Ausgangslage: Schweizer Unternehmen exportiert Maschinen in die USA. Viele Herstellprozesse finden jedoch in Italien statt. Wie kann das Unternehmen vorgehen, um Ursprung EU zu erlangen?
Nachfolgend liefern wir Ihnen Grundsätze zur Entscheidung des Ursprungs nach US-Recht am Beispiel eines Business Cases. Die Anleitung versteht sich als unverbindlicher Richtwert - die genaue Ausgangslage ist entscheidend. Im Zweifelsfall ist ein verbindlicher Entscheid der US-Behörden massgebend.
Grundsätze nach US-Recht
- Nach US-Marking/Origin-Recht wird der Ursprung („country of origin“) bei mehreren Fertigungs-/Herkunftsländern danach bestimmt, in welchem Land das Erzeugnis zuletzt einer „substantial transformation“ (wesentlichen Umwandlung) unterworfen wurde.
- Ein gängiger Test dafür lautet, dass durch die Verarbeitung in dem betreffenden Land „ein neues und anderes Erzeugnis mit eigenem Namen, Charakter oder Verwendungszweck“ entsteht („a new and different article of commerce with a distinctive name, character, or use”).
- CBP sowie die Gerichte betonen, dass dieser Test faktenspezifisch ist; keine starre Prozent-Wertschöpfungs-Schwelle ist verbindlich vorgeschrieben.
- Beispielsweise stellte in der Entscheidung Energizer Battery, Inc. v. United States das Gericht klar fest, dass eine US-Fertigung mit 45 % US-Kostenanteil nicht automatisch zu einer substantial transformation führte; die Kosten-Quote war nur ein „subsidärer Faktor“.
- Zur Analyse ziehen die Behörden typischerweise Faktoren heran wie: Komplexität und Zeit der Montage, Qualifikation der Arbeitskräfte, Wertschöpfung, Umfang der Nach-Inspektion und Testung, ob die Teile ihre Identität behalten oder zu einem neuen Produkt verschmolzen werden.
Was ist Ursprung aus US-Sicht?
Die USA bestimmen den Ursprung danach, in welchem Land aus Einzelteilen erstmals ein Produkt mit eigenem Zweck entsteht.
Dabei prüft der US-Zoll drei Kriterien:
- Name
- Charakter (technische Identität)
- Use (wirtschaftliche Zweckbestimmung)
Wichtig:
- Eine Namensvergabe alleine reicht nicht
- Entscheidend sind Charakter und Use
Ursprungsland ist der Ort der letzten wesentlichen Verwandlung zu einem neuen Produkt mit eigenem Charakter und Nutzen. Bei einem Kunden skizzierten wir folgende Sachverhalte:
- Maschine mit ~1 500 Einzelteilen, viele Teile kommen aus Italien.
- In der Schweiz erfolgt Vormontage von Baugruppen.
- Software stammt ebenfalls aus Italien.
- Anschliessend wird in den USA die Endmontage durch ein US-Team durchgeführt.
- Es handelt sich um Tarifnummer 8477 (welche Maschinen und Apparate umfasst).
Folgende Überlegungen sind relevant:
- Welche Verarbeitungsschritte in welchem Land?
Die Vormontage in der Schweiz ist relevant – aber entscheidend ist, ob durch die Schweizer Tätigkeit eine substantial transformation stattfindet (Name, Charakter, Use verändern sich dort?) oder ob die USA gar am Schluss der Ort der letzten wesentlichen Umwandlung ist.
Behalten die importierten Teile ihre Identität?
Wenn die Teile (aus Italien) vorrangig lediglich zusammengebaut bzw. vormontiert werden, diese aber schon für den Zweck der Maschine vorgesehen sind (d. h. vordefinierte Komponenten) und die schweizerische Vormontage als auch Endmontage in den USA lediglich Routine-Montage ist, könnte argumentiert werden, dass der Ursprung Italien bleibt.
- Werden Name / Charakter / Verwendungszweck geändert?
Beispiel für Änderung: wenn durch die Verarbeitung ein völlig neues Produkt entsteht, nicht nur eine Montage bestehender Komponenten.
Wertschöpfungs-/Kostenanteil?
