Die Schweiz, als exportorientierte Volkswirtschaft, legt grossen Wert auf eine offene, diversifizierte und nachhaltige Aussenwirtschaftspolitik. Die Aussenhandelsstrategie verfolgt das Ziel, den Wohlstand der Bevölkerung langfristig zu sichern und zu steigern. Zu diesem Zweck strebt die Schweiz kontinuierlich verbesserte Zugänge zu ausländischen Märkten an, baut Handelshemmnisse ab und intensiviert die Zusammenarbeit auf multilateraler, regionaler und bilateraler Ebene. Informationen hierzu lassen sich aktuell auf der Webseite des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) finden, das als zentrale Behörde die wirtschafts- und handelspolitischen Interessen der Schweiz koordiniert und vertritt.

Grundsätze der Aussenwirtschaftspolitik

Offenheit:
Die schweizerische Aussenwirtschaftspolitik beruht traditionell auf Offenheit gegenüber dem internationalen Handel. Die Schweiz setzt sich sowohl in multilateralen Foren als auch im Rahmen von Freihandelsabkommen für den Abbau von Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen ein. Ziel ist es, Wettbewerbsnachteile für Schweizer Unternehmen zu reduzieren und den Export von hochwertigen Produkten und Dienstleistungen zu fördern.

Multilateralismus:
Als aktives Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO) legt die Schweiz grossen Wert auf ein regelbasiertes, stabiles Handelssystem. Durch die Mitarbeit in WTO-Gremien und Streitbeilegungsverfahren nimmt die Schweiz Einfluss auf die Gestaltung globaler Handelsregeln. Diese multilaterale Ausrichtung ermöglicht es, die eigenen wirtschaftlichen Interessen zu wahren und gleichzeitig globale Standards in Bereichen wie Handel, Umwelt und Sozialpolitik mitzugestalten.

Bilaterale Abkommen:
Neben der multilateralen Schiene pflegt die Schweiz ein dichtes Netz von Freihandelsabkommen (FHA). Diese werden entweder zusammen mit den Partnern der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) oder eigenständig abgeschlossen und laufend modernisiert. Ziel der Abkommen ist stets, den Marktzugang für Schweizer Unternehmen zu verbessern, Rechtssicherheit zu gewährleisten und verlässliche Rahmenbedingungen für Handel und Investitionen zu schaffen.

Bedeutung der Europäischen Union (EU) für die Schweiz

Die Europäische Union ist mit Abstand der wichtigste Handelspartner der Schweiz. Nach Angaben des SECO entfallen rund die Hälfte der Schweizer Exporte auf den EU-Binnenmarkt; im Gegenzug stammen über 70 Prozent der Importe aus den EU-Ländern. Dieser enge Austausch wird durch das Netz der bilateralen Abkommen mit der EU gewährleistet, welche unter anderem den freien Personenverkehr, den Handel mit Industrieprodukten sowie die Zusammenarbeit in verschiedenen Sektoren regeln.

In den letzten Jahren stand das Verhältnis zur EU wiederholt im Fokus, da die Schweiz und die EU über eine institutionelle Weiterentwicklung ihrer bilateralen Beziehungen diskutieren. Nachdem die Verhandlungen über das sogenannte Institutionelle Abkommen 2021 abgebrochen wurden, laufen seither Sondierungen über alternative Lösungsansätze. Diese sollen eine stabile Grundlage für den zukünftigen Marktzugang und die regulatorische Zusammenarbeit schaffen, ohne dabei die schweizerische Souveränität über Gebühr zu beschneiden. Für die Schweizer Wirtschaft bleibt ein möglichst reibungsloser Zugang zum EU-Binnenmarkt essenziell, um auch künftig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Freihandelsabkommen der Schweiz

Die Schweiz hat bereits ein breites Spektrum an Freihandelsabkommen geschlossen, sowohl eigenständig als auch gemeinsam mit ihren EFTA-Partnern (Island, Liechtenstein und Norwegen). Zu den wichtigsten Abkommen gehören jene mit:

  • Europäische Union (ĂĽber die bilateralen Verträge)
  • China (in Kraft seit 2014)
  • Japan (in Kraft seit 2009)
  • Kanada (in Kraft seit 2009, EFTA-Kanada)
  • Mercosur-Staaten (Abkommen in Verhandlung bzw. teilweise im Ratifizierungsprozess)
  • USA (kein umfassendes Freihandelsabkommen; jedoch rege Handelsbeziehungen und Investitionen)

DarĂĽber hinaus bestehen mehrere modernisierte oder teilerneuerte Abkommen, etwa mit Mexiko oder der TĂĽrkei. Bei diesen Weiterentwicklungen steht oft die Integration neuer Aspekte im Vordergrund, zum Beispiel Regelungen zur geistigen Eigentumssicherung, zu Dienstleistungen, zu Ursprungsregeln oder zu nachhaltigem Wirtschaften.

