Mit dem 18. Sanktionspaket setzten die EU-Mitgliedstaaten am 18. Juli 2025 ein klares politisches Zeichen gegen Russland und Belarus. Die schärfsten jemals verabschiedeten Strafmassnahmen betreffen zentrale Wirtschaftszweige und rufen international agierende Unternehmen auf den Plan. Welche Dynamiken, Risiken und neuen Pflichten entstanden sind, analysiert dieser Beitrag im Detail.
Wie das jüngste Sanktionspaket der EU den globalen Handel verändert und welche Herausforderungen sowie Chancen für Unternehmen entstehen
Das 18. EU-Sanktionspaket gegen Russland und Belarus: Neue Realitäten für die Wirtschaft

EU-Sanktionen 2025: Das 18. Sanktionspaket gegen Russland und Belarus

 

Zentrale Inhalte der neuen Sanktionen

Das aktuelle EU-Sanktionspaket verfolgt zwei Hauptziele: Zum einen soll die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Russlands und seiner Unterstützer erheblich eingeschränkt werden, zum anderen dient es der Schliessung bislang existierender Umgehungspfad. Erstmals geht die EU mit einer "Catch-all"-Regel gegen Exporte strategischer Güter in Drittstaaten vor, die genuin für eine Weiterleitung nach Russland bestimmt sein könnten. Die Wirtschaft wird dadurch zur Gründlichkeitsprüfung verpflichtet und muss verstärkt Compliance-Prozesse einziehen.

Massnahmen gegen den Energiesektor

Zentrale Neuerungen:Ein zentrales Element ist das verschärfte Einfuhrverbot für Erzeugnisse aus russischem Rohöl, das auch für in Drittländern raffinierte Produkte gilt. Zudem senkte die EU die Preisobergrenze für russisches Rohöl deutlich auf 47,60 US-Dollar je Barrel und führt künftig einen dynamischen Ölpreisdeckel ein, der stets 15% unter Weltmarktwert bleibt. Die sogenannte russische "Schattenflotte" ist erstmals flächendeckend gelistet – bereits 444 Schiffe, die Sanktionsumgehungen dienen, wurden mit Strafmassnahmen belegt. Das betrifft nicht nur Importeure, sondern auch Versicherungen und Dienstleister.

Erweiterte Finanzsanktionen und Transaktionsverbote

Finanzielle Massnahmen im Überblick:Das Paket zieht die Daumenschrauben im Finanzsektor weiter an. Russische und zahlreiche chinesische Banken wurden mit weitgehenden Transaktionsverboten belegt, Transaktionen mit bestimmten Banken aus Indien, China, Iran und weiteren Drittstaaten unterliegen künftig strengeren Prüfungen. Besonders betrifft das Akteure, die mutmasslich russische Sanktionsumgehung erleichtern. Für Unternehmen bedeutet das erhebliche Risiken im internationalen Zahlungsverkehr, vor allem, wenn bislang etablierte Finanzpartner betroffen sind.

Sanktionen gegen Belarus: Angleichung und Besonderheiten

Parallel zu den Massnahmen gegen Russland wurden die Sanktionen gegen Belarus überarbeitet und nah an das russische Sanktionsregime angeglichen. Grund dafür ist die direkte Unterstützung der belarussischen Regierung für russische Militäroperationen. Die neuen Vorschriften umfassen insbesondere Handelsbeschränkungen in den Bereichen Energie, Technologie und Finanzen. Unternehmen mit Kontakten nach Belarus müssen ihre Lieferketten konsequent auf Sanktionskonformität überprüfen.