Wie aufgeführt: eine Prozentzahl (z. B. 45 %) genügt nicht als alleiniger „Beweis“ einer substantial transformation. Das Gericht im Energizer-Fall wies darauf hin, dass solche Werte nur begleitend sind.
Somit: Eine schweizerische 45 %-Wertschöpfungsregel (wie von der Handelskammer genannt) gilt nicht als automatik für US Ursprung-Feststellung.
Unsere vorläufige unverbindliche Einschätzung ergab:
Basierend auf den Angaben würden wir nicht sicher sagen, dass die Schweiz als Ursprung gilt. Vielmehr:
- Wenn die schweizerische Vormontage bereits eine eigene substantial transformation darstellt (neuer Name/Charakter/Use) – könnte Schweiz Ursprung sein.
- Endmontage in den USA ist nur Routine, keine tiefgreifende Integration.
- Die italienische Herkunft der Teile bleibt relevant – es könnte der Ursprung Italien sein.
- Eine “45 %-Wertschöpfungsregel” für die Schweiz ist nicht massgeblich für US Ursprungsbestimmung (zumindest nicht nach non-präferenziellem US-Marking/Ursprungs-Recht).
Konkreter Produktionsablauf und seine Bewertungsschritte
Die Anlage entsteht im konkreten Fall über mehrere Länder:
| Land | Tätigkeit | Was geprüft werden muss |
| Italien | Herstellung von Einzelteilen, Softwareentwicklung | Entsteht hier Charakter/Use? Sind Teile funktionsrelevant und speziell? |
| Schweiz | Baugruppenmontage, Softwareinstallation und Kurztests | Wird hier neuer Charakter/Use erzeugt oder nur verwirklicht? |
| USA | Endmontage vor Ort | Wird hier finale Funktionsprägung geschaffen oder nur Aufbau? |
Für jedes Land musste anschliessend geprüft werden, ob die dortige Tätigkeit einen neuen Zweck schafft oder nur „fertig macht“, was vorher festgelegt war.
Wie wir die Entstehung des Charakters/Use ermittelten
Genau an diesem Punkt hakt es bei sehr vielen Herstellern, weil technische Logik und US-Zolllogik hier auseinanderlaufen. Technisch gesehen: Wenn man 1500 passende Teile korrekt zusammenfügt, steht am Ende eine funktionierende Maschine da. Juristisch im US-Ursprungsrecht wird aber anders gefragt:
Hat sich der wirtschaftliche Zweck der Ware in der Schweiz NEU gebildet, oder wurde lediglich das umgesetzt, was vorher bereits feststand? Die USA schauen also nicht darauf, ob das Produkt rein technisch funktionieren kann, sondern darauf, wosein wirtschaftlicher Nutzen und seine Identität entstanden sind.
Die entscheidende Unterscheidung - Zwei mögliche Situationen:
| Szenario A | Szenario B |
| Die italienischen Teile waren als Funktionsware schon wirtschaftlich vorbestimmt, bevor sie in die Schweiz kamen. | Erst durch die Schweizer Tätigkeit entsteht überhaupt der wirtschaftliche Zweck der Maschine. |
| Schweiz „macht nur fertig“. | Schweiz schafft ein neues Produkt. |
| → kein neuer Charakter/Use in der Schweiz | → neuer Charakter/Use entsteht in der Schweiz |
| → Ursprung bleibt Italien | → Ursprung wird Schweiz |
Was die USA konkret unterscheiden
Wird in der Schweiz nur realisiert, was Italien bereits festgelegt hat?
Oder wird in der Schweiz erst erfunden, wozu das Produkt dienen soll?
Das klingt subtil, ist aber der Kernpunkt.
Beispiel: Vergleich zwei Arten Komponenten
| Komponenten-Typ | Status vor Montage | US-Interpretation |
| Standardteile (z. B. Normprofile, Verschraubung) | Universal nutzbar | Montage kann neuen Use schaffen |
| Sonderteile für genau diese Maschine | Funktion bereits vorgezeichnet | Montage schafft keinen neuen Use |
Wenn die italienischen Teile bereits:
- exakt diese Maschine ergeben sollen
- exakt diese Maschine können
- exakt diese Maschine werden
dann ist die Montage nur die Vollziehung eines bereits in Italien entstanden Zweckes. Technisch entsteht Maschine → ja. Ursprung entsteht → nein (noch nicht).