Besonderheit Indien:
Ein Freihandelsabkommen mit Indien wird bereits seit mehreren Jahren verhandelt, konnte aber noch nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Gründe hierfür sind unter anderem unterschiedliche Vorstellungen zum Abbau von Zöllen, zum Schutz geistigen Eigentums sowie zu arbeits- und umweltrechtlichen Standards.

Nachhaltigkeit und Verantwortung in der Aussenwirtschaftspolitik

SECO legt zunehmend Wert darauf, dass Freihandelsabkommen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch nachhaltige Entwicklungsziele berücksichtigen. Nachhaltigkeitskapitel in neueren und modernisierten Freihandelsabkommen beinhalten Bestimmungen zu Umweltstandards, Arbeitsnormen und zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen. Diese Entwicklung spiegelt das wachsende Interesse an verantwortungsvollen Wertschöpfungsketten wider und trägt dazu bei, dass Schweizer Unternehmen auch in Zukunft konkurrenzfähig und zugleich umwelt- und sozialverträglich produzieren können.

Die Zusammenarbeit mit Partnerländern umfasst zunehmend auch technische Unterstützung, etwa beim Aufbau moderner Zollverfahren oder bei der Förderung von kleineren und mittleren Unternehmen (KMU). Solche Projekte sollen sicherstellen, dass alle Beteiligten aus den Freihandelsabkommen Nutzen ziehen können.

Aktuelle Herausforderungen

1. Starker Schweizer Franken

Eine anhaltende Herausforderung für Schweizer Unternehmen, insbesondere für exportorientierte Branchen, ist der vergleichsweise starke Franken. Dieser macht Schweizer Produkte im Ausland tendenziell teurer und drückt damit auf die Preiswettbewerbsfähigkeit. Allerdings profitiert die Schweiz gleichzeitig von günstigen Importen, was wiederum für Unternehmen, die Rohstoffe und Vorleistungen einkaufen, einen Kostenvorteil bedeutet.

2. Globale Unsicherheiten

Geopolitische Spannungen, handelspolitische Streitigkeiten zwischen Grossmächten und regionale Konflikte erschweren den grenzüberschreitenden Handel. Für die Schweiz als kleine, offene Volkswirtschaft ist es besonders wichtig, sich in einem stabilen internationalen Handelsumfeld zu bewegen. Daher verfolgt sie die Strategie, sich in verschiedenen Handelsblöcken zu engagieren, um Abhängigkeiten zu reduzieren und Risiken zu streuen.

3. Klimawandel und Digitalisierung

Die globalen Herausforderungen des Klimawandels sowie die rasante Digitalisierung verändern nicht nur Produktionsprozesse, sondern auch die Gestaltung von Freihandelsabkommen und Handelsbeziehungen. Die Schweiz sieht hier Chancen, indem sie im Bereich der grünen Technologien, Digitalisierung und Life Sciences als Innovationsstandort auftritt. Entsprechend nimmt das Thema Klimaschutz in neueren Verhandlungen einen hohen Stellenwert ein, während gleichzeitig digitale Handelsaspekte – wie Zoll- und Steuerregeln für Online-Geschäfte – stärker berücksichtigt werden.

4. Umgang mit Pandemieeffekten

Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie empfindlich internationale Lieferketten sein können. Die Schweiz musste, wie viele andere Länder auch, Massnahmen treffen, um die Versorgungssicherheit mit medizinischen Produkten zu gewährleisten. Zugleich ging es darum, die Wirtschaft zu stützen und Unternehmen vor Insolvenzen zu bewahren. Langfristig entstand der Anreiz, Lieferketten resilienter zu gestalten und das Krisenmanagement zu verbessern. Auf handelspolitischer Ebene stellt SECO sicher, dass pandemiebedingte Ausfuhrbeschränkungen so gering wie möglich bleiben und eine reibungslose Versorgung mit essenziellen Gütern auch international gewährleistet ist.

