Ab dem 27. Juni 2025 greift in Kanada eine drastische Regelung: Stahlimporte aus Ländern ohne Freihandelsabkommen unterliegen einer temporären Quotenregelung mit einem 50%-Surtax bei Überschreitung definierter Kontingente. Die Massnahme ist eine direkte Reaktion auf die US-Sektion-232-Stahltarife und soll die kanadische Stahlindustrie vor Handelsumlenkungen und globalen Marktdruck schützen.
Neue TRQ-Massnahmen zum Schutz der heimischen Stahlindustrie treten ab Juni 2025 in Kraft
Kanada führt 50%-Zuschlag auf Stahlimporte aus Nicht-FTA-Ländern ein

Kanadische Stahlimporte: Surtax, Quoten und neue Regeln ab 2025

 

Hintergrund der neuen Stahlimporte-Regulierung

Die kanadische Regierung reagiert mit einem umfassenden Quoten- und Surtax-System auf den wachsenden Druck durch US-Importzölle, die unter Section 232 veranlasst wurden. Das Ziel ist, die heimische Stahlproduktion vor Marktverwerfungen durch überflutende Drittlands-Importe zu schützen, die infolge amerikanischer Restriktionen nach Kanada umgelenkt werden könnten. Die neuen Vorschriften entstanden nach Konsultationen mit Industrievertretern und greifen nicht nur kurzfristig, sondern werden regelmässig evaluiert.

Das Quotenmodell: Tariff Rate Quotas im Detail

Wie funktionieren die Importquoten? Das sogenannte Tariff Rate Quota (TRQ)-System teilt das jährliche Importkontingent für Stahlerzeugnisse (2,6 Mio. Tonnen) in quartalsweise Unterquoten auf. Wird eine dieser globalen oder spezifisch länderspezifischen Quoten im Quartal überschritten, fällt auf den überschreitenden Teil automatisch ein Surtax von 50% an. Unverbrauchte Quotenanteile werden ins Folgequartal übertragen, um Flexibilität für Importeure zu schaffen.

Betroffene Produktgruppen und Ursprungsländer

Der Surtax betrifft sämtliche Flach-, Lang-, Rohr- und Edelstahlprodukte sowie Vorprodukte, sofern diese aus einem Staat ohne Freihandelsabkommen mit Kanada stammen. Die im Schedule 1 der Verordnung konkret aufgelisteten Warengruppen müssen bei der Einfuhr besonders beachtet werden. Importe aus FTA-Staaten bleiben von der Regelung ausgenommen.

Erfassung, Nachweis und Abwicklung: Neue Pflichten fĂĽr Importeure

Jede betroffene Einfuhr muss einen gültigen Herkunftsnachweis nach dem Zollgesetz erbringen. Zentral ist die Beantragung einer importbezogenen Quote-Permit bei Global Affairs Canada (GAC). Ohne gültige Genehmigung oder bei Ablauf der Permit wird der Surtax automatisch ausgelöst; eine spätere Nachreichung kann Rückforderungen ermöglichen. Importeure müssen die Nutzung der noch offenen Quoten aktiv über das GAC-Portal überwachen und diverse Deklarationspflichten im System CARM beachten.

Administration und Kontrolle durch CBSA und GAC

Wer kontrolliert die Umsetzung?Die Verwaltung der neuen Regelung erfolgt gemeinschaftlich durch die Canada Border Services Agency (CBSA) und Global Affairs Canada. Die Einhaltung wird nicht nur digital überwacht, sondern auch durch Audits, Rechtsauskünfte und gegebenenfalls Berufungsverfahren intensiv kontrolliert. Die Implementation des Surtax obliegt dabei strikten Vorgaben des Customs Act, wobei Verstösse teure Konsequenzen nach sich ziehen können.

Ausnahmen und Sonderreglungen

Einige Einfuhren bleiben explizit von der Surtax-Regelung ausgenommen: Dazu gehören Stähle, die sich bereits zum Zeitpunkt der Inkraftsetzung in Transit befanden, sowie Importe aus bestimmten Ländern, die im Schedule 2 gelistet sind. Auch Anti-Dumping- und Ausgleichszölle werden durch die neue Massnahme nicht ersetzt, sondern bei Bedarf kumulativ erhoben.

Auswirkungen auf die kanadische Stahlindustrie und den Handel

Die Quotenregelung samt Surtax ist als Schutzmechanismus für den kanadischen Stahlsektor konzipiert, um die Produktionen gegen Verwerfungen durch Handelsumlenkung zu stabilisieren. Für Importeure entstehen jedoch erhebliche administrative und finanzielle Herausforderungen. Die Massnahme kann mittelfristig zu Anpassungen von Lieferketten und einer veränderten Preisgestaltung führen, mit Einfluss auf die gesamte nordamerikanische Stahlwertschöpfungskette.

Prognosen und Bewertung: Marktreaktionen erwartet

Führende Branchenexperten erwarten, dass die Regelung kurzfristig zu einer Reduzierung von Stahlimporten aus Drittstaaten führen wird. Zugleich steigt die Bedeutung einer umfassenden Compliance und Flexibilität bei den Importeuren. Die kanadische Regierung kündigte bereits eine erste Überprüfung des Modells nach 30 Tagen an, um die Wirksamkeit zu bewerten und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
Quellen: CBSA - Kanada Zollbehörde
Fazit: Stahlpolitik als strategische Antwort auf Handelsdruck
Der 50%-Surtax auf Stahlimporte aus Nicht-FTA-Staaten markiert einen Wendepunkt der kanadischen Handelspolitik. Importierende Unternehmen stehen vor erhöhtem Compliance-Druck, während die Massnahme die Resilienz der heimischen Stahlindustrie stärkt. Die Regelung dürfte die Dynamik auf Nordamerikas Stahlmärkten nachhaltig beeinflussen.