Effektives Risikomanagement in der internationalen Beschaffung

Der nachfolgende Text wurde von Dr. Paul Ammann, Ammann Business Consulting und Prof. Dr. Ralph Lehmann, Fachhochschule Graubünden zur Verfügung gestellt.

In einer zunehmend globalisierten Wirtschaft stehen Unternehmen vor komplexen Herausforderungen in der internationalen Beschaffung. Lieferketten sind anfällig für Störungen durch politische Unsicherheiten, Naturkatastrophen oder wirtschaftliche Instabilität. Um diesen Risiken proaktiv zu begegnen, wurde das Tool iberima entwickelt. Es bietet Unternehmen einen strukturierten Ansatz, um Beschaffungsrisiken systematisch zu identifizieren, zu bewerten und zu kontrollieren.

Was ist iberima?

iberima steht für „Internationales Beschaffungsrisiko-Management“ und ist ein praxisorientiertes Tool, das im Rahmen eines Innosuisse-Projekts von der Fachhochschule Graubünden, der Berner Fachhochschule und dem Fachverband für Einkauf und Supply Management «procure.ch» entwickelt wurde. Es richtet sich insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz, die ihre internationalen Beschaffungsprozesse sicherer gestalten möchten.

Viele Unternehmen haben einen grossen Teil ihrer Beschaffung ins Ausland verlagert, um vom starken Schweizer Franken und tieferen Kosten zu profitieren – eine nachvollziehbare Strategie, die jedoch mit erheblichen Risiken verbunden ist. Im iberima Projekt haben die Projektpartner diese Risiken analysiert und ein proaktives Modell entwickelt, mit dem sich Unternehmen vor dem Eintritt der Risiken darauf vorbereiten können

Das Tool basiert auf einem fünfstufigen Prozess (Abbildung 1):

1. Priorisieren: Einkaufsteile und Lieferanten werden danach bewertet, wie stark sie den Unternehmenserfolg beeinflussen und wie abhängig das Unternehmen von ihrer Verfügbarkeit ist. So lassen sich diejenigen beschaffungsrelevanten Elemente identifizieren, bei denen Risiken besonders schwer wiegen würden.
2. Identifizieren: Für die priorisierten Teile und Lieferanten werden systematisch potenzielle Risiken aus verschiedenen Kategorien wie Logistik, Politik oder Lieferantenstruktur erfasst. Grundlage bilden dabei Checklisten, externe Datenquellen und das Wissen interner Fachpersonen.
3. Bewerten: Die identifizierten Risiken werden hinsichtlich ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und des möglichen Schadens analysiert. Daraus ergibt sich eine Risikomatrix, die zeigt, welche Risiken zwingend weiterbearbeitet werden müssen.
4. Kontrollieren: Für kritische Risiken werden gezielt Massnahmen entwickelt, um deren Auswirkungen zu verringern oder deren Eintritt ganz zu verhindern. Dabei kommen Strategien wie Vermeidung, Verminderung, Überwälzung oder Selbsttragung zum Einsatz.
5. Überwachen: Die Wirksamkeit der getroffenen Massnahmen und die Entwicklung der Risikolage werden kontinuierlich kontrolliert. Ziel ist es, frühzeitig Veränderungen zu erkennen und den Risikomanagementprozess flexibel anzupassen.

 

Abbildung 1: Der iberima Prozess des internationalen Beschaffungsrisikomanagements

 

Warum iberima für Ihr Unternehmen?

In einer Umfrage gaben über 50 % der befragten Unternehmen an, stark oder eher stark von Störungen in ihren internationalen Lieferketten betroffen zu sein. Hauptgründe waren Produktionsausfälle und Transportprobleme – ausgelöst etwa durch politische Unsicherheiten, wirtschaftliche Instabilität oder Naturereignisse. Umso wichtiger ist ein vorausschauender und professioneller Umgang mit diesen Risiken, um die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen zu stärken. iberima ermöglicht Unternehmen:

1. Systematische Risikokontrolle: iberima ermöglicht ein strukturiertes Vorgehen zur Erkennung, Bewertung und Bewältigung von Risiken in der internationalen Beschaffung.
2. Reduktion von Beschaffungsunterbrüchen: Durch frühzeitige Risikoidentifikation werden kritische Lieferausfälle, Qualitätsprobleme und Verzögerungen vermieden.
3. Transparenz in der Lieferkette: Das Tool schafft Klarheit über die strategisch wichtigsten Einkaufsteile, Lieferanten und deren Unterlieferanten.
4. Effizienzsteigerung im Einkauf: Risiken werden gezielt dort angegangen, wo sie den grössten Einfluss auf den Geschäftserfolg haben – das spart Ressourcen und Aufwand.
5. Stärkung der Resilienz: iberima hilft, die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette gegenüber externen Schocks wie politischen Krisen oder Naturkatastrophen zu erhöhen.
6. Praxisnahe Umsetzung mit Checklisten: Das Tool stellt erprobte Instrumente und Vorlagen bereit, die ohne grossen Zusatzaufwand im Unternehmensalltag genutzt werden können. Alle Instrumente von iberima werden im Prozesshandbuch an einem konkreten Praxisbeispiel durchgespielt – das macht ihre Anwendung greifbar und erleichtert die Umsetzung im eigenen Unternehmen erheblich.

 

Weitere Informationen und Downloads

Das Prozesshandbuch kann heruntergeladen werden unter:

iberima.ch - Prozesshandbuch

Die Instrumente des Tools können heruntergeladen werden unter:

iberima.ch - Instrumente

Link Homepage

iberima.ch - Homepage