Der „Zeitpunkt der Identität“ ist der Schlüssel
Die Frage lautet immer:
Ab welchem Processing-Schritt hätte man die Ware wirtschaftlich als „Maschine“ verkaufen können?
Wenn die Antwort lautet:
→ „Eigentlich schon nach Fertigung/Softwareentwicklung in Italien“, dann ist Italien Ursprung.
Wenn die Antwort lautet:
→ „Erst nach Schweizer Montage und finalem Test“, dann ist Schweiz Ursprung.
Es geht also nicht um mechanisches „zusammenschrauben“, sondern wann die Maschine erstmals vermarktbar ist.
Das US-Recht sagt:
Eine Montage ist keine substantial transformation, wenn
- der wirtschaftliche Zweck von Anfang an feststeht
- die Teile keine eigenständige Identität vor Montage haben
- die Montage keine Funktionsveränderung erzeugt
Im gegebenen Fall Fall könnte das alles zutreffen. Oder nicht. Genau deshalb brauchen wir die Nachweisdokumentation.
Technisch ist die Maschine in der Schweiz mit grösster Wahrscheinlichkeit marktfähig. Juristisch muss aber geprüft und belegt werden, ob diese Marktfähigkeit in der Schweiz neu entsteht oder nur das logisch vorherbestimmte Ergebnis der italienischen Teile ist.
Praktische Schlussfolgerung
Wenn Italien als Ursprung gewünscht ist, mussten wir mit unserem Kunden überzeugend nachweisen:
- Die italienischen Komponenten sind funktional spezifisch bereits als „Maschine in Einzelteilen“ definiert.
- Die Schweiz schafft keinen neuen wirtschaftlichen Zweck, sondern arbeitet nur prozessual daran weiter.
- Die Funktion entsteht nicht erstmals in der Schweiz, sondern ist in Italien integriert festgelegt (inkl. Softwarearchitektur).
- Die Maschine ist in der Schweiz noch nicht vollumfänglich validiert, sondern es sind nur Basistests erfolgt.
Wenn Schweiz als Ursprung erwünscht ist , dann wäre die Formulierung: Die Maschine ist in der Schweiz voll funktionsfähig und marktreif, ohne dass die USA noch eine Funktion herstellen. Diese Weichenstellung bestimmt den Ursprung.
Prüffragen zu Italien
(um zu bestimmen, ob sich der Ursprung hier bereits verfestigt)
- Sind wesentliche Bauteile speziell für diese Maschine konstruiert?
- Können diese Bauteile nicht für andere Zwecke verwendet werden?
- Wird die technische Hauptfunktion durch diese Bauteile definiert?
- Stammen Steuerungskern + Software aus Italien?
- Wird die Funktionalität bereits in Italien festgelegt (Konstruktionsdokumente)?
→ Wenn ja, spricht das stark dafür, dass Charakter/Use bereits in Italien entsteht.
Prüffragen zur Schweiz
(um zu klären, ob die Schweiz den Ursprung übernimmt)
- Werden in der Schweiz nur Baugruppen montiert oder bereits eine voll funktionsfähige Maschinehergestellt?
- Bleiben die identifizierbaren Bauteile weiter erkennbar?
- Wird nur Software installiert oder wird programmiert/parametriert?
- Sind die Tests nur Basistests oder wird die Maschinenfunktion validiert?
- Würde die Anlage vor dem US-Step bereits als marktfähig gelten?
→ Wenn nein, bleibt der Ursprung nicht in der Schweiz.
Der Fokus liegt auf der Frage:
Entsteht in der Schweiz bereits der neue Charakter oder der wirtschaftliche Nutzen der Maschine?
1) Werden in der Schweiz nur Baugruppen montiert oder bereits eine voll funktionsfähige Maschine hergestellt?
Die USA erkennen eine substantial transformation nur an, wenn in einem Land erstmals ein funktionsfähiges Endprodukt entsteht und nicht bloss Baugruppen.
