Vor einem Jahr schrieb ich über den Schrei der Zollmitarbeitenden – jene, die stets im Hintergrund arbeiteten, oft übersehen, selten gewürdigt. Sie warnten, sie mahnten, doch viel zu oft blieben ihre Rufe ungehört. Jetzt, ein Jahr später, sehen wir: Sie hatten recht. Und nicht nur sie.
Die Import/Export-Fachleute, die Hüter der Lieferketten, die stillen Wächter des globalen Handels – sie alle stehen plötzlich im Rampenlicht. Doch es ist eine bittere Anerkennung, denn sie kommt nicht aus Einsicht, sondern aus der Not. Die Brücke, über die man „irgendwann“ gehen wollte, ist da – und sie steht in Flammen.
Lange Zeit galten sie als Bürokraten, als diejenigen, die mit Formularen, Vorschriften und komplexen Zolltarifen hantieren, während Vertrieb und Management sich um das „echte Geschäft“ kümmerten. Doch nun zeigt sich: Ohne sie gibt es kein Geschäft. Wenn Handelswege unterbrochen werden, wenn Sanktionen greifen, wenn Regularien sich ändern – dann sind sie es, die den Unterschied machen zwischen Stillstand und Bewegung, zwischen Strafe und Sicherheit, zwischen Chaos und Kontrolle. Sie führen einen täglichen Balanceakt aus.
Plötzlich sind ihre Kenntnisse Gold wert. Plötzlich wollen alle wissen, was sie wissen. Exportfachpersonen, Zollsachbearbeitende, Trade Compliance Manager, Exportkontrollspezialisten – sie sind jetzt keine Randfiguren mehr, sondern strategische Akteure. Sie haben das Wissen, sie haben die Weitsicht, sie haben – endlich – eine Stimme.
Aber dieser Moment ist kein Triumph, sondern eine Mahnung. Es ist tragisch, dass es erst so weit kommen musste, dass erst Krisen, Konflikte und eskalierende Vorschriften zeigen mussten, welchen unschätzbaren Wert diese Fachleute haben. Doch jetzt, da ihre Arbeit sichtbar wird, darf sie nie wieder übersehen werden.
Also erheben wir das Glas – auf die, die immer da waren. Auf die, die Komplexität meistern. Auf die, die Unternehmen schützen, bevor der Schaden eintritt. Auf die, die verhindern, dass „wir über diese Brücke gehen müssen“ ein Synonym für Katastrophe wird.
Die Import/Export-Fachleute haben sich diesen Moment verdient. Und wir sollten sicherstellen, dass ihre Bedeutung nie wieder in Vergessenheit gerät.
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