Sekundärzölle gewinnen als neues wirtschaftspolitisches Instrument der USA an Bedeutung, besonders betroffen sind dabei auch Schweizer Unternehmen im internationalen Öl- und Rohstoffhandel. In diesem Beitrag wird beleuchtet, wie diese neuartigen Zölle entstehen, welchen Zweck sie erfüllen und welche Implikationen sie für die Schweiz als kleine, aber stark global vernetzte Volkswirtschaft haben.
Wie neue US-Sanktionszölle auf Drittstaaten die Schweizer Wirtschaft, Politik und den Handel herausfordern
Sekundärzölle und die Schweiz: Globale Handelspolitik zwischen Druck und Dilemma
 

Definition und Entwicklung der Sekundärzölle

Sekundärzölle sind Zollmassnahmen, die von einem Staat – meist den USA – gegen Länder verhängt werden, die weiterhin mit einem durch Primärsanktionen belegten Staat handeln. Anders als klassische Importzölle richten sie sich explizit gegen Drittländer. Der Rechtsstatus ist hybrid: Formal sind es Zölle, politisch stehen sie aber im Dienst der Sanktions- und Aussenpolitik. Jüngstes Beispiel ist die Executive Order der USA vom März 2025, die hohe Zölle auf Importe aus Ländern vorsieht, die venezolanisches Öl oder Erdölerzeugnisse direkt oder indirekt beziehen. Durch hohe Flexibilität in der Anwendung liegen Entscheidungsspielräume oft bei aussenpolitischen Stellen, was zu strategischer Unsicherheit führt.

Funktionsweise und Ziele von Sekundärzöllen

Wirtschaftlicher Hebel und Risiken
Sekundärzölle dienen der Erzwingung internationaler Isolierung sanktionierter Staaten. Sie setzen nicht nur den Adressstaat, sondern auch Drittstaaten unter Druck, Handelsbeziehungen einzustellen oder drastisch zu verteuern. Damit wirken sie als wirtschaftliche Hebelwirkung, den betreffenden Staat – etwa Venezuela oder Russland – vom Weltmarkt abzukoppeln. Ziel ist es, den betroffenen Ländern eine Mitwirkung an Sanktionsregimen aufzuzwingen, selbst wenn diese formal nicht direkt beteiligt sind. Die Gefahr dabei: Die Zölle können wirtschaftliche Kettenreaktionen auslösen und sogar eine weltweite Stagflation befördern.

Relevanz für die Schweiz: Energie- und Rohstoffabhängigkeiten

Die Schweiz importiert erhebliche Mengen an Rohöl und Energieprodukten als Basis für Industrie und Bevölkerung. Pflichtlagerregelungen sorgen zwar für eine temporäre Versorgungssicherheit, dennoch ist die Schweizer Wirtschaft Teil der internationalen Lieferketten für Öl und verwandte Produkte. Die Schweiz könnte indirekt von Sekundärzöllen betroffen sein, wenn Lieferanten aus sanktionierten Staaten stammen oder mit solchen zusammenarbeiten. Dies erhöht die Sorgfallspflichten und verursacht erhebliche betriebswirtschaftliche Unsicherheiten.

Beispiele: US-Sekundärzölle gegen Venezuela und Russland

Aktuelle Präzedenzfälle
Ein aktueller Präzedenzfall ist die Einführung von 25%-Sekundärzöllen der USA auf Importe aus Ländern, die venezolanisches Öl weiterverarbeiten. Ebenso könnten Sekundärzölle gegen Staaten, die russisches Öl importieren, relevant werden – etwa gegenüber Indien oder China. Die USA signalisieren klar, dass solche Massnahmen kurzfristig verhängt und flexibel angepasst werden können, und kombinieren sie oft mit politischen Ultimaten. Für die Schweiz ergibt sich daraus die Notwendigkeit, Lieferketten und Ursprungsländer besonders sorgfältig zu prüfen und auf US-amerikanische Regulierungen zu reagieren.

Makroökonomische Auswirkungen auf die Schweiz

Der Einfluss von Sekundärzöllen kann massiv sein: Zum einen drohen direkte Kostensteigerungen, falls Importe teurer werden oder Sanktionen indirekt auf Unternehmen Anwendung finden. Zum anderen führen Unsicherheit und Volatilität zu erhöhtem Planungsaufwand in Handel, Logistik und Energieversorgung. IWF, OECD und Weltbank warnen zudem vor globaler Stagflation durch Zölle und Sanktionen, was auch auf die preis- und exportabhängige Wirtschaft durchschlagen kann.

Politische und diplomatische Implikationen

Neutralität und Anpassungsdruck
Die Schweiz steht traditionell für Neutralität und multilateralen Ausgleich. Durch Sekundärzölle wächst der Druck, sich politisch zu positionieren zusätzlich. Einerseits möchte die Schweiz ihre Rolle als internationaler Vermittler nicht aufgeben, andererseits besteht Handlungsbedarf, um Handelswege und Energiesicherheit zu sichern. Sekundärzölle wirken damit als Katalysator, eine nachhaltige Diversifizierung der Energieimporte und eine verstärkte Zusammenarbeit innerhalb Europas voranzutreiben.

Handlungsspielräume und Risikomanagement

Strategien wie die Diversifikation der Lieferländer, der Abschluss von Risikoabsicherungen sowie rechtliche und diplomatische Konsultationen gewinnen an Bedeutung. Speziell die Beobachtung aussenpolitischer Entwicklungen und die Beratung durch Fachexperten werden zum Überlebensfaktor im internationalen Geschäftsfeld. Zudem sind Kooperationen mit europäischen Partnern zur Risikoabsicherung ratsam.

Zukunftsausblick: Sekundärzölle als Dauerphänomen?

Langfristige Perspektiven
Sekundärzölle markieren eine zunehmende Instrumentalisierung internationaler Handelspolitik für aussenpolitische Ziele. Ihre flexible Anwendbarkeit und die politische Steuerbarkeit durch die USA machen sie zum dauerhaften Risiko für global vernetzte Volkswirtschaften. Für die Schweiz ist Anpassungsfähigkeit gefragt: Einerseits wachsen die Herausforderungen, andererseits bieten diversifizierte Handelsbeziehungen und Innovationen im Bereich erneuerbarer Energien langfristige Chancen. Klar ist, dass der aussenpolitische Druck bestehen bleibt, Strategien laufend zu überprüfen und anzupassen.
 
Fazit: Politischer Druck, wirtschaftliche Risiken
Sekundärzölle sind ein effektives, aber riskantes politisches Druckmittel der USA. Für die Schweiz bedeuten sie wachsende Unsicherheiten und erhebliche betriebswirtschaftliche Herausforderungen, besonders im Energie- und Rohstoffsektor. Langfristig könnten sie Handelsmuster verändern und die diplomatische Balance der Schweiz auf die Probe stellen.

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