Seit März 2025 ist in der Türkei ein neues Dokument beim Import in Kraft: Das Producer / Exporter Certificate. Dieses Zertifikat ist bei bestimmten Warengruppen und unter individuellen Anti-Dumping-Massnahmen erforderlich und führt zu neuen Anforderungen für Lieferanten und Exporteure. Der Artikel beleuchtet Hintergründe, Erlasslage, praktische Anwendung sowie Fallstricke und gibt konkrete Handlungsempfehlungen.
Wie die Einführung des neuen Nachweisdokuments die Importabwicklung unter Anti-Dumping-Massnahmen beeinflusst
Das neue Producer / Exporter Certificate für Türkei-Importe: Anforderungen, Besonderheiten und praktische Hinweise
Producer / Exporter Certificate Türkei: Pflichten, Verfahren und praktische Hinweise
Motivation und Einführung des Producer / Exporter Certificate
Mit dem Ziel, Dumpingpraktiken einzelner Unternehmen auf dem türkischen Markt einzudämmen, hat das türkische Handelsministerium im März 2025 das neue Producer / Exporter Certificate per Bekanntmachung eingeführt. Die Verordnung regelt, bei welchen Produktgruppen und unter welchen Voraussetzungen dieses Dokument verpflichtend vorzulegen ist. Damit schafft das Zertifikat eine neue Grundlage für Nachweise zum Hersteller oder Exporteur gegenüber dem Zoll und grenzt sich gegen allgemeine Ursprungsnachweise ab.
Rechtsgrundlage und gesetzliche Rahmenbedingungen
Das Producer / Exporter Certificate ist Teil national umgesetzter Anti-Dumping-Massnahmen entsprechend der türkischen Anordnung Nr. 2025/1. Das Dokument wird auf Basis internationaler Handelsverpflichtungen, insbesondere WTO-Übereinkommen, und nach entsprechender Untersuchung bei Hinweisen auf Dumping durch das zuständige Ministerium verlangt. Neben der Vorlagepflicht gelten weiterhin gängige Zertifikate wie Ursprungsnachweis, aber jeweils mit klarem Verwendungszweck.Funktionsweise und Verwendungszweck des Zertifikats
Das Producer / Exporter Certificate dient als eindeutiger Nachweis für den konkreten Hersteller oder Exporteur der Ware bei der türkischen Einfuhr. So kann die Zollprüfung überprüfen, ob für das jeweilige Unternehmen – nicht nur die Warengruppe – eine individuelle Anti-Dumping-Massnahme existiert. Dies stellt sicher, dass nur die tatsächlichen betroffenen Akteure davon erfasst werden, während für andere Marktteilnehmer keine unnötigen Hindernisse entstehen.Abgrenzung zu anderen Import-Dokumenten
Häufig wird das Producer / Exporter Certificate mit dem Exporter Registry Formular verwechselt, das insbesondere für textile Produkte Pflicht ist. Während letzteres allgemein der Registrierung und Nachverfolgung dient, ist das neue Zertifikat eng an Anti-Dumping-Verordnungen geknüpft und individuell je Unternehmen auszustellen. Im praktischen Umgang ist daher stets zu prüfen, welche Dokumentenpflicht exakt greift, um Verzögerungen beim Zoll zu vermeiden.
Ausstellung, Beantragung und Inhalte des Zertifikats
Die Ausstellung des Producer / Exporter Certificate erfolgt in der Regel durch eine autorisierte Handelskammer oder die Behörde im Ursprungsland. Es muss neben den üblicherweise geforderten Angaben zum Exporteur und/oder Hersteller alle relevanten Daten enthalten, um eine eindeutige Identifizierung zu gewährleisten (z. B. Firmenname, Adresse, Handelsregisternummer, Produktbezeichnung, Zolltarifnummer). Fehlerhafte oder fehlende Angaben führen unweigerlich zu Abfertigungsproblemen.Rolle der türkischen Importpartner und praktische Hinweise
Eine frühzeitige und klare Kommunikation mit dem türkischen Importeur ist entscheidend, um zu klären, ob das Producer / Exporter Certificate nötig ist. Die Pflicht kommt meist erst bei Einzelunternehmen mit besonderen Zollsätzen zur Anwendung. Nur so lassen sich unnötige Nachforderungen und Verzögerungen vermeiden. Die Abstimmung mit lokalen Zollagenten oder Handelskammern empfiehlt sich unbedingt, um alle Anforderungen korrekt zu erfüllen.
Branchenschwerpunkte und Produkt-Kategorien
Von der Nachweispflicht betroffen sind vorrangig Branchen, in denen Dumpinguntersuchungen in der Vergangenheit stattgefunden haben: Metallprodukte, Chemie, Elektronik und ausgewählte Rohstoffe. Bei diesen Produktgruppen ist auf eventuelle Sonderzölle und individuell zugewiesene Massnahmen zu achten. Einzelfallprüfungen, insbesondere im Rahmen neuer Einfuhren oder bei ersten Lieferungen eines Unternehmens, sind obligatorisch.Fehlerquellen, Risiken und Lösungsansätze bei der Importabwicklung
Die hauptsächliche Fehlerquelle ist die Verwechslung mit anderen Nachweisdokumenten; auch formale Mängel im Zertifikat sind häufig. Empfehlenswert ist die Durchsicht aller Dokumentationen vor Versand, die Abstimmung mit türkischen Partnern und die Klärung im Einzelfall. Ein proaktives Compliance-Management sorgt dafür, dass betroffene Zollvorgänge nicht ins Stocken geraten und alle Verpflichtungen rechtzeitig erfüllt werden.
Ausblick: Exportpolitik und Anti-Dumping-Strategien in der Türkei
Mit der Einführung des Producer / Exporter Certificate setzt die Türkei ihren Kurs fort, ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Marktschutz und Handelsfreiheit zu finden. Der 2025 verkündete Exportaktionsplan zeigt das Bestreben, Transparenz und Rechtssicherheit für alle Marktparteien herzustellen, während gleichzeitig Wettbewerb verzerrende Praktiken entschlossen bekämpft werden sollen. Unternehmen sollten die Entwicklung der Regulierung aktiv verfolgen und ihre Dokumentationspflichten kontinuierlich anpassen.Fazit und Ausblick
Mit dem Producer / Exporter Certificate hat die türkische Zollbehörde ein spezifisches Instrument umgesetzt, das Transparenz und Rechtsklarheit für Einzelimporte unter Anti-Dumping-Restriktionen schaffen soll. Eine exakte Prüfung der Anforderungen, die Abgrenzung zu anderen Dokumenten und die enge Abstimmung mit türkischen Partnern sind künftig unerlässlich. Entsprechende Prozesse etablieren sich, doch für viele Beteiligte bleibt die Lage mit Aufwand verbunden.