Die US-Ursprungsregeln und die zugehörigen Rechtsquellen haben sich 2025 fundamental verändert und betreffen nahezu alle internationalen Lieferketten. Dieser Artikel beleuchtet die Grundlagen, die wichtigsten Gesetzesquellen, die im April 2025 publizierten Neuerungen der US-Zollpraxis und beantwortet zentrale Praxisfragen für Unternehmen und Berater.
Analyse der aktuellen Rechtsgrundlagen, Erläuterung der US-Ursprungsregeln und Überblick zu den jüngsten Änderungen 2025
Neue Ursprungsregeln und US-Zölle 2025: Rechtsquellen, Änderungen und praktische Antworten

Neue US-Ursprungsregeln und Zusatzzölle ab 2025

 
Grundlagen
Die Ursprungsregeln der Vereinigten Staaten bestimmen, aus welchem Land ein Produkt im zollrechtlichen Sinne stammt. Diese Regeln sind massgeblich, um Importe zolltechnisch zu bewerten, Präferenznachweise auszustellen und Massnahmen zur Handelspolitik – wie Zusatzzölle und Vergeltungsmassnahmen – zielgerichtet umzusetzen. Im Mittelpunkt steht dabei die Definition des Ursprungslandes nach objektiven Kriterien: Herstellung, Verarbeitungsschritte, Wertschöpfungsanteile oder substanzielle Veränderungen am Produkt. Damit soll nicht nur die korrekte Zollbehandlung gesichert, sondern auch die Umgehung von Handelshemmnissen sowie der Missbrauch von Freihandelsabkommen wirksam verhindert werden.
Rechtsquellen
Als Hauptquellen dienen neben dem US Customs and Border Protection (CBP) die Regularien des U.S. Code (insb. Title 19), verschiedene Durchführungsverordnungen (Executive Orders) sowie zahlreiche Präzedenzfälle des Court of International Trade. Ergänzt werden diese durch Verordnungen wie die jüngste Executive Order vom 2. April 2025, welche explizit neue Zusatzzölle und die sogenannte US-Content Rule einführt. Hinzu kommen internationale Abkommen und Handelsabkommen, die spezielle Ursprungsregeln für bestimmte Länder oder Waren definieren. Das Zusammenspiel der Rechtsquellen führt zu einem dynamischen, teils komplexen System, das Anpassungsdruck auf Unternehmen ausübt.
US-Content Rule
Eine der wichtigsten Neuerungen in 2025 stellt die US-Content Rule dar: Für Waren, bei denen mindestens 20% des Warenwerts auf US-Anteil entfällt, gelten Wertzölle ausschliesslich für den Nicht-US-Ursprungsanteil. Dadurch werden multinationale Lieferketten mit hoher US-Beteiligung gegenüber reinen Auslandprodukten begünstigt. Unternehmen müssen nun detailliert nachweisen, wie viel der Wertschöpfung in den USA erfolgt ist und dies gegenüber den Behörden belegen. Die Komplexität der globalen Bauteilströme sowie die Nachweispflichten bedeuten mehr Aufwand in der Zollabwicklung, bieten aber Chancen zur gezielten Umstrukturierung von Lieferketten zugunsten einer Reduktion von Zusatzzöllen.
Zusatzzölle 2025
Mit Wirkung zum 5. April 2025 belasten die USA sämtliche Importe mit einem zusätzlichen Wertzoll von 10%, der nicht die bisherigen MFN- oder Sonderzölle ersetzt, sondern darüber hinaus erhoben wird. Für Importe aus Ländern mit hohen Handelsbilanzüberschüssen tritt ab dem 9. April ein individuell erhöhter Zollsatz in Kraft, dessen Auflistung und Höhe im Annex I der neuen Verordnung geregelt ist. Besonders hervorzuheben ist der Fall China: Hier betragen die Zusatzzölle bis zu 125% und können auch rückwirkend greifen. Allerdings gilt für Warenlieferungen, die vor dem 5. April verschifft wurden, eine Bestandsschutzregel. Neue Ausnahmeregelungen – etwa für bestimmte Waren oder Lieferungen – wurden im April publiziert, sind aber eng begrenzt.
