Mexiko plant ab Januar 2026 massive Zollerhöhungen bis zu 50 Prozent auf über 1.400 Produkte aus Ländern ohne Freihandelsabkommen bzw Produkte, die die Regeln nicht erfüllen. Schweizer Unternehmen profitieren dank des EFTA-Abkommens von Zollfreiheit, solange Ursprungsregeln eingehalten werden. Dieser Beitrag beleuchtet die Auswirkungen, Herausforderungen in Lieferketten und strategische Handlungsoptionen für den mexikanischen Markt.
Wie das EFTA-Mexiko-Abkommen Schweizer Firmen vor hohen Importzöllen schützt – und was Unternehmen jetzt tun müssen
Mexikos neue 50% Zölle ab 2026: Chancen und Risiken für Schweizer Exporteure

Mexikos neue 50%-Zölle ab 2026: Chancen und Risiken für Schweizer Exporteure

 

Die neuen mexikanischen Zölle im Überblick

Ab dem 1. Januar 2026 führt Mexiko deutliche Erhöhungen der Meistbegünstigungs-Zölle (MFN-Zölle) auf mehr als 1.400 Produktkategorien ein. Die Sätze erreichen bis zu 50 Prozent und betreffen vor allem Branchen wie Stahl und Metalle, Automobile und Ersatzteile, Textilien, Bekleidung, Schuhe, Kunststoffe, Haushaltsgeräte, Möbel sowie Spielwaren. Diese Massnahme zielt gezielt auf Importe aus Ländern ab, die kein Freihandelsabkommen mit Mexiko unterhalten.Die Hintergründe sind vielschichtig: Mexiko möchte seine heimische Industrie vor übermässigem Wettbewerb schützen, Nearshoring-Investitionen aus Nordamerika fördern und auf protektionistische Tendenzen aus den USA reagieren. Präsidentin Claudia Sheinbaum hat das Gesetz über Ein- und Ausfuhrzölle entsprechend geändert, was rund 8,6 Prozent der gesamten mexikanischen Importe mit einem Volumen von 52 Milliarden US-Dollar betrifft. Der Kongress hat die Initiative kürzlich gebilligt, was die Umsetzung besiegelt.
Überblick der betroffenen Sektoren
Betroffene Sektoren Beispiele für Produkte Maximaler Zollsatz
Stahl/Metalle Rohstahl, Aluminium 50%
Fahrzeuge/Teile Autos, Motoren 50%
Textilien Stoffe, Kleidung 50%
Kunststoffe Verpackungen, Teile 35-50%
Haushalt Geräte, Möbel 50%
Diese Tabelle fasst die Kernbereiche zusammen und verdeutlicht das Ausmass. Übergangsmässig bedeutet dies für globale Lieferanten ohne Präferenzen einen dramatischen Kostenanstieg, der Preise und Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig verändert.

Vorteile des EFTA-Mexiko-Freihandelsabkommens für die Schweiz

Seit 2001 verbindet die Schweiz über die EFTA-Staaten Mexiko mit einem robusten Freihandelsabkommen, das Industriewaren weitgehend zollfrei importiert – vorausgesetzt, die strengen Ursprungsregeln werden erfüllt. Die neuen mexikanischen Zölle greifen ausschliesslich auf MFN-Importe zu, während FTA-Partner wie EFTA explizit von Präferenzbehandlungen profitieren. Schweizer Produkte mit nachgewiesenem EFTA-Ursprung bleiben somit von den 50-Prozent-Sätzen verschont.Dies schafft einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber asiatischen Konkurrenten. Quellen aus dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) bestätigen, dass die Abkommensbedingungen weiterhin greifen und keine Änderungen für Präferenzgüter vorgesehen sind. In der Praxis bedeutet das: Exporteure aus der Schweiz können Mexiko als attraktiven Markt nutzen, ohne die Zollbelastung zu scheuen, die nun auf Nicht-FTA-Lieferanten lastet. Allerdings erfordert dies präzise Dokumentation. Ein gültiger Präferenznachweis – etwa durch EUR.1-Ausstellungen oder Lieferantenerklärungen – ist essenziell. Dadurch positionieren sich schweizerische Firmen strategisch günstig, insbesondere in Sektoren mit hohem Zolldruck wie Maschinenbau oder Pharma, wo Margen erhalten bleiben.