Auswirkung:
| Schweiz baut nur Teilgruppen (Subsysteme) | Schweiz baut eine fertige Maschine |
| Identität bleibt auf Komponentenebene | Identität wandelt sich zur Maschine |
| Kein neuer wirtschaftlicher Zweck | Neuer Zweck entsteht: „Maschine“ |
| Ursprung bleibt vorheriges Land (Italien) | Ursprung geht auf Schweiz über |
Wichtige Frage:
Kann die Maschine nach der CH-Phase ohne weitere Integration betrieben werden?
2) Bleiben die identifizierbaren Bauteile weiter erkennbar?
Wenn Bauteile als handelbare Einzelprodukte erkennbar bleiben, spricht dies gegen eine neue Produktidentität.
| Bauteile bleiben handelbar/identifizierbar | Bauteile verlieren ihre Identität im neuen Produkt |
| Maschine ist „Summe der Teile“ | Teile verschmelzen zu neuem Produkt |
| Identität nicht neu entstanden | Identität neu in CH entstanden |
Praktisches Beispiel: Wenn ein Motor in der Schweiz weiterhin als Motor einzeln erkennbar wäre und nicht vollständig in ein Gesamtsystem integriert ist, entsteht noch kein neuer Charakter.
3) Wird nur Software installiert oder wird programmiert/parametriert?
Software kann ein Kern der Funktionsidentität sein. Ist sie prägenden Ursprungs ausserhalb der Schweiz, entsteht der Charakter nicht in der Schweiz.
| Schweiz installiert nur Software | Schweiz konfiguriert/parametriert/entwickelt Software |
| Keine neue Funktionsbildung | Neue Funktion entsteht |
| Charakter entsteht vorher, z. B. in Italien | Charakterentstehung in der Schweiz |
| Ursprung bleibt außerhalb CH | Ursprung kann auf CH wechseln |
Leitfrage:
Wird die Software in CH technisch gestaltet, oder nur aktiviert?
4) Sind die Tests nur Basistests oder wird die Maschinenfunktion validiert?
Tests können Beleg dafür sein, wo die wesentliche Maschinenfunktion verursacht und bewiesen wird.
| Nur Basistests | Funktionsvalidierung |
| Prüfung: „läuft das Teil?“ | Prüfung: „erfüllt das Gesamtsystem den Zweck?“ |
| keine neue Identität | Bestätigung neuer Identität |
| Schweiz führt keine substantial transformation aus | Schweiz könnte Ursprung übernehmen |
Beispiele:
- Basistest: Motor dreht, Sensor misst
- Funktionsvalidierung: komplette Anlage produziert Produkt nach Spezifikation
5) Würde die Anlage vor dem US-Step bereits als marktfähig gelten?
Ein Produkt ist dort entstanden, wo es erstmals wirtschaftlich verkaufsfähig ist.
| In CH nicht marktfähig | In CH bereits verkaufsfähige Maschine |
| CH hat nur Zwischenprodukt | CH ist Herstellungsland |
| Ursprungsland bleibt Italien | Ursprung verlagert sich nach CH |
Marktfähigkeit bedeutet: Die Maschine könnte sofort genutzt werden, ohne technische Weiterentwicklung. Für einen Ursprung Italien muss die Schweiz komplett scheiden bei:
| Prüffrage | Antwort muss lauten |
| Wurde in der Schweiz eine fertige Maschine geschaffen? | Nein |
| Haben Teile in CH ihre Identität verloren? | Nein |
| Gibt es in CH funktionsprägende Softwarearbeit? | Nein |
| Wurde die Funktion der Maschine in CH vollständig validiert? | Nein |
| Wäre die Maschine in CH marktfähig? | Nein |
Wenn die Schweiz in allen fünf Punkten „Nein“ ist, kann die Schweiz nicht das Ursprungsland sein. Damit bleibt nur:
- Italien (Charakter und Nutzen entstehen dort)
oder
- USA (falls dort Funktionsentstehung stattfindet)
Damit kann Italien als Ursprung verteidigt werden, sofern der Kunde die Nachweise erbringt.
Prüffragen zu den USA (zur Ausschliessung Ursprungsrisikos)
- Wird nur montiert und angeschlossen, ohne technische Änderungen?
- Erfolgt keine weitergehende Parametrierung oder Softwareveränderung?
- Ist die Maschine bereits funktionsfähig, bevor sie in den USA aufgebaut wird?
- Besteht die US-Arbeit nur darin, die Maschine beim Kunden zu installieren?