Perspektiven und Strategische Ausrichtung

  1. Diversifizierung von Handelspartnern
    Um geopolitische Risiken zu minimieren und Abhängigkeiten zu reduzieren, arbeitet die Schweiz kontinuierlich daran, ihr Abkommensnetz auszuweiten und zu vertiefen. Neue Märkte in Asien, Afrika und Lateinamerika rücken stärker in den Fokus. Die Modernisierung bestehender Abkommen (etwa mit China) und die Weiterverfolgung neuer Verhandlungen (wie mit Mercosur oder Indien) stehen auf der Agenda.
  2. Vertiefung der Beziehungen mit der EU
    Für viele Branchen – von Maschinenbau über Life Sciences bis zu Finanzdienstleistungen – ist der EU-Binnenmarkt von entscheidender Bedeutung. Ein geregeltes, stabiles Verhältnis zur EU ist daher zentrales Anliegen der schweizerischen Aussenwirtschaftspolitik. Ob ein neues Rahmenabkommen oder selektive Arrangements angestrebt werden, wird Gegenstand der laufenden politischen Diskussion und Verhandlungen sein. Klar ist, dass auch für die EU ein stabiler Schweizer Partner im Herzen Europas wirtschaftlich von Vorteil ist.
  3. Stärkung der WTO und multilateraler Ansätze
    Trotz regionaler Initiativen bleibt die WTO für die Schweiz eine zentrale Plattform, um globale Handelsregeln zu etablieren und Streitigkeiten beizulegen. Gerade in einem Umfeld, in dem grosse Volkswirtschaften teils unilateral handeln, sieht die Schweiz im Multilateralismus einen Garant für faire Wettbewerbsbedingungen und Rechtssicherheit. SECO und die Schweizer Delegation setzen sich in Genf aktiv dafür ein, die WTO weiterzuentwickeln und neue Themen – wie E-Commerce und Nachhaltigkeitsfragen – zu integrieren.
  4. Förderung von Innovation und Digitalisierung
    In vielen Schweizer Exportbereichen ist Innovation ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil. Ob in der Pharma- und Biotechnologie, in der MEM-Industrie (Maschinen, Elektro, Metall), in der Medizintechnik oder im Bereich der Finanztechnologie – Schweizer Firmen streben stets Spitzenpositionen an. Dabei unterstützt die Aussenwirtschaftspolitik durch geeignete Rahmenbedingungen, etwa über Förderprogramme für Forschung und Entwicklung (z. B. via Innosuisse) oder Vereinfachungen bei der grenzüberschreitenden Datenübertragung. Die internationale Kooperation in Bereichen wie Datenschutz und Cybersicherheit gewinnt an Bedeutung, um digitale Geschäftsmodelle reibungslos über Landesgrenzen hinweg betreiben zu können.
  5. Nachhaltige Entwicklung
    Umwelt- und Klimafragen stehen hoch auf der Agenda der Schweizer Aussenwirtschaftspolitik. Ziel ist es, Umweltauflagen und Nachhaltigkeitsstandards nicht als Handelshemmnisse zu sehen, sondern als Chance für Innovation und neue Geschäftsfelder. Schweizer Unternehmen, die sich frühzeitig auf einen ressourcenschonenden und klimafreundlichen Kurs begeben, können international ein positives Image aufbauen und sich erfolgreich von Wettbewerbern abheben.

Rolle des SECO und weiterer Institutionen

Das SECO koordiniert die Aussenwirtschaftspolitik und ist massgeblich an Verhandlungen von Freihandelsabkommen beteiligt. Es bündelt die Interessen verschiedener Stakeholder – von Wirtschaftsverbänden über NGOs bis hin zu Konsumentenschutzorganisationen – und vertritt die Schweiz in internationalen Gremien. Gemeinsam mit anderen Bundesstellen, wie dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG, vormals EZV), dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und dem Eidgenössischen Finanzdepartement (EFD), arbeitet das SECO an einem ganzheitlichen Ansatz, der wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Interessen verbindet.

