Beitrag beleuchtet Hintergründe, Auswirkungen und Handlungsoptionen.
Das Urteil des Court of International Trade gegen Rayson Global zeigt die wachsenden Risiken von Zollumgehung – und was Unternehmen jetzt beachten müssen.
Strafzölle, Betrug und Millionenstrafe: Wie ein Importeur am US-Zollrecht scheiterte

Rayson Global: Zollbetrug, Rechtsfolgen und Compliance ‒ Ein Präzedenzfall

 

Das Urteil des US-Handelsgerichts: Ein exemplarischer Fall

Am 18. Juli 2025 entschied das CIT nach einem Antrag der US-Regierung im Rahmen eines Versäumnisverfahrens gegen Rayson Global und deren Eigentümerin Doris Cheng. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass das Unternehmen vorsätzlich Einfuhrabgaben durch die Falschdeklaration des Ursprungs seiner Produkte umging – anstelle von China wurde Thailand als Ursprungsland angegeben, um Zölle und Strafzölle in Millionenhöhe zu vermeiden. Die verhängte Strafe von rund 3,4 Millionen US-Dollar ist die Höchstgrenze für derartige Verstösse und umfasst zusätzlich alle noch ausstehenden Zölle und Steuern für die betreffenden Einfuhrposten.

Die Mechanik der Zollumgehung: Methoden und Risiken

Neben dem konkreten Fall zeigen Statistiken einen Zuwachs an praktizierter Zollumgehung, seit die US-Regierung zusätzliche Handelsbarrieren gegen bestimmte Länder erhoben hat. Unternehmen nutzen verschiedene Tricks: Manipulation der Warenklassifikation, bewusste Unterbewertung von Sendungen oder auch Verschleierung des Warenursprungs durch sogenannte Transshipment-Strecken – also Umwege über Drittstaaten, um den ursprünglichen Herkunftsnachweis zu verwischen. Diese Praktiken bergen ein erhebliches Risiko: Erfahren die Zollbehörden von Unregelmässigkeiten, drohen milliardenschwere Nachzahlungen und – wie gezeigt – empfindliche Strafzahlungen.

Falschangaben zum Warenursprung: Typischer Ablauf und Folgen

Im Fall Rayson Global wurden sogenannte „Uncovered Mattress Innersprings“, eigentlich in China produziert, bei der US-Zollbehörde als Waren thailändischen Ursprungs deklariert. Dadurch entfielen nicht nur die herkömmlichen Zölle von 6 %, sondern auch Antidumping-Zölle von 234,51 % sowie zusätzliche Sonderzölle nach Section 301 (10–25 % je nach Zeitraum). Die US-Regierung argumentierte, dass durch dieses Verhalten dem amerikanischen Fiskus erheblicher finanzieller Schaden entstand und sich das Unternehmen einen unlauteren Wettbewerbsvorteil verschaffte.
Zoll- und Abgabensätze im Vergleich (Fall Rayson Global)

Verfahren und Sanktion: Von der Anklage zur Verurteilung

Die US-Regierung erhob ihre Klage 2023. Nach wiederholter Aufforderung blieb eine Antwort von Rayson Global aus – ein juristischer Fehler, der als Schuldeingeständnis interpretiert werden kann. Das Gericht sprach die Höchststrafe zu: Nach US-Recht kann bei fahrlässigem oder vorsätzlichem Fehlverhalten der doppelte Einnahmeausfall als Höchstgrenze herangezogen werden, sofern dieser den Warenwert nicht übersteigt. Im konkreten Fall entsprach das rund 3,4 Millionen USD. Zudem wurden sämtliche noch nicht beglichenen Abgaben, Steuern und Sicherheiten fällig.

Wachstum illegaler Strategien und das Umfeld steigender Zölle

Mit jedem weiteren Sanktionspaket oder Sonderzoll steigen auch die finanziellen Anreize für Umgehungsstrategien – und die Kreativität potenzieller Täter. Besonders transnationale Lieferketten bieten Schlupflöcher, die exploitierbar erscheinen: Firmen spezialisieren sich gar darauf, für Auftraggeber “TL-Lösungen” für niedrigere Kosten zu finden, auch jenseits der Legalität. Die „Tarifreduktion“ mutiert damit zur Grauzone und riskiert, ganze Branchen ins Visier der Ermittler zu bringen.

Rechtslage und Behördenpraxis: Höchststrafen als Abschreckung

US-Behörden wie das Department of Justice und die US Customs and Border Protection setzen gezielt auf spektakuläre Verfolgungs- und Strafmassnahmen, um Nachahmer abzuschrecken. Veranstaltungen wie die Auslobung von Whistleblower-Belohnungen oder die Veröffentlichung einschlägiger Urteile dienen der Prävention. Im Mittelpunkt stehen dabei Verstösse nach 19 U.S.C. § 1592, der bei fahrlässigen oder vorsätzlichen Verstössen besonders hohe zivilrechtliche Sanktionen vorsieht. Die Verfahren zeigen: Die Hemmschwelle für Ermittlungen ist niedrig, die Konsequenzen schwerwiegend.

Compliance und Risikomanagement im Importgeschäft

Moderne Compliance-Systeme sind für Importeure unverzichtbar. Regelmässige Audits von Lieferketten, intensives Training für Mitarbeiter und digitale Dokumentationssysteme helfen, Verstösse oder Unregelmässigkeiten rechtzeitig zu erkennen. Unternehmen sollten sich ihren Sorgfaltspflichten bewusst sein: Schon geringe Nachlässigkeiten können immense finanzielle und rechtliche Folgen haben. Im Risikofall empfiehlt sich eine frühzeitige Beratung durch spezialisierte Anwälte.

Meldepflichten und Vorgehensweisen bei Verdacht auf Betrug

Im Visier der Ermittler stehen nicht nur tätige Importeure, sondern zunehmend auch deren Wettbewerber: Sollte ein Unternehmen Kenntnis von betrügerischem Verhalten eines Mitbewerbers erlangen, empfiehlt sich die Konsultation juristischer Experten. Eine Anzeige bei den Behörden ist nicht nur aus Compliance-Gründen sinnvoll, sondern kann auch dem Selbstschutz dienen: Wer als Whistleblower auftritt, hat teils Anspruch auf finanzielle Belohnungen und kann die eigene Beteiligung am Markt sichern.

Ausblick: Die neuen Realitäten des globalen Handels

Die Rayson-Global-Entscheidung ist ein Symbol der Zeitenwende im internationalen Handel: Strengere Kontrollen, höhere Zölle und ausgeklügelte Betrugsversuche stehen sich gegenüber. Unternehmen sind gefordert, ihre Prozesse anzupassen und präventiv zu handeln. Wer Risiken ignoriert, setzt sich massiven Strafverfolgungs- und Finanzrisiken aus.
 
Schlussfolgerung: Strenge Regeln, grosse Risiken
Die Millionenstrafe gegen Rayson Global ist ein deutliches Signal: Die US-Behörden verfolgen Zollumgehung konsequent und mit harten Sanktionen. Unternehmen müssen ihre Importprozesse prüfen, Compliance-Verstärken und Risiken transparent managen, um nicht in ein ähnlich kostspieliges Risiko zu geraten.

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