→ Wenn ja vernachlässigbar.
| Wenn hauptsächlich zutrifft … | Ursprungsland |
| Charakter/Use entstehen durch die italienischen Bauteile und Software | Italien |
| Die Schweiz schafft erstmalig eine voll funktionsfähige Maschine | Schweiz |
| Die Maschine erhält erst in den USA ihre nutzbare Funktion | x |
Vollständige Dokumentationsanforderungen
Zur Rechtssicherheit müssen folgende Unterlagen zusammengetragen werden:
A) Italien-Nachweise (zur Stützung des Ursprungs)- Technische Spezifikationen der Hauptkomponenten
- Funktionsbezug zu Maschine klar ableitbar
- Konstruktionsunterlagen
- zeigen Hauptmerkmale und Funktionslogik
- Lieferantenbestätigungen
- Ursprungsbestimmung der Bauteile
- ggf. Verwendungszweck ausschliesslich diese Maschine
- Software-Dossier
- Entwicklung/Design/Programmierung in Italien
- BOM-Liste
- Wert, Gewicht, Funktion der Komponenten
- Arbeitsanweisungen und Prozessbeschreibungen
- Baugruppenmontage ohne neue Zweckbildung
- Testprotokolle
- Nur Basistests, keine Funktionsvalidierung
- Software-Beschreibung Schweiz
- Installation-only, keine Programmierung
- Nachweis keine Marktfähigkeit in CH
- Maschine als System noch nicht einsatzfähig
- Montageanweisungen vor Ort
- rein mechanische/e elektrische Installation
- Kommissionierungsdokumente
- kein neuer Funktionsumfang
- Keine Softwareänderung in USA
Hinweise zur Formulierung
ideal:
- „Teile wurden in der Schweiz zu Baugruppen zusammengefügt.“
- „Software wurde ausschliesslich installiert, nicht parametriert.“
- „Die USA führen nur Endinstallation ohne technische Änderungen aus.“
Diese Formulierungen hinterfragen:
- „In der Schweiz wurde die Maschine gefertigt.“
- „Die Maschine wird erst beim Kunden funktionsfähig.“
- „Die USA nehmen die finale Funktionskonfiguration vor.“
Diese drei Aussagen würden Schweiz bzw. USA unfreiwillig zum Ursprung machen.
Ergebnisdokumentation
Am Ende erstellen Sie eine Ursprungsbegründung:
- Was wurde wo getan?
- Welche Transformationsschritte wurden nicht getan?
- Warum entsteht kein neuer Charakter/Use in CH oder USA?
Mit Verweis auf die Belege. Durch diese Vorgehensweise:
✅ bestimmen Sie den Ursprung auf Basis konkreter, belegter Fakten
✅ vermeiden Sie jede fehlerhafte Selbsteinschätzung
✅ erfüllen Sie jede Prüfungsanforderung der US-Behörden
✅ sichern Sie den gewünschten Ursprung Italien, wenn die Fakten so sind
Hilfsmittel zur systematischen Bewertung aller Prüffragen
Tabelle A: Komponentenherkunft und Funktionsrelevanz
| Spalte | Inhalt |
| A | Bauteil-Nr. |
| B | Bezeichnung |
| C | Funktionsgruppe (Mechanik/Elektrik/Software/etc.) |
| D | Ursprungsland (IT/CH/USA/sonst) |
| E | Ist Bauteil speziell für diese Maschine konstruiert? (Ja/Nein) |
| F | Nutzung auch in anderen Anwendungen möglich? (Ja/Nein) |
| G | Einfluss auf Maschinencharakter (0=kein, 1=mittel, 2=hoch) |
| H | Einfluss auf Use/Zweck (0/1/2) |
| I | Wert pro Einheit (EUR) |
| J | Anzahl |
| K | Gewicht pro Einheit (kg) |
| L | Bemerkung / Nachweisreferenz |
Formel-Vorschlag für Auswertung in Excel:
Gesamtfunktionsrelevanz = G+H
Die Funktionsrelevanz hilft bei der Gewichtung: je höher → desto prägender für Ursprung.
