Thailand ist ein bedeutender Knotenpunkt für internationalen Handel in Südostasien. Wer Waren nach oder aus Thailand exportiert oder importiert, muss das nationale Zollsystem im Detail verstehen.
Abläufe, Dokumentation und rechtliche Besonderheiten beim Import und Export in Thailand
Das thailändische Zollsystem für Handelswaren: Ein Überblick
 

Thailändisches Zollwesen: Überblick und Verfahren

Rechtliche Grundlagen des thailändischen Zollwesens

Rechtsgrundlage und Zuständigkeiten
Das thailändische Zollsystem basiert auf dem Customs Act B.E. 2560 (2017). Die Zollbehörde untersteht dem Finanzministerium und setzt nationale wie internationale Vorschriften um. Das Gesetz richtet sich an Importeure, Exporteure und Spediteure, regelt Verfahren, Dokumentation, Ausnahmen und Präferenzen. Es überwacht Handelssanktionen und Verbote bestimmter Warengruppen.

Anmeldung und Registrierung für Unternehmen

Schritte zur Handelsaufnahme
Vor jedem Aussenhandel müssen Unternehmen eine thailändische Gesellschaft gründen, eine Steuernummer (VAT) erwerben und sich für das e-Customs-System anmelden. DDP Lieferungen sind nicht empfohlen.

Das Thailand National Single Window (NSW) ist ein zentrales digitales System, das den Austausch von Informationen zwischen Unternehmen und Behörden im Bereich Import, Export und Logistik erleichtert. Es ermöglicht eine einmalige elektronische Einreichung von Dokumenten, wodurch Handelsprozesse effizienter und transparenter gestaltet werden. Das thailändische NSW wurde im Einklang mit dem ASEAN-Abkommen zur Einrichtung und Umsetzung des ASEAN Single Window initiiert. Im Dezember 2005 wurde das thailändische Zollamt vom Finanzministerium als führende Behörde für die Einrichtung des NSW ernannt. Der Betrieb begann 2008 und wurde offiziell im Oktober 2011 implementiert.

Der Zugang zum NSW ist in der ASEAN Region Pflicht für jede elektronische Zollanmeldung. Nach Registrierung werden Handelswaren offiziell importiert oder exportiert.

Das elektronische Zollsystem: e-Customs und NSW

Digitalisierung der Zollprozesse
Die Einführung von e-Customs und dem NSW hat die Zollabwicklung in Thailand digitalisiert. Papierlose Deklarationen, digitale Identifikation, Lizenzanträge und Zahlungen erfolgen zentral online, wodurch Bearbeitungszeiten und Fehler reduziert werden.

Die Zollanmeldung und erforderliche Dokumente

Voraussetzungen und Abwicklung
Jede Ein- und Ausfuhr bedarf einer vollständigen elektronischen Zollanmeldung (Goods Declaration) vor oder unmittelbar nach Wareneingang.
  • Exakte Warennummer (HS-Code)
  • Ursprungsland
  • Handels- und Transportdokumente (Rechnungen, Packliste, Bill of Lading/Air Waybill
  • Ggf. Importlizenzen
  • ggf. Ursprungszeugnisse oder Ursprungsnachweise im Rahmen von Freihandelsabkommen.
Die Prüfung umfasst Dokumenten- und ggf. physische Kontrolle. Ohne vollständige Anmeldung erfolgt keine Zollfreigabe.

Verfahren bei der Zollabfertigung: Green und Red Line

Risikobewertung und Prozess
Thailand nutzt ein Green- und Red-Line-System:
  • Green Line: Risikofreie Sendungen – automatische, schnelle Freigabe.
  • Red Line: Risiko-Sendungen – gründliche Dokumentenprüfung, ggf. physische Inspektion.
Die Zuweisung zu Green oder Red Line erfolgt automatisiert durch das e-Customs-System auf Basis eines sogenannten „Selectivity Profile“. Berücksichtigt werden dabei unter anderem:
  • Art der Ware (z. B. Lebensmittel, Pflanzen, Elektronik)