Herausforderungen durch Ursprungsregeln und Lieferketten

Der entscheidende Knackpunkt für Schweizer Unternehmen liegt in der Einhaltung der Ursprungsregeln des EFTA-Abkommens. Diese basieren auf Listenregeln, die vorschreiben, welchen Anteil an Wertschöpfung oder Transformation die Ware in EFTA-Ländern erfahren muss, um Präferenzstatus zu erlangen. Greift ein Exporteur stark auf Vorprodukte aus China oder Indien zurück, verliert das Endprodukt oft den EFTA-Ursprung – und fällt unter die neuen MFN-Zölle von bis zu 50 Prozent.Komplexe Lieferketten verstärken dieses Risiko: Produktionsteile aus Asien, finale Veredelung in der Schweiz und Export nach Mexiko müssen neu bewertet werden. Ein Fehler in der Präferenzkalkulation kann Kosten explodieren lassen. Experten raten daher zu einer umfassenden Überprüfung aller HS-Zolltarifnummern gegen die mexikanische LIGIE-Liste, um betroffene Linien zu identifizieren. Typische Fallstricke umfassen unvollständige Lieferantendeklarationen oder Fehlkalkulationen bei kumulativen Regeln.

Praktische Auswirkungen auf Beschaffung, Preise und Logistik

Die Zollreform wirkt sich operativ auf mehrere Bereiche aus. Zunächst muss die Beschaffung angepasst werden: Sourcing aus Non-FTA-Ländern wird teurer, was eine Verlagerung nach Europa, Nordamerika oder sogar Mexiko selbst begünstigt.Logistisch steigen Komplexitäten durch strengere Zollkontrollen und Dokumentationspflichten. Schweizer Firmen, die Mexiko als Absatzmarkt oder Produktionsbasis nutzen, sollten Verträge um Zollklauseln erweitern. Eine Checkliste hilft:
  • Identifizieren betroffener HS-Codes via LIGIE-Liste.
  • Berechnen Präferenzanteile mit Bill-of-Materials-Analyse.
  • Sammeln Lieferantenerklärungen für die gesamte Kette.
  • Simulieren Szenarien.
Diese Schritte minimieren Risiken und gewährleisten Compliance. Zudem eröffnen sie Chancen: Firmen mit sauberen EFTA-Ketten gewinnen Marktanteile gegenüber belasteten asiatischen Rivalen. In Verträgen mit mexikanischen Kunden lohnt transparente Kommunikation über Präferenzvorteile, um Partnerschaften zu festigen.

Strategische Chancen und Handlungsempfehlungen

Mexikos Zollpolitik birgt für Schweizer Unternehmen nicht nur Risiken, sondern erhebliche Chancen. Mit intakten Präferenzketten entstehen Wettbewerbsvorteile gegenüber asiatischen Importeuren, ergänzt durch Synergien mit USMCA oder EU-Mexiko-Abkommen.Empfohlene Massnahmen umfassen Schulungen für Supply-Chain-Teams zu EFTA-Regeln. Langfristig professionalisiert dies Lieferketten und stärkt die Marktposition. Wer früh handelt, nutzt die Komplexität als Differenzierungsmerkmal.

Interaktive Karten, Kennzahlen und Szenarien

Mexiko: Schlüsselstandorte für Schweizer Exporteure

Die folgenden Marker auf der Karte illustrieren zentrale Industrie- und Logistikstandorte in Mexiko, die für Schweizer Exporteure im Kontext der neuen Zölle und des EFTA-Abkommens von Bedeutung sind.

Zollbelastung: Mit und ohne EFTA-Präferenz

Das Diagramm vergleicht beispielhaft die Zollbelastung eines Industriegutes bei Einfuhr nach Mexiko mit gültigem EFTA-Ursprung gegenüber einem MFN-Import ohne Präferenzstatus.

Sektorale Betroffenheit und Chancen

Die nachfolgende Darstellung zeigt, wie stark ausgewählte Sektoren von den neuen MFN-Zöllen betroffen sind und wo sich daraus besondere Chancen für Schweizer Unternehmen mit Präferenzursprung ergeben.
 
Ausblick: Mexiko bleibt attraktiv – mit der richtigen Strategie
Schweizer Unternehmen können die neuen mexikanischen Zölle meisteren und sogar nutzen, indem sie EFTA-Präferenzen strikt einhalten. Dies schützt vor Kostenexplosionen und schafft Vorsprünge. Eine proaktive Anpassung von Lieferketten, Dokumentation und Verträgen ist entscheidend. Mexiko bleibt ein dynamischer Markt mit hohem Potenzial für innovative Firmen.

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