Nach intensiven Verhandlungen haben die EFTA-Staaten und Mercosur 2025 ein umfassendes Freihandelsabkommen abgeschlossen. Dieses Abkommen, das frühestens 2026 in Kraft tritt, schafft eine Freihandelszone mit rund 300 Millionen Menschen und soll den gegenseitigen Marktzugang grundlegend verbessern. Der folgende Bericht analysiert die wichtigsten Inhalte, Ziele und Auswirkungen des Vertrags sowie die Herausforderungen für die Schweiz und ihre Wirtschaftspartner.
Wie das Abkommen zwischen  den EFTA-Staaten und Mercosur neue Wirtschaftsimpulse schafft und Herausforderungen adressiert
Neue Perspektiven im globalen Handel: Das Freihandelsabkommen zwischen der EFTA und Mercosur

Freihandelsabkommen EFTA–Mercosur: Überblick, Chancen und Herausforderungen

 
Hintergrund und Verhandlungsverlauf
Die Verhandlungen zwischen den EFTA-Staaten (EFTA: Schweiz, Norwegen, Island, Liechtenstein) und dem Mercosur wurden nach einer Sondierungsphase im Jahr 2017 offiziell aufgenommen. Das Ziel war ein umfassendes Freihandelsabkommen für sämtliche Bereiche des modernen Handels. Nach über acht Jahren und 14 offiziellen Verhandlungsrunden sowie einer intensiven Phase ab Anfang 2025 erzielten beide Bündnisse beim Mercosur-Gipfel in Buenos Aires 2025 eine Einigung auf Vertragstext und Rahmenbedingungen.
Struktur und Umfang des Freihandelsabkommens
Das Abkommen umfasst den Handel mit Waren und Dienstleistungen, Investitionen, Schutz geistigen Eigentums, öffentliches Beschaffungswesen, Wettbewerb und technische Handelsbarrieren. Ein zentrales Ziel ist die weitgehende Abschaffung von Zöllen für über 97 Prozent der Handelsströme. Zusätzlich werden Regeln zur Ursprungsregelung, Handelserleichterung und zur gegenseitigen Anerkennung von Standards und Zertifikaten eingeführt. Der Vertrag ist modern und breit gefasst, sodass auch zukünftige Herausforderungen adressiert werden können.
Visualisierung: Anteil der zollfreien Handelsströme nach Inkrafttreten des Abkommens.
Wirtschaftliche Potenziale für die SchweizDie Schweizer Wirtschaft profitiert von einem verbesserten Zugang zu den Märkten von Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Der Mercosur-Markt umfasst fast 300 Millionen Menschen mit einer Gesamtwirtschaftsleistung von mehr als 4,3 Billionen US-Dollar. Besonders exportorientierte Unternehmen und kleine und mittlere Betriebe erhalten neue Absatzmöglichkeiten. Der Abbau von Handelsschranken soll zudem die Wettbewerbsfähigkeit Schweizer Produkte im südamerikanischen Raum stärken.
Für über 97 Prozent der Exporte aus beiden Wirtschaftsregionen verbessert das Abkommen den gegenseitigen Marktzugang erheblich. Besonders Industrie, Landwirtschaft und Dienstleistungssektor sollen profitieren. Für die Schweiz werden Zollersparnisse von bis zu 160 Millionen Franken pro Jahr erwartet – mit Auswirkungen auf Wettbewerb und Preise.
Chancen und Herausforderungen für UnternehmenDas Abkommen schafft für Firmen aus der Schweiz und den Mercosur-Staaten mehr Rechtssicherheit und Planbarkeit. Sie profitieren von modernen Zollverfahren, erleichterten Ursprungsregeln und schnelleren Abfertigungsprozessen. Für viele exportorientierte KMU bedeutet dies eine spürbare Reduktion administrativer Hürden. Es entstehen jedoch auch Herausforderungen durch stärkeren Wettbewerb und neue regulatorische Standards. Stichworte: Rechtssicherheit, Digitalisierung, Wettbewerb
Rechtliche und regulatorische EckpunkteDer Vertrag enthält verbindliche Regeln zu Marktöffnung, Investitionsschutz, technischen Handelshindernissen und Mechanismen zur Streitbeilegung. Auch der Schutz geistigen Eigentums wird vertieft, etwa durch garantierten Markenschutz und verbesserte Patentregelungen. Vorschriften zu öffentlichen Vergaben, Umwelt- und Sozialstandards sowie zur nachhaltigen Entwicklung runden den Rahmen ab und bieten Möglichkeiten für künftige Anpassungen.
Spezifika für KMU und Landwirtschaft
Der Fokus liegt auf einem vereinfachten Marktzugang für KMU, die von transparenten Ursprungsregeln und digitalisierten Zollverfahren profitieren. Für landwirtschaftliche Produkte gelten differenzierte Schutzregelungen, damit die Schweizer Landwirtschaft vor starkem Preisdruck geschützt bleibt. Für Spezialitätenexporte wie Käse oder Schokolade eröffnen sich neue Märkte im Mercosur-Raum.
Nachhaltigkeits- und EntwicklungsaspekteDas Abkommen enthält ein eigenes Kapitel zu nachhaltiger Entwicklung, das Bestimmungen zu Umwelt-, Arbeits- und Sozialstandards umfasst. Beide Vertragsparteien verpflichten sich, den Handel umweltverträglich und sozial ausgewogen zu gestalten. Die Einhaltung dieser Standards kann durch ein Streitschlichtungsverfahren überprüft werden. Nachhaltigkeit: Verpflichtungen im internationalen Handel
Politische Diskussion und Ausblick
Vor Inkrafttreten müssen die Parlamente aller beteiligten Staaten das Abkommen ratifizieren, was frühestens 2026 erwartet wird. Die politische Debatte in der Schweiz fokussiert auf Umweltschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Wirtschaftsverbände betonen Chancen, während Bauernverbände teilweise Befürchtungen hinsichtlich steigender Konkurrenz äussern. Die weitere Entwicklung hängt von erfolgreicher Umsetzung und Akzeptanz im Inland ab.
Fokus: Umwelt, Landwirtschaft, Wettbewerbsfähigkeit
 
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Fazit und Ausblick
Das neue Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz, den übrigen EFTA-Staaten und Mercosur markiert einen bedeutenden Schritt hin zu mehr wirtschaftlichem Austausch, Innovationsförderung und rechtlicher Sicherheit. Es bietet Chancen, stellt jedoch auch neue Anforderungen an die Schweizer Wirtschaft und Politik. Die künftige Umsetzung wird beweisen, wie effektiv die ambitionierten Regelungen in der Praxis greifen.