◻ Prozessschritte pro Land
Tabelle B: Prozessschritte pro Land
| A | Prozessschritt | | B | Ort (IT/CH/USA) | | C | Beschreibung Tätigkeit | | D | Führt Tätigkeit zu neuem Charakter? (Ja/Nein) | | E | Führt Tätigkeit zu neuem Use? (Ja/Nein) | | F | Softwareeingriff? (Install./Parametrier./Programmierung) | | G | Testumfang (Basisfunktion / Systemfunktion / Vollabnahme) | | H | Marktfähigkeit nach Schritt? (Ja/Nein) | | I | Dokumentenreferenz |Tabelle C: Softwareanalyse
| A | Software-Modul | | B | Entwicklungsort | | C | Funktionsrelevanz (0/1/2) | | D | Tätigkeit Ort A (Programmierung?) | | E | Tätigkeit Ort B (Parametrierung?) | | F | Tätigkeit Ort C (nur Installation?) | | G | Dokumentenreferenz |Ziel: Zeigen, dass Software in CH/USA nicht charakterprägend verändert wird.
Bewertungsmatrix (automatisierbare Entscheidungsvorlage)
Matrix: Substantial-Transformation-Check nach US-Recht
| Prüffrage | Bewertung | Punkte für Ursprung Italien | Punkte für Ursprung Schweiz | Punkte für Ursprung USA |
| Prägt Italien die technische Hauptfunktion? | Ja/Nein | +2 | 0 | 0 |
| Sind wesentliche Teile Sonderanfertigungen aus IT? | Ja/Nein | +2 | 0 | 0 |
| Wird Funktionslogik durch italienische Software definiert? | Ja/Nein | +2 | 0 | 0 |
| Wird in CH nur zusammengebaut? | Ja/Nein | +1 | 0 | 0 |
| Werden in CH nur Basistests ausgeführt? | Ja/Nein | +1 | 0 | 0 |
| Wird Software in CH nur installiert, nicht programmiert? | Ja/Nein | +1 | 0 | 0 |
| Wird in CH eine voll funktionsfähige Maschine geschaffen? | Ja/Nein | 0 | +2 | 0 |
| Erfolgt Parametrierung/Programmierung in CH? | Ja/Nein | 0 | +2 | 0 |
| Ist Maschine in CH marktfähig? | Ja/Nein | 0 | +2 | 0 |
| Wird in USA nur aufgebaut/angeschlossen? | Ja/Nein | +1 | 0 | +0 |
| Entsteht erst in USA funktionsfähige Maschine? | Ja/Nein | 0 | 0 | +3 |
| Erfolgt in USA softwareseitige Funktionsbildung? | Ja/Nein | 0 | 0 | +3 |
Auswertung:
- Italien ≥ 6 Punkte → Ursprung Italien wahrscheinlich
- Schweiz ≥ 6 Punkte → Ursprung Schweiz wahrscheinlich
- USA ≥ 6 Punkte → Ursprung USA wahrscheinlich
- Bei gemischten Ergebnissen → weitere Dokumentation nötig
Diese Schwellenwerte legen Sie als interne Compliance-Sicherheitsmargen fest.
Ausfüllanleitung
Schritt 1:
Tabelle A ausfüllen → nach Funktionsrelevanz filtern
→ hoch relevante Bauteile genauer prüfen
Schritt 2:
Tabelle B mit Fokus auf Charakter/Use ausfüllen
→ Wo entsteht erstmals ein wirtschaftlich nutzbares Produkt?
Schritt 3:
Tabelle C → Software genau analysieren
→ Kein Parameter- oder Programmierungs-Schritt ausserhalb Italien
(sonst Ursprung verschiebt sich)
Schritt 4:
Bewertungsmatrix Punktzahl ermitteln
→ rational nachvollziehbares Ursprungsergebnis
Ergebnis:
Sie haben damit ein voll prüfbares System, das objektiv, dokumentenbasiert den Ursprung bestimmt.