  • Herkunftsland

  • Importeurhistorie und bisherige Zollvergehen

  • Vorliegen erforderlicher Genehmigungen

  • Zolltarifnummer und Warenwert

Zahlung von Zöllen, Steuern und Abgaben

Abgaben und Präferenzen
Importierte Waren unterliegen Zoll, Verbrauchsteuern und MWSt., zahlbar elektronisch (EDI/Bank). Ausnahmen und Präferenzen bestehen insbesondere durch das ASEAN Free Trade Agreement. Die korrekte Warenklassifizierung ist entscheidend für die Abgabenhöhe. Das Abkommen zwischen der EFTA und Thailand ist unterzeichnet, aber noch nicht in Kraft und bietet Schweizer Unternehmen zahlreiche Vorteile wie der Genuss von Zollpräferenzen.

🧾Zolltarife (Import Duties)

  • Zollsatzspanne: Die Einfuhrzölle variieren je nach Produktkategorie zwischen 0 % und 80 %. Höhere Zölle betreffen insbesondere Luxusgüter, Fahrzeuge und bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse.

  • Freihandelsabkommen: Diese Abkommen können zu reduzierten oder aufgehobenen Zöllen für bestimmte Waren führen.

  • Zollberechnung: Die Zölle werden auf Basis des CIF-Werts (Kosten, Versicherung und Fracht) der importierten Waren berechnet.

💰 Mehrwertsteuer (VAT)

  • Aktueller Satz: Der Standard-Mehrwertsteuersatz beträgt derzeit 7 %. Obwohl der gesetzliche Normalsatz bei 10 % liegt, wurde der reduzierte Satz bis zum 30. September 2025 verlängert.

  • Anwendung: Die Mehrwertsteuer wird auf die meisten Waren und Dienstleistungen erhoben, einschließlich importierter Güter.

  • Ausnahmen: Bestimmte lebensnotwendige Güter wie Grundnahrungsmittel und medizinische Produkte können von der Mehrwertsteuer befreit sein oder einem ermäßigten Satz unterliegen.

📦 Weitere Abgaben

  • Verbrauchssteuer (Excise Tax): Zusätzlich zur Mehrwertsteuer können bestimmte Produkte wie Alkohol, Tabak und Luxusfahrzeuge einer Verbrauchssteuer unterliegen.

  • Quellensteuer (Withholding Tax): Für bestimmte Zahlungen an ausländische Unternehmen, wie Lizenzgebühren oder Dividenden, kann eine Quellensteuer von bis zu 15 % anfallen.

🛠️Hilfsmittel zur Zollberechnung

Zur Berechnung der anfallenden Zölle und Steuern kann beispielsweise der Thailand Import Duty Calculator verwendet werden: Ein Tool zur Schätzung von Einfuhrzöllen und Mehrwertsteuer basierend auf Produktdetails. 

Sanktionen, Fristen und rechtliche Folgen bei Verstossen

Rechtsfolgen bei Nichteinhaltung
Erfolgt die Anmeldung nicht binnen 30 Tagen, gelten Waren als herrenlos (§ 54 Customs Act), können eingezogen, versteigert oder vernichtet werden. Fehlerhafte Angaben, Schmuggel oder verspätete Deklarationen führen zu Bussgeldern, Verzögerungen und ggf. strafrechtlichen Folgen. Rechtsmittel sind möglich, müssen aber schnell und korrekt eingelegt werden.

Besondere Regelungen und Ausnahmen

Sonderwaren und Handelszonen
Für bestimmte Warengruppen (z.B. Gefahrgüter, Medizinprodukte, Luxuswaren) gelten spezielle Vorschriften, Genehmigungen oder Importlizenzen. Es gibt Listen verbotener und eingeschränkter Waren. Erleichterungen sind für spezielle Handelszonen oder Partnerschaften möglich, z.B. reduzierte Tarife oder vereinfachtes Verfahren für Produkte aus Partnerländern.
 
Fazit und praktische Empfehlungen
Das thailändische Zollsystem bietet trotz moderner Digitalisierung zahlreiche Regularien, die Handelsunternehmen strikt einhalten müssen. Fehler bei der Deklaration können zu erheblichen Verzögerungen oder Sanktionen führen. Ein verständnis der Abläufe und vorausschauende Vorbereitung sind zentrale Erfolgsfaktoren für einen reibungslosen Warenverkehr mit Thailand.

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