Die Transformation zu nachhaltigem Wirtschaften verändert die internationalen Lieferketten grundlegend. Mit strengen EU-Verordnungen wie CSRD, CBAM und nationalen ESG-Gesetzen stehen Unternehmen vor verbindlichen Anforderungen. Welche rechtlichen Vorgaben gelten, wie Risiken minimiert werden und welche Chancen Green Trade Law für Unternehmen bietet, beleuchtet dieser Beitrag.
Wie Unternehmen auf EU-Regulierung und nationale Gesetze reagieren müssen
Green Trade Law: Neue ESG-Pflichten in der globalen Lieferkette
 

Globale Lieferketten unter Druck

Globale Lieferketten sind für Unternehmen essenziell, geraten aber durch neue ESG-Standards und strenge EU-Vorgaben zunehmend unter Druck. Die Verantwortung für Menschenrechte, Umwelt- und Klimaschutz endet nicht mehr an den Grenzen des eigenen Unternehmens, sondern zieht sich durch die gesamte Wertschöpfungskette. Regulatorische Risiken, Marktzugang, Reputation und Finanzierung hängen davon ab, wie stringent ESG-Pflichten über den gesamten Beschaffungs- und Produktionsprozess umgesetzt werden.

Neue EU-Regulierung im Überblick

Regulatorische InstrumenteDie EU hat mit dem European Green Deal, der Klimagesetzgebung und spezifischen Verordnungen wie CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) und der EU-Taxonomie rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen, die Nachhaltigkeit verbindlich machen. Besonders CSRD und CSDDD zwingen Unternehmen, Nachhaltigkeitsdaten detailliert zu erfassen, zu berichten und entlang der Lieferkette Sorgfaltspflichten einzuhalten.

CSRD und die Bedeutung für Unternehmen

Berichtspflichten und ZeitplanDie CSRD erweitert den Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen und schreibt umfangreiche ESG-Berichte vor. Unternehmen müssen Nachhaltigkeitsinformationen zu Umwelt, Sozialem und Governance offenlegen und diese in den Lagebericht integrieren. Die Anforderungen gelten schrittweise für grosse und mittelständische Unternehmen, mit einer Verlängerung der Fristen für bestimmte Gruppen und Begrenzung der Berichtspflicht auf materielle Inhalte.

CBAM: Klimaschutz durch Handel

Mit dem CBAM will die EU gleiche Wettbewerbsbedingungen für Importe schaffen, indem CO2-Emissionen an der EU-Aussengrenze bepreist werden. Ab 2026 fallen finanzielle Abgaben an, erste Berichtspflichten gelten bereits seit 2025. Unternehmen müssen genaue Emissionsdaten erfassen, insbesondere für Stahl, Aluminium, Zement, Dünger und Strom. Die Systeme werden durch digitale Plattformen und neue Abläufe effizienter gestaltet. CBAM sieht Ausnahmen für kleine Importeure vor.

Nationale ESG-Gesetze und ihre Wechselwirkung

Ergänzend zu EU-Vorgaben existieren nationale ESG-Gesetze wie das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder das französische Loi de Vigilance. Diese gehen teilweise über EU-Recht hinaus oder setzen spezifische Schwerpunkte, etwa bei Menschenrechten oder Umweltstandards. Unternehmen müssen diese parallelen Anforderungen prüfen und Synergien für effiziente Compliance nutzen, um Doppelarbeit und Risiken zu reduzieren.

Umsetzung in Organisation und Prozessen

Governance und DigitalisierungDie praktische Umsetzung der ESG-Regulierung verlangt angepasste Governance-Strukturen, Prozesse und IT-Systeme: Nachhaltigkeitsdaten müssen automatisiert aus der Lieferkette erfasst, ausgewertet und berichtet werden. Dazu gehören Risikoanalysen für Lieferanten, Auditierungen, Vertragsänderungen und ein kontinuierliches Monitoring. Nur so sind Unternehmen in der Lage, auf dynamische Anforderungen flexibel zu reagieren.

Neue Kontroll- und Berichtspflichten

ESG-Pflichten erfordern nicht nur einmalige Anpassungen, sondern laufende Kontrolle und extern auditierte, transparente Berichterstattung. Unternehmen müssen ihre ESG-Kennzahlen validieren, wesentliche Themen identifizieren und auf Stakeholder-Fragen eingehen. Die Überwachung der Lieferkette ist zentral: Wer Verstösse oder Risiken erkennt, muss unverzüglich Gegenmassnahmen einleiten und dokumentieren. Die Einhaltung wird von nationalen und europäischen Kontrollbehörden streng geprüft.

Strategische Chancen und Herausforderungen

Die neuen Regelungen bedeuten nicht nur Compliance-Kosten, sondern auch strategische Chancen: ESG-konforme Lieferketten können Differenzierungsmerkmal sein, Zugang zu neuen Märkten sichern und Finanzierungsvorteile bringen. Gleichzeitig müssen Unternehmen operative Herausforderungen meistern, etwa beim Datenaustausch mit internationalen Partnern oder der Integration von Nachhaltigkeitszielen in die Unternehmensstrategie. Entscheidend ist eine proaktive Haltung mit vorausschauender Planung und kontinuierlicher Weiterbildung.
 
Ausblick und Handlungsempfehlungen
Green Trade Law verändert international agierende Unternehmen nachhaltig: Nur wer regulatorische Anforderungen frühzeitig versteht, integriert und laufend überprüft, bleibt wettbewerbsfähig. Unternehmen müssen Prozesse und Lieferketten ESG-konform gestalten, Chancen nutzen und Risiken aktiv managen. Die Einhaltung der Vorgaben wird zu einem entscheidenden Faktor für den unternehmerischen Erfolg und die Zukunftsfähigkeit.