Kontrolle 2025
2025 verschärft die US-Regierung ihre Kontrollen gegen sogenannte Zollumgehung: Produkte, die etwa in China gefertigt, aber via Drittländer ausgeführt werden, werden gezielt untersucht. Substanzielle Veränderungen im Drittland, wie Zusammenbau oder Umetikettierung, sind nun detailliert darzulegen. Der US-Zoll kann Sendungen aufhalten, rückwirkend Zölle erheben oder sogar beschlagnahmen. Diese Massnahmen werden von den Behörden zunehmend digital und risiko-orientiert gesteuert; besonders im Fokus stehen Südostasien, Mexiko und Kanada. Die Compliance-Anforderungen für Importeure steigen deutlich.
Wertschöpfungsanteile & Lieferketten
Die in Annex I genannten Schwellenwerte für US- und Nicht-US-Anteile bedeuten teils beträchtliche Veränderungen für die Kalkulation von Produktions- und Logistikketten. Unternehmen müssen den gesamten Fertigungsprozess präzise dokumentieren, um optimale Zollklassifizierung und Präferenzen zu sichern. Supply Chains mit bisheriger Verlagerung in Niedriglohnländer verlieren dadurch an Attraktivität – gerade dann, wenn US-Zulieferer oder Bauteile nicht integriert werden können. Strategische Anpassungen wie Nearshoring oder gezielter Einkauf bei US-Zulieferern erlangen an Relevanz.
Rückwirkende Anwendung & Erstattung
Die Vorschriften der US-Behörden sehen für bestimmte Konstellationen eine rückwirkende Anwendung der neuen Zölle und Sanktionen vor. Positiv hervorzuheben ist die Möglichkeit der Zollerstattung: Unter bestimmten Voraussetzungen können nach Einführung neuer Regeln gezahlte Abgaben rückgefordert werden – sofern Fehler bei der Ursprungsdeklaration oder Warenklassifizierung vorliegen. Um Chancen und Risiken zu bewerten, sind detaillierte Kenntnisse der US-Rechtslage und sorgfältige Dokumentation unverzichtbar.
FAQ zu US-Ursprungsregeln
Zentrale Praxisfragen umfassen: Wie berechnet sich der US-Anteil einer Ware? Welche Dokumente sind erforderlich? Wie werden Lieferungen aus Drittländern behandelt? Wie muss der Herstellungsprozess belegt werden? Was gilt für Rückwaren oder Reparaturen? Und wie sollten Unternehmen auf kurzfristige Anpassungen der US-Administration reagieren? Antworten darauf bieten die Erläuterungen der Zollbehörden, Praxisleitfäden internationaler Kanzleien und Industrieverbände sowie aktuelle Veröffentlichungen der amerikanischen Administration.
Strategien & Compliance
Unternehmen sind gefordert, ihre Prozesse und Dokumentation neu auszurichten. Interdisziplinäre Teams aus Zoll-, Logistik- und Rechtsabteilungen arbeiten eng zusammen, um Transparenz und Nachweisfähigkeit der Wertschöpfungsketten sicherzustellen, laufend auf Änderungen reagieren zu können und Rückforderungen fristgerecht einzuleiten. Investitionen in digitale Tools zur Ursprungsermittlung und automatisierten Compliance-Kontrolle nehmen weiter zu. Wer rasch handelt und seine Supply Chain US-optimiert aufstellt, verringert sein Zollrisiko nachhaltig.
 
Fazit und Ausblick
Die US-Ursprungsregeln sind 2025 komplexer und restriktiver geworden. Die neuen Wertzölle, die Präzisierung des Ursprungs und die zielgerichtete Kontrolle von Handelsumgehungen erfordern klare Strategien und vorausschauende Compliance. Unternehmen müssen sich umfassend informieren und ihre Prozesse anpassen, um rechtliche und wirtschaftliche Risiken zu minimieren.

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