Daneben spielt auch die Schweizerische Exportrisikoversicherung (SERV) eine wichtige Rolle. Sie unterstützt Schweizer Exporteure bei der Absicherung politischer und wirtschaftlicher Risiken in schwierigen Absatzmärkten. Dies erleichtert den Markteintritt und gewährleistet, dass auch in unsicheren Regionen Investitions- und Lieferprojekte möglich bleiben.

Fallbeispiele aus der Praxis

  1. KMU im Maschinenbau sucht neue Absatzmärkte
    Ein mittelständisches Unternehmen im Maschinenbau exportiert bislang vor allem in EU-Länder. Angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten in Europa beginnt das Unternehmen, Märkte in Südostasien zu sondieren. Dank des Freihandelsabkommens zwischen EFTA und mehreren asiatischen Staaten – inklusive Zollvergünstigungen und vereinfachten Ursprungsregeln – fällt der Markteintritt leichter. Das Unternehmen profitiert so von reduzierten Importzöllen auf Maschinen und Ersatzteile.
  2. Pharma-Konzern setzt auf nachhaltige Lieferketten
    Ein grosser Schweizer Pharmahersteller, der stark in Forschung und Entwicklung investiert, hat seine Supply Chains weltweit verzweigt. Für die Produktion bestimmter Wirkstoffe werden teils Rohstoffe aus Entwicklungs- und Schwellenländern bezogen. Seit einigen Jahren legt der Konzern Wert auf faire Arbeitsbedingungen und ökologische Standards entlang der Lieferkette. Dies spiegelt sich in mehreren aktualisierten Freihandelsabkommen wider, die Nachhaltigkeitskapitel enthalten. Das Unternehmen nutzt die guten Beziehungen der Schweiz zu Handelspartnern, um enge Kooperationen mit lokalen Produktionsstätten aufzubauen und deren Standards zu verbessern.
  3. Finanzdienstleister expandiert in Fernost
    Ein Schweizer Fintech-Unternehmen möchte in einem hochentwickelten asiatischen Markt – etwa in Singapur oder Hongkong – expandieren. Dank bestehender Investitionsabkommen und regem Austausch im Finanzbereich kann das Start-up rechtssicher agieren und erhält Zugang zu Kapital und Kundschaft. Gleichzeitig profitiert es von der technischen Unterstützung seitens schweizerischer Wirtschaftsvertretungen im Ausland und nutzt Netzwerke, die durch die Aussenwirtschaftspolitik etabliert wurden.

Ausblick

Die Schweizer Aussenwirtschaftspolitik wird in den kommenden Jahren weiterhin auf dem Grundpfeiler der Offenheit ruhen, jedoch um Aspekte wie Nachhaltigkeit, digitale Transformation und Krisenfestigkeit erweitert. Wichtige Weichenstellungen sind im Verhältnis zur EU zu erwarten, wobei ein ausgeglichenes Abkommen für beide Seiten von Vorteil sein dürfte. Parallel dazu wird die Schweiz ihre bilateralen und multilateralen Abkommen weiterentwickeln, um möglichst viele Märkte zu erschliessen und eine stabile, verlässliche Basis für Handel und Investitionen zu schaffen.

Insbesondere der Klimaschutz gewinnt als Querschnittsthema an Bedeutung. Die Schweiz engagiert sich dafür, Umwelt- und Sozialstandards fest in Handelsverträgen zu verankern. Damit soll sichergestellt werden, dass Handelsliberalisierung nicht zu Lasten von Mensch und Natur geht. Im Gegenzug bietet die Schweiz ihr Know-how in hochinnovativen Bereichen wie grünen Technologien, erneuerbaren Energien und Kreislaufwirtschaft an, um die globalen Klimaziele im Schulterschluss mit Partnerländern zu erreichen.

Letztlich kommt der Schweiz ihre hohe Innovationskraft zugute: Die Fähigkeit, rasch auf Veränderungen zu reagieren, neue Technologien zu entwickeln und hochwertige Güter sowie Dienstleistungen anzubieten, hat die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes in der Vergangenheit gesichert und wird dies auch in Zukunft tun. Die Aussenwirtschaftspolitik des Bundes unterstützt diese Stärken, indem sie Märkte öffnet, Risikostreuung fördert und gleichzeitig den gesellschaftlichen Konsens für eine liberale Handelspolitik erhält.

Relevante Links und Quellen