Wirtschaftliche Verflechtung am Beispiel des Aussenhandels
Die Europäische Union ist mit Abstand der wichtigste Handelspartner der Schweiz. Über die Hälfte des gesamten Schweizer Aussenhandels entfällt auf die EU: Rund 50 % aller Exporte werden in die EU geliefert, während etwa 70 % der Importe aus EU-Mitgliedstaaten stammen.
Besonders bedeutend sind die Nachbarländer Deutschland, Italien, Frankreich und Österreich, die zusammen einen grossen Teil des Handelsvolumens ausmachen. Im Jahr belegte die Schweiz für die EU den vierten Rang unter den wichtigsten Handelspartnern nach den USA, China und dem Vereinigten Königreich.
Die exportstarken Branchen der Schweiz – insbesondere die chemisch-pharmazeutische Industrie, Maschinenbau, Präzisionsinstrumente und Uhren – profitieren am stärksten von der engen wirtschaftlichen Verzahnung mit der EU. Diese Sektoren generieren den Grossteil der Wertschöpfung im grenzüberschreitenden Handel und sind auf den reibungslosen Zugang zum EU-Binnenmarkt angewiesen. Gleichzeitig importiert die Schweiz aus der EU vor allem Maschinen, Fahrzeuge, Nahrungsmittel und elektronische Geräte.
Die gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeiten sind hoch: Für zahlreiche Schweizer Unternehmen ist der EU-Markt unverzichtbar, sowohl als Absatzmarkt als auch als Beschaffungsquelle. Umgekehrt ist die Schweiz für die EU ein bedeutender Handelspartner, insbesondere in Sektoren mit hoher Wertschöpfung.
Die Verflechtung zeigt sich auch in komplexen Lieferketten, die auf grenzĂĽberschreitende Just-in-Time-Prozesse angewiesen sind.
Handelsstatistik Schweiz–EU
Weitere Informationen und detaillierte Statistiken: Wirtschaftliche Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU (PDF, 1.59 MB, Mai 2025)
Migrationsbewegungen und PersonenfreizĂĽgigkeit
Zwischen und war die Migrationsbilanz zwischen der Schweiz und den Staaten der EU/EFTA durch eine konstante Nettozuwanderung geprägt. Die Personenfreizügigkeit, die im Rahmen der bilateralen Abkommen geregelt ist, ermöglicht Bürgerinnen und Bürgern beider Seiten, sich frei niederzulassen und zu arbeiten.
Diese Regelung hat die Mobilität von Arbeitskräften, insbesondere in grenznahen Regionen, erheblich erleichtert und trägt zur Flexibilität des Schweizer Arbeitsmarktes bei.
Die Zuwanderung aus der EU hat die Schweizer Wirtschaft in den vergangenen Jahren massgeblich unterstützt, insbesondere in Sektoren mit Fachkräftemangel wie Gesundheitswesen, Bau, IT und Forschung. Gleichzeitig beeinflusst die Migration das soziale Gefüge, etwa durch die Integration von Arbeitskräften und deren Familien sowie durch die Nachfrage nach Wohnraum und Infrastruktur.
Politisch ist die Personenfreizügigkeit seit Jahren Gegenstand kontroverser Debatten. Während wirtschaftliche Kreise die Vorteile betonen, kritisieren Gewerkschaften und einige politische Parteien, insbesondere die SVP, die Auswirkungen auf Löhne und den Arbeitsmarkt.
Die Migrationsdynamik bleibt ein zentrales Thema in den Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU, da sie sowohl wirtschaftliche Chancen als auch gesellschaftliche Herausforderungen birgt.
Migrationsstatistik Schweiz–EU
FĂĽr weiterfĂĽhrende Analysen siehe: Schweiz-EU in Zahlen (PDF, 854 kB, August 2024)
Bilaterale Abkommen: Geschichte, Bedeutung und aktuelle Entwicklungen
Die bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der EU sind das Ergebnis jahrzehntelanger Verhandlungen und bilden das Rückgrat der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen. Nach dem Nein zum EWR-Beitritt 1992 setzte die Schweiz auf einen eigenständigen bilateralen Weg, der mit den Abkommenspaketen Bilaterale I (2002) und Bilaterale II (2005) grundlegende Bereiche wie Personenfreizügigkeit, technischen Handel, Landwirtschaft, Forschung und öffentliche Aufträge abdeckt.
Im Jahr wurde nach intensiven Verhandlungen ein neues Paket bilateraler Abkommen abgeschlossen. Dieses Paket umfasst neue thematische Elemente und institutionelle Lösungen, die den Zugang der Schweiz zum EU-Binnenmarkt sichern und gleichzeitig die Integrität des Binnenmarkts für die EU wahren.
