Die Europäische Union steht vor der grössten Modernisierung ihres Zollkodex seit 1968. Mit einem umfassenden Reformpaket, auf das sich der Rat am 27. Juni 2025 geeinigt hat, werden die Digitalstrategie, transparentere Verfahren und eine europaweit einheitliche Durchsetzung aller Zollvorschriften entscheidend weiterentwickelt. Dieser Artikel beleuchtet die zentralen Neuerungen und deren Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft.
Wie die neuen Kernpunkte die Effizienz und Sicherheit des europäischen Zollwesens transformieren
Reform des EU-Zollkodex 2025: Modernisierung, Digitalisierung und Stärkung der Zollunion

EU-Zollreform 2025 – Digitale Zukunft des europäischen Zollwesens

 

Hintergründe und Beweggründe der umfassenden Zollreform

Die derzeitige Zollgesetzgebung der Europäischen Union stiess in den vergangenen Jahren an ihre Grenzen: Unterschiedliche Anwendung der Regeln auf nationaler Ebene, veraltete IT-Systeme sowie die rapide Zunahme des E-Commerce führten zu Ineffizienzen, Mehraufwand und Sicherheitsrisiken.
Die Notwendigkeit, den europäischen Zollbereich nicht nur digital und harmonisiert, sondern auch widerstandsfähig gegen neue Handels- und Sicherheitsherausforderungen zu gestalten, wurde immer drängender. Die vollständige Überarbeitung des bisherigen Rahmens richtet sich an die EU-Verordnung Nr. 952/2013, die nun durch ein zukunftsfähiges Regelwerk abgelöst werden soll.

Die Einführung einer Europäischen Zollbehörde

Europäische Zollbehörde (EUCA) Mit der EUCA erhält die EU ein supranationales Organ, das erstmals Kernaufgaben wie Steuerung, Koordination und Risikomanagement zentral übernimmt.
Die EUCA entwickelt und betreibt ein unionsweites Daten-Hub, welches sämtliche Zollinformationen vereint. Diese Bündelung gewährleistet einheitliche Standards, verringert den Aufwand für Unternehmen und ermöglicht Zollbehörden einen kontinuierlichen Überblick über Warenströme zur verbesserten Risikofrüherkennung.

Das neue EU Customs Data Hub als digitales Herzstück

Das neue EU Customs Data Hub wird zur digitalen Drehscheibe für alle zollrelevanten Informationen.
Unternehmen und Behörden können alle Daten entlang der Lieferkette zentral eingeben und abrufen. Für Wirtschaftsakteure bedeutet das: Einmeldeverfahren, weniger Bürokratie und standardisierte Abläufe.
Potenzielle jährliche Einsparungen durch das Data Hub (Prognose)
Laut EU-Prognosen führt diese Integration zu jährlichen Einsparungen von rund zwei Milliarden Euro und minimiert Fehlerquellen sowie Doppelarbeit.

Herausforderungen und Potenziale der Digitalisierung

Digitalisierung: Chancen und HerausforderungenKI und fortschrittliche Datenanalytik werden zentral für Risikomanagement und Betrugsbekämpfung.
Die Harmonisierung der IT-Systeme aller 27 Mitgliedstaaten erfordert Investitionen und Umstellungen, insbesondere bis zur vollständigen Inbetriebnahme des Data Hubs, die erst bis 2037 anvisiert ist. Gleichzeitig eröffnet der digitale Wandel Möglichkeiten für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und fortschrittlicher Datenanalytik, um Marktmissbrauch, Steuerhinterziehung und Sicherheitsrisiken schneller zu identifizieren.

Regelungsänderungen im E-Commerce und Handlingsgebühr

Mit der Reform werden erstmals spezielle Regelungen für E-Commerce eingeführt. 2024 wurden rund 4,6 Milliarden Pakete importiert, weshalb die EU auf intelligente, risikobasierte Kontrollen und neue Meldepflichten setzt.
Die bisherige Zollfreigrenze von 150 Euro entfällt. Für jede Einfuhr wird künftig ein Bearbeitungsentgelt erhoben.
Importierte E-Commerce-Pakete (in Milliarden, letzte Jahre)

Einheitliche und effiziente Durchsetzung innerhalb der Zollunion

Das bisherige System der 27 voneinander unabhängigen Zollverwaltungen führte zu Inkonsistenzen, doppelten Prüfungen und Wettbewerbsverzerrungen. Die Reform schafft durch die Zentralisierung in der neuen Zollbehörde sowie durch landesübergreifende IT-Lösungen endlich eine europaweit gleichmässige Durchsetzung der Zollregeln. Eine unabhängige Studie ergab, dass 28 Prozent der Unternehmen die bisherigen Zollvorteile als stark schwankend empfanden.

Auswirkungen für Unternehmen und Handelspartner

Administrative Entlastung vs. Compliance-PflichtenIT- und Compliance-Anforderungen steigen vorrübergehend, jedoch profitieren Unternehmen von kalkulierbaren Prozessen und planbarer Abwicklung.
Besonders gefordert sind Importeure, Plattformen und Drittstaaten, die ihre Systeme und Prozesse anpassen müssen. Auch Anbieter von Logistik- und Technologie-Lösungen sind zukünftig gefordert, europaweit digitalisierte Abläufe zu unterstützen.

Perspektiven und Ausblick bis 2037

Die vollständige Implementierung der neuen Strukturen und Systeme wird schrittweise erfolgen und erst 2037 abgeschlossen sein.
Übergangsregelungen sichern den Weiterbetrieb nationaler Systeme, während Pilotprogramme eingeführt werden. Herausforderungen bleiben die Weiterentwicklung der digitalen Infrastruktur, Datenschutz sowie klare Verantwortungsteilung zwischen den Behörden.
Fazit der DIHK: Mit der Strategie „Zoll 2030“ will das Bundesfinanzministerium die Zollverwaltung digitaler, effizienter und krisenfester machen. Ein richtiger Ansatz – doch aus Sicht der Unternehmen gibt es Risiken: Schliessung kleinerer Zollstellen = längere Wege und Wartezeiten, gerade für KMU und zeitkritische Lieferketten zusätzliche Gebühren = Wettbewerbsnachteil uneinheitliche Abläufe = „Lotterie nach Postleitzahlen“ Die DIHK-Stellungnahme zur Strategie Zoll 2030 zeigt, wie die Reform praxisnah ausgestaltet werden sollte, inklusive Ideenpapier zur Entbürokratisierung im Zoll.
Ein Neuanfang für das europäische Zollwesen
Mit der Reform des EU-Zollkodex setzt die EU einen entscheidenden Schritt zur Harmonisierung, Modernisierung und Digitalisierung ihrer Zolllandschaft. Einheitliche Standards, moderne digitale Tools und eine zentrale Zone der Verantwortung bilden künftig das Fundament für sicheren, effizienten und wettbewerbsfähigen Warenverkehr – mit nachhaltigen Vorteilen für Unternehmen, Bürger und die Integrität des Binnenmarktes.

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