Dieses System können Sie:
- jährlich neu anwenden
- bei Lieferkettenänderungen aktualisieren
- als Teil Ihrer US-Compliance archivieren
Funktions- & Zweck-Matrix: Italien – Schweiz – USA
Wo entsteht erstmals der wirtschaftliche Zweck und der technische Charakter der Maschine?
| Nr. | Prüffrage zur Funktion / Zweckbestimmung | Italien | Schweiz | USA | Bemerkungen / Nachweise (Dokumentreferenz) |
| A. Entstehung des wirtschaftlichen Nutzens | |||||
| A1 | Gibt es vor Montage bereits einen eindeutig definierten Verwendungszweck der Einzelteile? (z. B. nur für genau diese Maschine geeignet) | ☐ Ja / ☐Nein | – | – | |
| A2 | Werden Maschinenfunktionen bereits in Italien technisch festgelegt (z. B. konstruktive Funktionslogik, Hauptkomponenten)? | ☐ Ja / ☐Nein | – | – | |
| A3 | Wird die Maschine in der Schweiz bereits eigenständig einsatzfähig? | – | ☐ Ja / ☐ Nein | – | |
| A4 | Kann die Maschine vor Ausfuhr aus der Schweiz vermarktet werden? (marktfähig) | – | ☐ Ja / ☐ Nein | – | |
| A5 | Entsteht erst in den USA die Nutzbarkeit beim Endkunden? | – | – | ☐ Ja / ☐ Nein | |
| B. Technische Funktionsbildung | |||||
| B1 | Sind die italienischen Bauteile spezialangepasst an genau diese Maschine? | ☐ Ja / ☐Nein | – | – | |
| B2 | Entsteht die Antriebs-/Steuerfunktion bereits durch italienische Teile? | ☐ Ja / ☐Nein | – | – | |
| B3 | Wird in der Schweiz nur montiertoder funktionsprägend integriert? | – | ☐ Montage / ☐Funktionsintegration | – | |
| B4 | Bleiben Komponenten trennbar und identifizierbar nach CH-Montage? | – | ☐ Ja / ☐ Nein | – | |
| B5 | Wird erst in den USA die systemische Funktionsintegration erreicht? | – | – | ☐ Ja / ☐ Nein | |
| C. Software & Parametrierung | |||||
| C1 | Software stammt zu überwiegendem Teil aus Italien | ☐ Ja / ☐Nein | – | – | |
| C2 | Wird Software in der Schweiz nur installiert? (keine Parametrierung/Programmierung) | – | ☐ Ja / ☐ Nein | – | |
| C3 | Erfolgt in CH eine funktionsprägende Parametrierung? | – | ☐ Ja / ☐ Nein | – | |
| C4 | Wird Software in den USA nur gestartet oder wesentlich verändert? | – | – | ☐ Start / ☐Funktionsveränderung | |
| D. Tests & Validierung | |||||
| D1 | Erfolgen in CH nur Basistests? (z. B. Funktionsprobe pro Modul) | – | ☐ Ja / ☐ Nein | – | |
| D2 | Erfolgt erst in den USA die Gesamtfunktionsvalidierung? | – | – | ☐ Ja / ☐ Nein | |
| D3 | Wurde die Maschine in CH bereits vollständig qualitätsabgenommen? | – | ☐ Ja / ☐ Nein | – | |
| E. Handelsidentität / Marktfähigkeit | |||||
| E1 | Kann die Maschine in CH bereits ausgeliefert werden (nur ohne US-Anschluss)? | – | ☐ Ja / ☐ Nein | – | |
| E2 | Ändert der US-Aufbau nicht den wirtschaftlichen Zweck? | – | – | ☐ Ja / ☐ Nein |
Bewertungslogik (Ergebnisableitung)
- Viele Ja bei Italien + viele Nein bei Schweiz und USA → Ursprung Italien
- Viele Ja bei Schweiz (A3, A4, B3=Funktionsintegration, C3, D3, E1) → Ursprung Schweiz
- Ja bei A5, B5, C4=Funktionsveränderung, D2 → Ursprung USA
Ein einziges „Ja“ bei Schweiz reicht nicht. Entscheidend ist ein Bündel von Tatsachen, das belegt: Ort der zuerst wirtschaftlich nutzbaren Maschine = Ursprungsland
Diese unverbindliche Matrix hilft, zwei Missverständnisse zu vermeiden:
- Technisch funktionieren bedeutet nicht automatisch neue Identität
- Nicht der letzte Schraubendreher, sondern der erste Nutzen entscheidet
Diese Analyse haben wir für einen spezifischen Kunden durchgeführt, Sie dient als unverbindlicher Richtwert. Gerne teilen wir diese Erkenntnisse mit Ihnen.