Relevanz neuer juristischer Instrumente

Juristische Besonderheiten:Die 18. Sanktionsrunde zeichnet sich durch eine besonders differenzierte Rechtsgrundlage aus. Durch die Ausweitung der Asset-Freezes und Transaktionsverbote müssen Unternehmen prüfen, ob sie auf neu gelistete Individuen und Organisationen treffen. Juristisch neu ist die Abwehr gegen potenzielle Schadensersatzklagen im Rahmen von internationalen Investitionsschutzabkommen (ISDS), was künftige Rechtsstreitigkeiten systemisch komplexer macht. Wesentliche Punkte sind:
  • Erweiterung des Anhang VII, insbesondere im Bereich Werkzeugmaschinen und chemischen Bestandteilen von Treibstoffen
  • Optionaler Genehmigungsmechanismus für Güter des Anhangs VII
  • Einfuhrverbot für Erdölprodukte aus russischem Rohöl und Absenken der Preisobergrenze auf 15% unter dem durchschnittlichen Marktpreis
  •  Transaktionsverbot für russische Banken und drittländische Nutzer des SPFS-Systems

Sanktionen und Umgehungsbekämpfung

Ein Hauptschwerpunkt des neuen Pakets liegt auf der Unterbindung von Umgehungsstrategien. Der Fokus liegt auf Sanktionsumgehungen via Drittländer und transnationaler Handelswege, insbesondere durch die Nutzung von Tochter- oder Partnerunternehmen ausserhalb der EU. Die Einführung der neuen Ausfuhrkontrollen und die gezielte Identifizierung von Risikoaktivitäten heisst, dass die Einhaltung noch intensiver überwacht wird – nicht zuletzt durch verstärkte Zusammenarbeit zwischen Zollbehörden und Finanzaufsichten.

Compliance-Pflichten und Risiken für die Wirtschaft

Wesentliche Pflichten:Betroffene Unternehmen müssen ihre internen Kontrollsysteme schnellstmöglich anpassen. Das betrifft nicht nur die Prüfung von Kundendaten und Lieferketten, sondern auch Risikoanalysen hinsichtlich künftiger Geschäftsanbahnungen oder Joint Ventures. Verstösse können weitreichende rechtliche sowie finanzielle Folgen haben, darunter erhebliche Bussgelder, Reputationsverlust und Ausschluss von internationalen Finanzdienstleistungen. Schulungen, spezifische IT-Lösungen für Sanktionslistenprüfung und laufende Beziehungskontrollen sind unverzichtbar.

Branchenspezifische Auswirkungen und Handlungsoptionen

Unternehmen im Energiehandel, im Maschinenbau, in der Finanzdienstleistungsbranche und in der Transport- sowie Logistikindustrie sind besonders gefordert. Sie müssen nicht nur bestehende Verträge und Geschäftsbeziehungen umstellen, sondern auch flexibel auf dynamische Änderungen reagieren. Handelsvolumen mit bestimmten Regionen sind deutlich rückläufig, Lieferwege verschieben sich, und Compliance-Kosten steigen. Es bieten sich aber auch Chancen: Wer frühzeitig alternative Märkte erschliesst und technologische Umstellungen vornimmt, kann sich Wettbewerbsvorteile sichern.

Internationale Kooperation und Zukunftsausblick

Ausblick auf künftige Entwicklung:Das 18. Sanktionspaket verstärkt die globale Koordination zwischen EU, USA, UK und weiteren Verbündeten. Gemeinsame Kontrollmechanismen, Erfahrungsaustausch und Angleichung von Sanktionslisten prägen das internationale Umfeld. Für Unternehmen steigt dadurch zwar der Prüfaufwand für internationale Geschäfte, doch ergibt sich auch eine höhere Planbarkeit im Hinblick auf Sanktionsrisiken. Die weitere Entwicklung bleibt dynamisch: Künftige Pakete werden vermutlich noch gezielter Umgehungspfad adressieren und immer mehr Sektoren einschliessen.
 
Fazit und Ausblick
Das 18. EU-Sanktionspaket kennzeichnet einen Wendepunkt für global agierende Unternehmen. Compliance wird künftig zur unternehmerischen Schicksalsfrage; strategische Flexibilität, umfassende Risikoanalysen und konsequente Schulungen sind Pflicht. Zwar erhöhen sich Kosten und Komplexität, doch ergeben sich auch Chancen, neue Märkte, Werteketten und Partnerschaften zukunftsfähig umzubauen.

Douana® Zoll-Radar

Kostenlos informiert bleiben - zu ausgewähltem Thema

Ich habe die Datenschutzverordnung zur Kenntnis genommen.