Das neue Abkommenpaket stärkt insbesondere den Marktzugang für Schweizer Unternehmen, regelt den gegenseitigen Umgang mit regulatorischen Differenzen und schafft Mechanismen zur Streitbeilegung. Zudem werden Bereiche wie Strommarkt, Forschung und Finanzdienstleistungen neu geregelt oder vertieft. Die Abkommen müssen noch von Parlament und Stimmvolk in der Schweiz ratifiziert werden, was angesichts politischer Kontroversen – etwa um Lohnschutz und Liberalisierung – aufmerksam verfolgt wird.
Beide Seiten profitieren von klar geregelten Beziehungen: Die Schweiz erhält planbaren Zugang zu den wichtigsten Märkten, während die EU die Kohärenz und Stabilität ihres Binnenmarkts wahrt.Â
Weitere Informationen
Paket Schweiz-EU (EDA): Weiterentwicklung des bilateralen Wegs
Forschung, Bildung und Innovation: Die Rolle der Schweizer Beteiligung an EU-Programmen
Im Jahr kann sich die Schweiz nach längeren Verhandlungen wieder an wichtigen EU-Programmen beteiligen. Das neue Abkommen ermöglicht die Assoziierung an Horizon Europe, Euratom, Digital Europe, Erasmus+ und EU4Health. Diese Programme sind für die Schweizer Forschungslandschaft und Innovationsfähigkeit von zentraler Bedeutung.
Der Zugang zu europäischen Fördermitteln und Kooperationsnetzwerken eröffnet Schweizer Hochschulen, Forschungsinstituten und Unternehmen vielfältige Chancen. Sie können sich an grossen, internationalen Verbundprojekten beteiligen, von Wissenstransfer profitieren und ihre Sichtbarkeit im europäischen Forschungsraum stärken.
Besonders Horizon Europe gilt als weltweit führendes Forschungsförderprogramm mit einem Budget von über 95 Milliarden Euro für die Laufzeit .
Neben der finanziellen Förderung ist die internationale Vernetzung ein entscheidender Vorteil. Schweizer Forschende und Studierende erhalten Zugang zu Mobilitäts- und Austauschprogrammen, was die Attraktivität des Standorts Schweiz weiter steigert. Gleichzeitig trägt die Teilnahme an Digital Europe und EU4Health dazu bei, die digitale Transformation und die Gesundheitsversorgung auf höchstem Niveau zu halten.
Mehr dazu
EU und Schweiz: Abkommen ermöglicht Teilnahme an EU-Programmen (April 2025): Offizielle Mitteilung
Zukunftsperspektiven und Herausforderungen der Schweiz-EU-Partnerschaft
Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU stehen vor vielfältigen Herausforderungen und Chancen. Politisch bleibt die Balance zwischen Souveränität und Integration ein zentrales Thema. Die institutionellen Rahmenbedingungen müssen so ausgestaltet werden, dass sie Rechtssicherheit für die Wirtschaft bieten, ohne die Unabhängigkeit der Schweiz übermässig einzuschränken.
Wirtschaftlich ist der reibungslose Zugang zum EU-Binnenmarkt für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft essenziell. Gleichzeitig muss die Schweiz auf regulatorische Entwicklungen in der EU flexibel reagieren, um Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zu sichern.
Technologische Transformation, Digitalisierung und der Wandel in der Energieversorgung sind weitere Felder, in denen enge Kooperation gefragt ist. Gesellschaftlich stellen Migration, Integration und die Wahrung des sozialen Zusammenhalts zentrale Herausforderungen dar. Die Migrationsdynamik erfordert ausgewogene Lösungen, die sowohl wirtschaftliche Bedürfnisse als auch gesellschaftliche Akzeptanz berücksichtigen.
Konfliktpotenzial besteht insbesondere bei Themen wie Lohnschutz, Sozialstandards und Marktzugang für Dienstleistungen. Hier sind innovative, flexible Ansätze notwendig, um die Partnerschaft krisenfest zu machen und weiterzuentwickeln.
Die Partnerschaft kann nur erfolgreich bleiben, wenn beide Seiten bereit sind, aufeinander zuzugehen und gemeinsame Interessen in den Mittelpunkt zu stellen. Stabile bilaterale Beziehungen sind der Schlüssel für Wohlstand und Stabilität in einer zunehmend vernetzten Welt.
Aktuelle Entwicklungen und Analysen
Medienmitteilungen Schweiz-EU (EDA): Offizielle Pressemitteilungen